0028 - Der kosmische Lockvogel
Stationen. Start in fünf Minuten."
Das war Sergeant Rous! Man mußte ihn nehmen, wie er war.
„Ha - Sie haben ja noch den Hofball-Dreß an", regte sich der dunkelhaarige Mann auf. „Mensch, in zwölf Komma einsdreivier Sekunden sind Sie wieder hier, aber in Dienstkleidung!"
Tifflor rannte los. Rous breites Grinsen sah er nicht mehr. Eberhardt und Hifield schritten zu ihren Drehsesseln neben den beiden Pilotensitzen hinüber.
„Dicker Hund, was?" zischte Eberhardt. „Hast du ein Schiff landen sehen? Er hat immer noch die scharfe Spritze in der Halfter."
„Die kriegen wir nach dem Start auch. Okay, Ruhe jetzt."
Im mächtigen Leib der K-9 liefen die Maschinen an. Die Vollautomatik reagierte auf Rous Schaltungen so genau und zuverlässig, wie es ein Mensch niemals gekonnt hätte. Dies war ein Raumschiff, das nicht auf der Erde erbaut worden war. Arkonidische Supertechnik sah praktisch aus jedem Winkel hervor. Die Leistungskurve der Arkonimpulskonverter stieg steil nach oben. Eberhardt meldete die Bereitstellung der für die Andruckneutralisatoren erforderlichen Energie. Das eben noch tote Schiff war zu vielfältigem Leben erwacht.
Rous stand in Bildsprechverbindung mit dem Stützpunktkommandanten. Hinter dem abschirmenden Energievorhang begann der Weltraum. Beim Start der K-9 war es unerläßlich, die Kraftfeldglocke im Startsektor für den Bruchteil einer Sekunde zu öffnen.
„Klar zum Start, erbitte Säulenfeld", gab Rous durch.
Außerhalb der Kaulquappe begannen die Feldprojektoren des Mondhafens zu arbeiten. Eine leuchtende Energiesäule schoß nach oben, verband sich dort mit der Rundung des großen Schirmes und hüllte das Schiff gleichzeitig ein.
Das war eine derart großzügige und vollendete Schleuse, daß die irdischen Wissenschaftler jetzt noch staunten. Auf dem fernen Arkon landeten und starteten Raumschiffe schon seit mehr als zehntausend Jahren irdischer Zeitrechnung auf diese Art. Das Manöver war grundsätzlich dann angebracht, wenn man sich auf Häfen von luftleeren oder atmosphärisch giftigen Himmelskörpern befand.
Rous sah durch die transparente Panzerwand zur Funkzentrale hinüber. Der Kommandant saß noch vor einem Telekomschirm. Die darauf erschienene Person war von der Zentrale aus nicht erkennbar.
*
„Alles klar an Bord", murmelte Deringhouse sehr leise in das winzige Mikrophon des überlichtschnell arbeitenden Bildsprechgerätes. Rhodan nickte. Wen er mit einem Seitenblick bedachte, konnte der Major nicht erkennen. Perry Rhodan schien aber befriedigt zu sein.
Deringhouse ahnte nicht, daß er mit Tifflor einen überdimensionalen organisch lebenden Supersender an Bord genommen hatte. Auch Deringhouse wußte nicht alles. Rhodan hatte das bestätigende Kopfnicken der anwesenden Telepathen aus dem Mutantenkorps bemerkt. Es genügte ihm als Beweis, daß Tifflor gut auf dem Mondstützpunkt angekommen war.
„Vielen Dank. Start frei. Halten Sie sich bitte genau an Ihre Anweisungen. Bestehen noch Unklarheiten?"
Deringhouse zögerte, bis er hastig fragte: „Ist Everson durch?"
„Ja, einwandfrei in die Transition gegangen. Noch etwas?"
Deringhouse verneinte. Ob Tifflors Double inzwischen angekommen war, wagte er nicht zu fragen.
Sicherlich war es aber der Fall.
„Viel Glück also", schloß Rhodan ab. „Sorgen Sie mir für eine tadellose Abschlußprüfung der Kadetten. Das sind die Sternenkämpfer von morgen."
Das seltsame Lächeln des Chefs verstand der Major nur zu gut. In dem Augenblick mußte auf dem Raumhafen der Dritten Macht die Hölle los sein.
Die drei mächtigsten Schiffseinheiten Perry Rhodans waren längst klar zum Alarmstart. Deringhouse dachte sehnsüchtig an den Schweren Kreuzer TERRA, den er normalerweise befehligte. Nun hatte Captain McClears das Kommando über das 200 Meter durchmessende, auf der Erde erbaute Riesenfahrzeug übernommen.
Bei dem Gedanken an seinen Kreuzer hatte Deringhouse das unbestimmte Gefühl, als könnte er dessen machtvolle Strahlkanonen in kürzester Frist sehr gut gebrauchen. Die gewiß große K-9 war im Verhältnis zur TERRA ein lächerlicher Zwerg.
Rhodans Abbild erlosch. Deringhouse erhob sich betont bedächtig, ehe er zur Zentrale hinüberschritt. Rous schnarrte seine Meldung herunter. Die Männer kannten sich. Sie wußten, was sie voneinander zu halten hatten.
Der Kommandant sah den Sergeanten bedeutungsvoll an.
„Alles klar, Rous? Keine Pferdefüße an Bord?"
„Keine", sagte der untersetzte Rous sehr gedehnt.
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