003 - Der Hexer von Sumatra
pechschwarz.
Ein Klecks in der Natur.
Und diesen Klecks sprengte eine vernichtende Kraft auseinander.
Das Schwarz löste sich auf, und von Darren O’Donnell war nichts mehr zu sehen.
Barsok, dem Hexer von Sumatra, stand ein Killer weniger zur Verfügung!
***
Mr. Silver war endlich fertig und verließ sein Zimmer. Auf dem Weg zum Fahrstuhl traf er Isabella Rabal, die schwarzhaarige Spanierin, die ihm recht gut gefiel. Er wünschte ihr einen guten Morgen.
»Wird sich erst herausstellen, ob dieser Morgen gut ist«, sagte das Mädchen und seufzte leidend.
»Fühlen Sie sich nicht wohl?«
»Ich fühle mich miserabel.«
»Sie waren gestern auf Mort Messinas Yacht, nicht wahr?«
»Ja, ich weiß heute kaum noch, was sich dort abgespielt hat. Irgendjemand bot mir Gras an. Ich hätte es nicht rauchen sollen, habe es noch nie getan, war neugierig, wollte es mal versuchen. Ich werde es nie wieder anrühren, das steht fest. Marihuana plus Wodka. Ich glaube, ich habe mich unmöglich benommen. Wenn meine Eltern davon erfahren würden, würden sie mich glatt enterben.«
Sie fuhren mit dem Lift nach unten. Wenig später traten sie auf die Terrasse. Der Ex-Dämon suchte seinen Freund. Er konnte Tony Ballard aber an keinem der Tische sitzen sehen.
»Frühstücken wir zusammen?« fragte der Hüne mit den Silberhaaren.
»Okay. Ich werde außer Kaffee wohl kaum etwas hinunterkriegen«, sagte Isabella Rabal. Ihr Englisch war beinahe lupenrein.
Sie setzten sich.
Isabella legte die Handflächen auf ihre Schläfen. »So schnell wie gestern war ich noch nie weggetreten. Ich hätte dieses Zeug nicht rauchen dürfen. Es machte mich hemmungslos. Vielleicht muß ich mich für das, was ich gesagt oder getan habe, sogar schämen, ich weiß es nicht. Man wird es mir irgendwann erzählen, und ich werde vor Scham im Erdboden versinken.«
»Sehr schlimm wird es schon nicht gewesen sein«, meinte Mr. Silver lächelnd.
»Wenn ich mich bloß erinnern könnte.«
»Waren viele Leute da?«
»O ja, die Yacht war voller Menschen. Ich glaube, ich habe von Mort Messina verlangt, er solle alle nach Hause schicken.«
»Hat er’s getan?«
»Nein. Heute bin ich froh darüber. Wer weiß, was ich alles angestellt hätte, wenn ich mit Mort allein gewesen wäre. Ich glaube, ich muß mich bei ihm entschuldigen.«
Während des Frühstücks schwieg Isabella Rabal. Sie trank nur drei Tassen schwarzen Kaffee. Er belebte sie. Schon nach der ersten Tasse fühlte sie sich ein wenig wohler.
»Was halten Sie von Mort Messina?« fragte die Spanierin nach dem Frühstück.
»Von ihm als Mensch oder von ihm als Künstler?«
»Beides.«
Der Ex-Dämon hob die Schultern. »Leider kenne ich ihn sowohl als Mensch als auch als Künstler zuwenig, um ihn objektiv beurteilen zu können.«
»Er ist ein netter Kerl.«
»Werden Sie den heutigen Tag auf seiner Yacht verbringen?«
»Das weiß ich noch nicht. Mal sehen.« Isabella schob die leere Kaffeetasse nachdenklich vor sich hin und her. »Sonderbar«, sagte sie.
»Was ist sonderbar?« fragte Mr. Silver.
»Ich weiß heute nicht mehr, wie ich nach Hause gekommen bin. Hat mich jemand heimgebracht? Bin ich allein heimgegangen? Ich kann mich nicht erinnern. Und wenn ich an die Party auf der Yacht denke, fällt mir auch nur Lärm und laute Musik ein. Ich habe viel getanzt. Mit wem, das weiß ich nicht mehr. Ich kann mich auch nicht entsinnen, von wem ich das Gras bekommen habe. Ich weiß nur, daß es irgendwann einen schlimmen Horror-Wachtraum hervorrief.«
»Einen Horror-Wachtraum?«
Isabella Rabal nickte. »Ich erinnere mich dunkel daran, daß Mort Messina Eis holen wollte. Er begab sich unter Deck. Ich kann mich nicht erinnern, ihn danach wiedergesehen zu haben. Irgendwann zu diesem Zeitpunkt setzte der Wachtraum ein. Ich bildete mir ein, Mort zu suchen, weil er zu lange wegblieb. In meinem Traum kam ich zu einem Bullauge, und als ich da durchblickte, sprang mich das Grauen an. Ich sah ein Skelett. Es lag auf dem Boden. Die Gebeine fluoreszierten auf einmal. Das Leuchten ging in ein grelles, blendendes Gleißen über. Und danach war das Skelett verschwunden. Ein irrer Traum, finden Sie nicht auch, Mr. Silver?«
Der Ex-Dämon nickte langsam. »Ja, wirklich irr.«
Schon wieder ein Skelett! Er dachte an das Gerippe, das in Darren O’Donnells Suite gelegen und sich genauso aufgelöst hatte, wie Isabella Rabal es beschrieben hatte. Das war kein Traum gewesen.
Ein weiteres Skelett.
Diesmal auf Mort Messinas
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