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0027 - Die Grotte der Gerippe

0027 - Die Grotte der Gerippe

Titel: 0027 - Die Grotte der Gerippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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deutlicher, nahm Konturen an. Zuerst konnte Bill nur eine Art leuchtender Wolke wahrnehmen, und dann…
    Fast hätte er aufgeschrien.
    Wie gebannt stand er da. Seine Rechte umklammerte die Fackel, als könne sie ihm Halt geben, seine Augen waren vor Entsetzen weit aufgerissen und starrten auf die gräßlichen Geschöpfe, die sich nach und nach aus der hellen Wolke schälten.
    Gerippe!
    Nackte Knochen, grinsende Totenschädel, bleiches Gebein! Ein Dutzend der Schreckensgestalten schien gleichzeitig aus dem Nichts aufzutauchen. Immer stärker wurde das grünliche Phosphoreszieren in der Höhle, immer mehr Skelette erschienen, und schließlich hatte Bill das Gefühl, einer ganzen Armee gegenüberzustehen.
    Sein Gehirn war wie vereist.
    Schrecken lähmte ihn. Wie gebannt stand er auf der Schwelle, unfähig, sich zu rühren, und erst als einer der Knochenmänner langsam und unaufhaltsam auf ihn zukam, brach seine Erstarrung.
    Mit einem Schrei warf er sich herum.
    Blitzartig packte er die beiden goldenen Schlangenköpfe, wollte das Tor wieder zuschlagen vor der gräßlichen Invasion – und mußte feststellen, daß es sich noch nicht einmal um einen Inch bewegen ließ.
    Bill Fleming keuchte.
    Das Licht der Fackel, die er schon vorhin auf dem Boden abgelegt hatte, huschte über sein verzerrtes Gesicht und ließ die Schweißtropfen glitzern. Verzweifelt nahm er Anlauf, um wenigstens einen der Türflügel zu schließen, warf sich mit seinem ganzen Gewicht dagegen – aber er schaffte es nicht.
    Das grün phosphoreszierende Gerippe war nur noch ein paar Yard von ihm entfernt.
    Bill wich zurück. Todesangst schüttelte ihn. Mit einer blitzartigen Bewegung bückte er sich, riß die Fackel hoch und krallte seine schweißnasse Hand um den Griff, während er sich schwer atmend an die Wand preßte.
    Das Gerippe kam näher.
    Der Türflügel nahm Bill die Sicht, aber er konnte das gräßliche Klappern der Knochen hören. Kalt und heiß überlief ihn die Furcht.
    Jetzt schob sich das Skelett in sein Blickfeld. Noch zwei, drei Schritte machte es, dann blieb es stehen, der bleiche Schädel drehte sich, und die leeren Augenhöhlen schienen Bill Fleming anzustarren.
    Ein paar Sekunden vergingen.
    Sekunden, die sich für Bill zu Ewigkeiten dehnten…
    Und dann, als habe der Knochenmann eine Entscheidung getroffen, wandte er sich ab und ging weiter durch den kahlen Tunnel, ohne dem Amerikaner noch einen Blick zuzuwerfen.
    Ein zweiter Toter tauchte auf.
    Auch er sah nur einmal zu Bill Fleming hinüber, schien ihn mit seinen leeren Augen zu durchbohren und ging weiter. Drei, vier andere Skelette folgten ihm, glitten lautlos über die Schwelle. Immer mehr wurden es, zwei Dutzend, drei, eine kleine Armee, und alle schienen ein bestimmtes Ziel zu haben.
    Bill begriff allmählich, daß sie jedenfalls keine Anstalten machten, über ihn herzufallen.
    Die Todesangst ebbte ab.
    Er biß sich auf die Unterlippe, wischte vorsichtig mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn, und seine Gedanken arbeiteten fieberhaft, um zu verstehen, was sich da vor seinen Augen abspielte.
    Skelette!
    Tote, die sich wider alle Naturgesetze bewegen konnten. Die hinter dem goldenen Tor eingesperrt gewesen waren und die er offensichtlich aus ihrer Gefangenschaft befreit hatte.
    Griffen Sie ihn deshalb nicht an?
    Weil sie keinen Feind in ihm sahen – sondern den Befreier?
    Bill schluckte hart.
    Jäh fielen ihm wieder die Worte des alten Indio ein, und sein Herz begann zu hämmern.
    »Du aber wirst ungefährdet durch die Höhle der Schlangen gehen«, hatte Jacahiro gesagt. »Denn du bist bestimmt, die Heere der Azteken zu erwecken und dem Herrn der Finsternis das Leben zu bringen.«
    Die Heere der Azteken zu erwecken…
    Bill biß die Zähne zusammen. Jacahiros geheimnisvolle Worte schienen zuzutreffen, Wirklichkeit zu werden – im buchstäblichen Sinne. Tote Azteken waren an ihm vorbeimarschiert. Nur drei Dutzend etwa – aber wer konnte wissen, was sich noch in der Finsternis der Höhle verbarg!
    Und was war dann mit dem zweiten Teil der Prophezeiung? Was hatte dieses merkwürdige »dem Herrn der Finsternis das Leben bringen« zu bedeuten?
    Bill Fleming schloß die Augen und öffnete sie wieder.
    Er wußte, daß ihn etwas Schreckliches erwartete, wenn er weiter in die Höhle eindrang. Er spürte es in diesen Sekunden ganz deutlich – aber zugleich wußte er auch, daß er überhaupt keine Wahl hatte…
    ***
    »Tukákame! – Tukákame!«
    Laut hallten die Schreie durch

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