0028 - Der kosmische Lockvogel
beschäftigt.
Irgendwo begannen schwere Maschinen zu rumoren.
„Das unabhängige Separatkraftwerk", erklärte Adams weisungsgemäß. Rhodan hatte Wert darauf gelegt, Tifflor mit solchen Dingen vertraut zu machen.
„Natürlich kann ich mich nicht auf die fragliche Stromzufuhr aus den Energiezentralen der City verlassen. Treten Sie bitte ein. Sie werden in Gedankenschnelle in dem synchron geschalteten Transmitter auf Luna rematerialisieren. Bereiten Sie sich auf einen gelinden Schmerzzustand vor. Nehmen Sie an. Sie gingen in eine Raumschiff-Transition."
Tifflor schwankte gläsernen Blicks auf die unheimliche Maschine zu. Zwischen den kreisförmig angeordneten Gitterstäben war ein violettes Leuchten erschienen.
„Keine Gefahr", beruhigte Adams. „Das Gerät ist auf Sie abgestimmt. Einem Unbefugten möchte ich jedoch nicht raten, eine örtliche Versetzung seines Körpers zu riskieren. Sie haben Ihre Nachrichtenrolle?"
Tiff nickte. Dann stand er zwischen den beiden Plattformen und umklammerte die Pole mit beiden Händen.
Ehe er noch etwas fragen konnte, kam der zuckende Auflösungsschmerz. Adams sah zwischen den Feldpolstäben eine wirbelnde Spirale entstehen, die Sekunden später verschwunden war. Sofort darauf lief der Transmitter mit einem satten Brummen aus. Julian Tifflor, Student der Kosmonautik, war verschwunden.
Als Tifflor rematerialisierte, glaubte er, für den Bruchteil einer Sekunde geträumt zu haben. Es gab keine Erinnerung an den überlichtschnellen Transport durch eine übergeordnete Dimension, in der die Gesetze des Normaluniversums nicht galten. Vor seinen Augen wurde es klar. Er fand sich in einem absolut gleichartigen Gerät wieder, nur stand es nicht in dem kleinen Raum tief unter der Felsplatte Manhattans.
„Hallo, sagte Major Deringhouse trocken. „Wie fühlt man sich? Nein, lassen Sie den Unsinn. Ein eben rematerialisierter Mann baut keine Ehrenbezeigung. Kommen Sie erst einmal aus dem Käfig."
Tiff stapfte über die rote Gefahrenlinie. Dann sah er sich verstört um. Der Transmitter stand in einem völlig kahlen Felsraum, dessen eine Wandung lediglich von einer großen Schalttafel verziert wurde. Dicht dahinter lief mit leisem Sturm eine Maschine aus. Das mußte das hiesige Atomkraftwerk zur Energieversorgung sein. Groß war es nicht, das stand fest. Die Erbauer dieser unheimlichen Transportgeräte hatten niemals großen Wert darauf gelegt, die Kraftversorgung übermäßig wuchtig zu gestalten. Es sollte sogar Transmitter geben, die ihre Energiestation in der schweren Bodenplatte eingebaut trugen.
Tiff legte dennoch die Hand an die leichte Mütze der Ausgehuniform. Deringhouse musterte ihn sehr eingehend, ehe er knapp fragte: „Alles okay? Fühlen Sie sich wohl?"
„Vollkommen, Sir. Es war ein atemberaubendes Erlebnis."
„Danach habe ich zwar nicht gefragt, aber ich glaube es Ihnen trotzdem. Gut kommen Sie mit."
Tiff hatte auf einige Fragen gewartet. Deringhouse verzichtete auf die kleinste Bemerkung, die mit seinem, Tiffs, Auftrag irgendwie in Zusammenhang stehen konnte. Dessen ungeachtet schien der Major in großen Zügen informiert zu sein. Sein prüfender Blick auf Tiffs Brusttasche hatte allerlei verraten.
Vor der kahlen, ungeglätteten Felswand wuchtete der Entmaterialisator in die Höhe. Also wurde man auch hier durch ein A-Feld ins Freie geschleust.
„Sie befinden sich auf Luna weit unter dem Südpolstützpunkt!" erklärte Deringhouse. „Wenn wir oben ankommen, verlieren Sie keine überflüssigen Worte. Wir starten sofort zum Schulungsflug, bei dem Sie einen ganz normalen Platz als Prüfling einnehmen. Ist das klar?"
„Jawohl, Sir", flüsterte Tiff bedrückt. Die Sache wurde immer verworrener.
In Deringhouse schmalem Gesicht zeigte sich die Andeutung eines Lachens. Es war allgemein bekannt, daß dieser noch junge Offizier Humor hatte.
„Die Fragen der anderen Kadetten interessieren Sie nicht. Ich bin als einziger Mann an Bord über Ihren Kurierauftrag orientiert. Wenn Sie glauben, Schwierigkeiten auftauchen zu sehen, wenden Sie sich direkt an mich. Mehr gibt es wohl nicht mehr zu sagen, oder? Ah, doch, da ist noch etwas. Ich habe Sie darüber zu informieren, daß Ihr Double in einer Stunde zu Gobi fliegt. Die Maskenbildner scheinen hervorragend gearbeitet zu haben. Ihr Ersatzmann dürfte eben dabei sein, in Ihrem Elternhaus eine tränenreiche Abschiedszeremonie zu starten. Wir legen Wert darauf, für die wahrscheinlich vorhandenen Beobachter eine kleine
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