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0028 - Der kosmische Lockvogel

0028 - Der kosmische Lockvogel

Titel: 0028 - Der kosmische Lockvogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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militärischen Unternehmungen des Chefs. Dieses Wissen reichte aus, um Tifflor den Angstschweiß auf die Stirn zu treiben.
    Seine Habachtstellung glich einem verbogenen Korkenzieher. Seltsamerweise flatterten seine Beine erst unterhalb der Knie, weshalb Tifflor in aufsteigender Panik auf den Moment seines endgültigen Zusammenbruchs wartete. Andere Kadetten hätten das besser gemacht, ganz sicher sogar! Humpry Hifield hätte wahrscheinlich wie ein Klotz vor dem Chef gestanden; ohne mit der Wimper zu zucken und ohne unter Komplexen zu leiden.
    Perry Rhodan musterte den zwanzigjährigen SpA-Schüler sehr lange und sehr eingehend. So hatte er selbst einmal vor dem Kommandeur der Space Force gestanden - innerlich bebend, jeden Muskel verkrampft. Zu jener Zeit, es war Anfang der sechziger Jahre gewesen, war eben die Space Force unter dem ehemaligen Oberst Pounder erschaffen worden.
    So unterdrückte er sein aufkeimendes Lächeln. Er tat es auch dann noch, als der anwesende Telepath, John Marshall, lautlos durchgab: „Chef, er kippt gleich um. Für ihn sind Sie so etwas wie ein kleiner Herrgott."
    Rhodan verstand die telepathische Nachricht halbwegs einwandfrei. So sagte er nach einem kurzen Räuspern: „Sie sind privat hier, Mr. Tifflor. Nehmen Sie deshalb bitte Platz."
    Tiff schwankte auf den Sessel zu. Als er hineinkippte, machte sich der Funkhelm prompt selbständig und folgte dem Zug der Schwerkraft. In Tiffs Ohren dröhnte der Aufschlag mörderisch laut. Entsetzt, auf alles gefaßt, sah er zu dem Mann hinter dem Schalttisch hinüber.
    „Der schöne Hut!" meinte Rhodan trocken. „Haben Sie etwas gegen ihn?"
    Tiff stammelte zahllose Beteuerungen, daß er - selbstverständlich! niemals etwas gegen die Diensthelme einzuwenden hätte, ganz im Gegenteil! Die eingebauten Funksprech- und Bildanlagen seien hervorragend und absolut nutzbringend.
    Rhodan geduldete sich zwei Minuten, bis Tiff mit seiner Funkhelm-Beschwörung fertig war. John Marshall zog sich unauffällig zurück. Sein kurzes Nicken sagte alles. Kadett Julian Tifflor war völlig einwandfrei. In seinem Bewußtsein gab es nichts, was er von Rhodan zu verbergen gehabt hätte.
    „Nun, da wären wir uns ja einig", unterbrach Rhodan. „Vielen Dank für die erschöpfenden Ausführungen. Sie wissen, warum ich Sie zu mir befohlen habe?"
    Tiff verstummte. Bereits etwas gefaßter verneinte er. Rhodans Gesicht verschloß sich. Die betonte Gleichmütigkeit in den Zügen hätte andere Leute stutzig gemacht. Tifflor spürte nur seinen jagenden Puls.
    Jetzt mußte die Katastrophe kommen!
    Rhodan zog ein gefaltetes Blatt Papier unter einem Aktenstapel hervor.
    „Ihr Herr Vater zeigt eine bemerkenswerte Entschlußkraft. Es kommt nicht alle Tage vor, daß jemand dem Präsidenten der Dritten Macht ein rein privates Telegramm schickt. Sie werden ab sofort beurlaubt, Mr. Tifflor."
    Tiffs Verkrampfung lockerte sich, um einem grenzenlosen Staunen Platz zu machen.
    „Ein - ein Telegramm?" stammelte er verblüfft.
    Rhodan nickte. Die ganze Erklärung sah nicht danach aus, als wäre der Chef bereit, dem Kadetten eine außergewöhnliche Vergünstigung einzuräumen. Tiff spürte es ebenfalls. Rhodan registrierte die plötzliche Wachheit des Nachwuchs-Kosmonauten aus den Augenwinkeln. Der junge Mann schien sich verwandelt zu haben. Jede Unsicherheit war von ihm abgefallen.
    „Ihre Schwester wird heute noch heiraten. Deshalb auch die Eile."
    „Eileen, heiraten?"
    „Um achtzehn Uhr, Ostküstenzeit. Sie fliegen in einer Stunde ab, der Sonne entgegen. Sie nehmen einen einsitzigen Raumjäger. Die Maschine wird für Sie soeben klargemacht. Trauen Sie sich zu, den superschnellen Jäger heil nach New York zu bringen?"
    Tifflors Gesicht glühte. Großer Gott: mit einem Raumjäger der Dritten Macht nach New York! Das war mehr als eine überraschende Mitteilung. Tiff nickte wortlos. Er fand keine Worte mehr. Rhodan musterte ihn sinnend. Das Telegramm wanderte über den Tisch. Es war in der Tat eine gänzlich ungewöhnliche Nachricht.
    „Normalerweise wäre mir der Inhalt niemals mitgeteilt worden", bemerkte Rhodan. „Ich habe aber vor, Sie mit einer besonderen Sache zu beauftragen. Die Hochzeit Ihrer Schwester kommt mir dabei wie gerufen. Unauffälliger kann ich keinen Sonderkurier nach New York bringen. Sie halten sich im Hause Ihres Vaters auf, bis Sie eine Nachricht unter dem Schlüsselwort Himmelstor erhalten. Danach melden Sie sich sofort bei Homer G. Adams, dem Chef der General

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