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003 - Der Puppenmacher

003 - Der Puppenmacher

Titel: 003 - Der Puppenmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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telefonisch mit seiner Dienststelle in Verbindung und verlangte eine Exhumierung der Leiche Edgar Palmers. Zuerst versprach man ihm die Erlaubnis für die Exhumierung bis morgen früh. Als Chapman jedoch ein wenig Druck ausübte, wurde ihm die Erledigung der Formalitäten für den frühen Nachmittag garantiert. Das war immer noch reichlich spät, aber schneller ging es nicht einmal für einen Secret-Service-Agenten. Er beschloß, die verbleibende Zeit mit einer Besichtigung des Grabes zu verbringen.
    Der St. Anthony Friedhof war nicht besonders groß. Er war von einer verfallenden Steinmauer umgeben und lag eingebettet in einen Wald. Es führte nur eine gewundene Schotterstraße zu dem einzigen Eingang. Der Parkplatz, der maximal dreißig Autos faßte, war leer.
    Nachdem Chapman den Wagen abgestellt hatte, ging er zum Pförtnerhaus. Es war abgeschlossen. Er blickte durch das staubige Fenster, konnte jedoch niemanden erblicken. So betrat er auf gut Glück den Friedhof. Vielleicht begegnete er einem Gärtner oder einem Besucher, der ihm den Weg zu Edgar Palmers Grab zeigen konnte. Gemächlich schritt er die breite Allee entlang, sah sich immer wieder um, konnte aber zwischen den Grabreihen keine Menschenseele entdecken. Außer dem Krächzen der Krähen war nichts zu hören. Die Luft war frostig kalt, die Bäume und Sträucher waren mit Raureif überzogen. Alles deutete darauf hin, daß es bald schneien würde.
    Keine dreißig Meter links von Chapman erhob sich inmitten von kahlen Sträuchern und niedrigen Nadelbäumen die Aufbahrungshalle, dahinter lag eine kleine Kapelle. Vielleicht befand sich jemand in der Halle, der ihm Auskunft geben konnte. Chapman schritt darauf zu. Als er nur noch wenige Meter von der Eingangstür entfernt war, stutzte er. Ihm war, als hätte er ein Geräusch gehört. Er wirbelte herum und griff automatisch nach seiner Waffe, zog sie jedoch nicht. Das Geräusch war nur von einer Krähe verursacht worden.
    Chapman lächelte erleichtert und wandte sich wieder der Aufbahrungshalle zu. Die Tür war nicht abgeschlossen und öffnete sich quietschend. Noch bevor der Agent die schattenhaften Umrisse des Mannes hinter der Schwelle erkennen konnte, sprach ihn dieser an.
    »Sie sind früher als erwartet eingetroffen, Mr. Chapman«, sagte der Unbekannte mit leicht südländischem Akzent.
    Chapman zog blitzschnell seine Waffe. Seine Augen gewöhnten sich nur langsam an das Dämmerlicht. Der Mann vor ihm war klein und drahtig. Er hatte einen dunklen Teint, und sein schwarzes Haar war pomadisiert. Er war Chapman auf Anhieb unsympathisch. Der Agent spürte die Gefahr, die von ihm ausging. Und dann fiel ihm noch etwas auf. Das Kruzifix an der Wand war verformt und die Inschrift – I.N.R.I. – bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Vom Gekreuzigten waren nur noch die festgenagelten Hände und Füße übrig. Rund um das deformierte Kreuz waren Schriftzeichen und eine Reihe von obszönen Schimpfworten hingekritzelt.
    »Aber, aber, Mr. Chapman! Was wollen Sie denn mit der Pistole?«
    fragte der Unbekannte. Er näherte sich langsam und fuhr mit gesenkter Stimme fort: »Sie werden doch nicht schießen, ohne mich anzuhören? Ich habe Ihnen einen Vorschlag zu machen. Schließen wir einen Pakt. Helfen Sie mir, Dorian Hunter zur Strecke zu bringen, und ich schenke Ihnen die Freiheit.«
    Chapman schoß. Er hatte noch nie in seinem Leben an die Existenz von Dämonen und Gespenstern geglaubt, nicht einmal als Kind, aber jetzt spürte er das Böse, das von diesem unscheinbaren Mann ausging. Er wußte plötzlich, daß Dorian Recht hatte. Es gab die Mächte der Finsternis, und dieser Mann gehörte zu ihnen. Immer wieder drückte der Agent ab, bis das Magazin leer war, aber der Unbekannte lachte ihn nur aus.
    »Wie Sie wollen, Mr. Chapman. Dann werden Sie eben nicht mein Verbündeter, sondern mein Sklave sein. Halte ganz still! Sei artig, mein stolzer, energischer Puppenmann!«

    Lord Hayward beobachtete Dorian Hunters Ankunft aus einem Fenster im zweiten Stock der Jugendstilvilla. Inzwischen zweifelte er, ob es klug gewesen war, sich mit Hunter einzulassen. Dieser Mann verstand zweifellos etwas von der Materie, aber er begnügte sich nicht damit, Phillip zu helfen, sondern schnüffelte überall und in allem herum. Hayward ging zur Tür, schob die beiden schweren Riegel beiseite, die er vor einer Woche selbst montiert hatte, schloß auf und lauschte. Im Haus war es vollkommen still. Er nahm an, daß seine Gäste noch nicht

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