003 - Der Puppenmacher
gebissen wurden, waren sie blutsaugende Ungeheuer. Tote, die nicht sterben konnten und durch ihren Biß andere unschuldige Menschen infiziert hätten. Ich habe sie von ihrem schrecklichen Dasein erlöst. Vielleicht findet man eines Tages ein Mittel, um die Opfer der Vampire zu heilen und in die menschliche Gesellschaft zurückzuführen, aber vorher müßten sich Wissenschaftler finden, die an die Existenz der Vampire glauben. Bis dahin gibt es keine andere Möglichkeit, als diese bedauernswerten Kreaturen zu töten.«
»In meinen Augen sind Sie dennoch ein bestialischer Mörder«, sagte Lord Hayward keuchend.
»Blicken Sie in die Särge!« verlangte Dorian. »Sehen Sie irgendwo Leichen?«
Hayward kam der Aufforderung nur zögernd nach. Als er sah, daß in jedem der Särge nur noch ein Häufchen Asche lag, weiteten sich seine Pupillen. »Aber …«
»Vampire zerfallen nach ihrem Tod zu Staub«, erklärte Dorian.
»Ohne Leiche kein Mord. Dieses Problem hat sich also von selbst erledigt. Es gibt indessen noch einige Dinge, die einer Klärung bedürfen. So würde mich zum Beispiel interessieren, wieso sich die drei Vampire ihren Unterschlupf ausgerechnet auf Ihrem Grundstück gesucht haben. Mir ist von Anfang an nicht entgangen, daß Sie mir etwas verschweigen, Lord Hayward. Glauben Sie nicht, daß es an der Zeit ist, endlich die Karten aufzudecken?«
»Ich kann nicht«, sagte Hayward leise. »Um Phillips willen, lassen Sie mich in Ruhe! Vergessen Sie, daß ich Sie um Hilfe gebeten habe.
Ich konnte nicht ahnen, daß Sie alles nur noch schlimmer machen würden. Sagen Sie mir, was ich Ihnen schulde, aber dann verlassen Sie mein Haus und lassen Sie sich nicht mehr blicken! Sie würden nur Verderben über Phillip bringen. Bitte gehen Sie!«
Der Dämonenkiller schüttelte den Kopf. Er hatte durchaus Mitleid mit dem Alten, aber diesen Wunsch konnte er ihm nicht erfüllen. Es ging nicht allein um Phillip, sondern zunächst vor allem um Cocos Schicksal.
»So leicht werden Sie mich nicht mehr los, Lord Hayward«, sagte Dorian mit fester Stimme. »Ich werde diese Sache aufklären, ob Sie mir helfen oder nicht. Es liegt ganz an Ihnen.«
Verzweifelt blickte Hayward ihn an.
Dorian hatte sich mit Phillip auf dessen Zimmer zurückgezogen, um hier auf Donald Chapman zu warten. Zwei Stunden waren vergangen, seit er die drei Vampire getötet hatte, als es an der Tür klopft.
Dorian öffnete. Draußen stand eine attraktive rothaarige Frau Mitte der Dreißig. Sie hielt ein Tablett mit Sandwiches in den Händen. Bei Dorians Anblick lächelte sie kokett.
»So attraktiv hätte ich Sie mir gar nicht vorgestellt, Mr. Hunter«, meinte sie. »Sie haben so etwas – Dämonisches an sich, das mir den Atem raubt.«
Er registrierte verwundert, daß sie ihn mit seinem richtigen Namen ansprach, obwohl er sich als Holborn vorgestellt hatte. Also wußte man bereits über seine wahre Identität Bescheid. »Sind Sie eine Angestellte Lord Haywards oder gehören Sie zu den Gästen des Hauses?« erkundigte er sich. »Ich habe Sie hier noch nicht gesehen.«
»Ich heiße Pamela Bancroft. Ich trete nur selten in Erscheinung, denn ich bin eine richtige Schlafmütze. Nur aufregende Männer muntern mich auf.« Sie reichte ihm das Tablett. »Hier, nehmen Sie!
Damit Sie bei Kräften bleiben.«
Dorian zögerte. »Ich habe eigentlich keinen Hunger.«
»Sie können die Sandwiches unbekümmert essen. Sie sind nicht vergiftet.« Sie warf einen Blick auf Phillip und fügte hinzu: »Ich würde Ihnen gern beim Essen Gesellschaft leisten. Aber Phillip kann mich nicht besonders leiden.«
Dorian blickte auf den Hermaphroditen. Er wälzte sich auf der Matratze von einer Seite auf die andere und stöhnte leise. Als der Dämonenkiller sich wieder umdrehte, eilte Pamela Bancroft bereits die Treppe hinunter. Er stieß die Tür mit dem Fuß zu und brachte das Tablett zum Tisch. Phillip hatte sich wieder beruhigt. Er lag mit offenen Augen auf dem Rücken, nur seine Hände bewegten sich.
Die grazilen Finger tanzten über die Bettdecke und liebkosten einander. Dorian überlegte. Wer war Pamela Bancroft? Nach Phillips Reaktion zu schließen, gehörte sie der Schwarzen Familie an.
Dennoch glaubte er ihr, daß die Sandwiches nicht vergiftet waren.
Er nahm eines und biß herzhaft hinein. Es schmeckte.
Er war hungriger, als er geglaubt hatte. Gedankenversunken aß er.
Es wurde Zeit, eine Entscheidung herbeizuführen. Der Kreis begann sich zu schließen. Noch begriff
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