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0028 - Der kosmische Lockvogel

0028 - Der kosmische Lockvogel

Titel: 0028 - Der kosmische Lockvogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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ganz einfach ein Mensch war, egal, welche Hautfarbe und welchen Glauben er nun besitzen mochte.
    Dieses Wissen machte den jungen Mann zum eiskalt überlegenden Taktiker. Orlgans war gefährlich!
    Seine Jovialität war Maske, und sein brüllendes Lachen mochte artbestimmt sein.
    Tiff verzichtete auf sein höfliches Lächeln. Draußen, in der Zentrale, waren andere Bärtige dabei, die besinnungslosen Gefährten gleich gewichtslosen Puppen wegzuschleppen.
    „Ich bedanke mich für die noch einigermaßen humane Behandlung", sagte er. „Wie dem auch sei, Kapitän Orlgans - Sie sind dennoch genau zehn Sekunden zu spät gekommen. Diese Zeit brauchte ich, um die Hülle zu vernichten. Sie sind natürlich informiert, oder?"
    Natürlich war Orlgans informiert! Sein breites Gesicht verdüsterte sich für einen Augenblick.
    „Ein sehr guter Verhandlungspartner!" meinte er mit einem forschenden Blick. „Offen, da er seine Stärken kennt. Niemals offen, wenn er bei sich Schwächen vermutet. So werden von klugen Männern Reiche gegründet. Ja, ich bin informiert. Weshalb, dachten Sie wohl, habe ich Ihr kleines Schiff angegriffen?"
    Es schwebte Tifflor auf der Zunge zu sagen, wie leicht es gewesen wäre, diesen Handelsraumer namens ORLA XI mit einer einzigen Salve zu vernichten. Er verzichtete darauf.
    „Was gedenken Sie nun zu tun?" erkundigte er sich knapp. „Wo befinden wir uns?"
    „Das interessiert Sie nicht. Mein Kompliment übrigens. Sie sprechen das Interkosmo hervorragend."
    „Unsere Schlachtschiffe sind noch hervorragender!" gab Tiff zurück.
    Orlgans Gesicht wurde starr. Kalt entgegnete er: „An Bord meines Schiffes gibt es einen Terraner, der sich Jean Pierre Mouselet nennt. Von ihm wissen wir sehr genau, daß Ihre kümmerliche Primitivwelt nur durch Zufall zu einem einzigen Schlachtschiff gekommen ist. Zu einem einzigen, haben Sie das verstanden! Sie sind, oder Sie waren der Überbringer einer Nachricht, deren Inhalt ganz besonders in meinen Interessenbereich fällt. Kosmische Handelspläne auf lange Sicht lassen Männer von meiner Art das Lachen vergessen. Wir sind friedfertig, wie ich sagte. Wohl aber ist uns das Recht gegeben, unsere alten Privilegien zu verteidigen. Das Große Imperium selbst gab uns vor langer Zeit die Vollmacht, unumschränkt handeln zu dürfen. Wir werden uns unterhalten, Mensch namens Julian Tifflor."
    „Sie kennen meinen Namen?"
    „Was dachten Sie? Sie hatten wohl angenommen, besonders schlau gehandelt zu haben?"
    Wieder kam das tosende Gelächter. Tiff fühlte sich gedemütigt. Da er von Rhodans Gesamtplan keine Ahnung hatte, sondern fest der Meinung war, in der Tat als Überbringer wichtigster Nachrichten gedient zu haben, hielt er Orlgans Erklärung für stichhaltig. Männer wie Deringhouse hätten darüber gelächelt.
    Natürlich waren die sogenannten Geheimnachrichten fingiert gewesen.
    Tiff wurde etwas grob, aber durchaus freundlich abgeführt. Dazu meinte Orlgans grinsend: „Wir sind artverwandt, Tifflor. Wir sollten uns vertragen. Ich sehe nicht ein, warum das nicht möglich sein sollte. Wahrscheinlich haben Sie von meinem Volk keine Ahnung. Wir, die Springer, sind mächtiger als das Imperium selbst. Ich verhandle laufend mit wirklich fremden Intelligenzen. Warum sollte ich es nicht mit Ihnen können? Ich will Ihnen sagen, daß meine Vorfahren ebensolche Arkoniden waren wie Ihr Lehrmeister, den Sie Crest nennen!"
    Tiff fuhr innerlich zusammen. Dieser Fremde wußte viel eigentlich schon viel zu viel! Wer war Jean Pierre Mouselet?
    Tifflor hatte den Namen noch nie gehört. Dennoch sagte er sich, daß Orlgans detaillierte Informationen nur von einem Menschen stammen konnten. Obendrein noch von einem intellektuellen Menschen, der über eine gehörige Portion wissenschaftlicher Erkenntnisse verfügen mußte. Anders war Orlgans Wissen überhaupt nicht zu erklären.
    Tiff bemerkte flüchtig, daß man die noch besinnungslosen Männer der Besatzung in die große Mannschaftsmesse des Beibootes schleppte. Alle wichtigen Stationen waren von Leuten besetzt, die genauso wie Orlgans aussahen. Vor der großen Ladeschleuse über dem Ringwulst mußte er wieder einen Raumanzug anlegen. Knapp zwanzig Meter entfernt wölbte sich die Bordwand des fremden Schiffes auf. In der Hülle klaffte eine dunkle Öffnung. Als Tiff die ersten Riesenkerle hinüberschweben sah, wußte er, daß man sich im freien Fall befand. Die erkannte Koppelsonne schien noch weit genug entfernt zu sein, so, daß man vorerst

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