0026 - Duell der Mutanten
anfahrende Auto ein, öffnete den Schlag und sprang in das Innere. Er sah direkt in die vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen der jungen Dame, die jedoch nicht ihn, sondern die Ledertasche anstarrten, die er achtlos unter den Arm geklemmt hatte.
„Mein Gott", stöhnte Lloyd erschöpft, „haben Sie es aber eilig. Sie vergaßen Ihre Tasche im Flugzeug."
Die Fremde betrachtete ihn forschend, dann huschte Erschrecken über ihre Züge. Ihre Hand fuhr in die Kostümtasche und kam mit einem zierlichen Revolver wieder zum Vorschein. Aber Lloyd war durch ein entsprechendes Empfindungsmuster des anderen Gehirns gewarnt worden. Mit einem schnellen Griff nahm er dem Mädchen die Waffe ab.
„Aber nicht doch, meine hübsche Freundin", warnte er sanft. „Ich meine es doch gut mit Ihnen ..."
„Sie lügen", schüttelte sie den Kopf. Sie sprach ein etwas hartes Englisch mit russischem Akzent. „Seit Moskau verfolgen Sie mich. Meinen Sie, ich hätte das nicht bemerkt?"
„Sie sind Gedankenleserin?" Sie zögerte eine Sekunde, dann nickte sie. „Ja, ich bin Telepathin."
Im ersten Moment war Lloyd enttäuscht und sogar erschrocken. Wie sollte er mit jemand fertig werden, der seine geheimsten Gedanken erriet? Dann zuckte er die Schultern. „Gut, dann können wir ja offen miteinander reden.
Sie hatten von Overhead den Auftrag, die Luftfahrtlinien der Dritten Macht zu sabotieren. In dieser Tasche tickt eine Sprengladung. Sie stellten den Zeitzünder ein und ließen die Bombe in der Maschine. Zwischen hier und London wäre sie dann explodiert. Nun, habe ich richtig geraten?"
Sie maß ihn mit einem abschätzenden Blick.
„Und wenn es so gewesen wäre?"
„Dann wäre Perry Rhodan sehr daran interessiert, sich mit Ihnen zu unterhalten."
Über ihr hübsches Gesicht huschte ein Schatten.
„Ich habe kein Interesse daran, mich mit einem Verräter der Menschheit zu unterhalten. Das können Sie ihm bestellen. Im übrigen würde ich an Ihrer Stelle dafür sorgen, daß ich die Tasche dort loswürde. Die Sprengladung ist stark genug, uns beide bis in die Wolken zu befördern. Nur ich kenne den Zeitpunkt der Zündung."
„Solange Sie bei mir sind und keine Unruhe zeigen, kann mir nichts passieren", konterte Lloyd voller Logik. Er beugte sich vor und schob die gläserne Trennscheibe zurück. „Chauffeur, bringen Sie uns zum Flughafen zurück." Er schloß die Scheibe wieder und wandte sich an seine Gefangene.
„Es wäre nett, wenn wir uns vorstellen würden. Meinen Namen kennen Sie ja bereits. Wie darf ich Sie nennen?"
„Tatjana Michalowna", antwortete sie trotzig. Er fühlte, daß sie nicht log. „Aber mehr erfahren Sie auf keinen Fall."
„Perry Rhodan und seine Mutanten schon", versprach er seelenruhig und stellte zu seiner Genugtuung fest, daß sie erschrak. „Ich habe einen schnellen Flitzer auf dem Flughafen. In wenigen Stunden können wir in Terrania sein."
Sie gab keine Antwort. Ihr Blick lag nachdenklich auf der Ledertasche, die neben Lloyd stand. Er bemerkte es und lächelte.
„Keine Sorge, Madam, irgendwo in Sibirien schadet eine kleine Explosion niemand. Früher fanden dort größere statt." Sie schwieg verbissen.
*
Das geistige Duell zwischen John Marshall und Tatjana Michalowna war nur von geringer Dauer, dann wußte die Russin, daß Leugnen zwecklos war. Außerdem kam noch etwas anderes hinzu, mit dem sie nicht gerechnet hatte: Perry Rhodan.
Zögernd begann sie zu sprechen. „Wie alle Menschen stand ich der Dritten Macht skeptisch gegenüber. Für mich waren Sie, Mr. Rhodan ein Verräter, denn Sie verbündeten sich mit außerirdischen Lebewesen und strebten die Weltherrschaft an. Zugegeben, Sie verhinderten den Atomkrieg zwischen Ost und West, aber das gab Ihnen nicht das Recht, uns in eine Entwicklung zu drängen, die zu schnell fortschreitet und uns aus der vorgeschriebenen Bahn wirft. Wir hätten die Welt auch ohne Sie geeint."
„Davon bin ich überzeugt", gab Rhodan lächelnd zu und zwinkerte verständnisvoll. „Auf Ihre Art, natürlich. Ich tat es eben auf meine Art. Was ist dagegen einzuwenden?"
„Einiges. Jedenfalls begegnete ich eines Tages einem Mann, in dessen Gedanken ich Übereinstimmung mit den meinen feststellte. Auch er verdammt die Dritte Macht und wünscht Frieden.
Unseren Frieden. Ich nahm Verbindung mit ihm auf, und weil er von meiner telepathischen Begabung nichts ahnte, erfuhr ich alles. Eine Vierte Macht war und ist im Entstehen, eine rein menschliche Macht, die nichts
Weitere Kostenlose Bücher