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003 - Der Puppenmacher

003 - Der Puppenmacher

Titel: 003 - Der Puppenmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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trug langes, wirres Haar, das ihm schlohweiß bis in den Nacken hinunterfiel. Um seine Augen zuckte es nervös, als er seinen Blick über die Anwesenden wandern ließ.
    »Du hast Besuch, Scotty«, rief Lady Hurst, als sie ihn sah.
    »Ich weiß«, sagte Lord Hayward und knetete nervös seine Hände.
    Er hielt den Blick gesenkt, um niemandem in die Augen sehen zu müssen. Mit einer fahrigen Bewegung in Chapmans Richtung fügte er hinzu: »Wollen Sie mir bitte in mein Arbeitszimmer folgen, meine Herren?«
    Lord Haywards Arbeitszimmer legte Zeugnis darüber ab, daß er in früheren Jahren viel durch asiatische Länder gereist war: Buddhafiguren auf den Schränken und auf dem Tisch, chinesische Drachenmasken an den Wänden, ein Schrumpfkopf polynesischer Kopfjäger und tausenderlei andere Souvenirs füllten den holzgetäfelten Raum.
    In dieser erdrückenden Fülle von Erinnerungsstücken stach Dorian ein kleiner Bilderrahmen ins Auge, der in einem Regal stand. Er nahm ihn in die Hand und blickte auf das Foto eines etwa zehnjährigen Jungen, der ein schmales Gesicht und große, ausdruckslose Augen besaß, die in unbekannte Fernen starrten. Sein Mund war voll und sinnlich und besaß einen fein geschwungenen Amorbogen. Eigentlich hätte es viel eher das Bildnis eines Mädchens sein können, aber wegen des kurzen Haarschnitts und weil Lord Hayward einen Sohn und keine Tochter hatte, nahm Dorian automatisch an, daß es sich um Phillip handelte.
    »Ja, das ist mein Sohn«, antwortete Lord Hayward auf seine Frage.
    Er ging hinter seinen beladenen Schreibtisch und deutete auf die beiden bequemen Besuchersessel. »Nehmen Sie doch bitte Platz!« Er setzte sich ebenfalls und spielte nervös mit einem Briefbeschwerer, der die Form eines malaiischen Dolches besaß. Kaum daß Dorian und Chapman saßen, sprudelte es nur so über Haywards Lippen.
    »Sie sind also Dorian Hunter. Und Sie glauben, daß Sie meinem Sohn helfen können? Ich würde alles dafür geben, wenn Ihnen das gelänge. Sie ahnen gar nicht, was wir schon alles versucht haben, um Phillip … Aber das gehört nicht hierher. Hat Ihnen Mr. Chapman meine Befürchtungen mitgeteilt? Schön. Dann kann ich mir lange Erklärungen sparen. Was meinen Sie, Mr. Hunter, werden Sie Erfolg mit Ihrer Teufelsaustreibung haben?«
    Dorian holte Atem und sagte: »Sie schätzen mich falsch ein, Lord Hayward. Ich bin kein Exorzist, denn das, was man unter Teufelsaustreibung versteht, gehört in den Bereich der Scharlatanerie.«
    »Was sind Sie dann?« fragte Hayward scharf und warf Chapman einen rügenden Blick zu. »Glauben Sie etwa nicht an Dämonen?«
    Dorian erwiderte nüchtern: »Ich glaube an Dämonen, weil ich weiß, daß es sie gibt. Aber man kann sie nur sehr schwer mit weißer Magie bekämpfen, und besiegen kann man sie nur, indem man sie tötet. Die Magie ist das Element der Dämonen, und jeder Mensch, der sich in dieser Disziplin versucht, wird den kürzeren ziehen.
    Einen Vampir kann ich vielleicht mit Knoblauch und einem Kruzifix in die Flucht schlagen, aber wenn ich ihn töten will, dann muß ich ihm einen Pfahl durchs Herz bohren. Das gleiche gilt für alle dämonischen Gestalten. Ich kann sie mit Hilfsmitteln – wie einem Drudenkreuz und magischen Formeln – in Schach halten, aber wenn ich für alle Zeiten von ihnen erlöst sein möchte, dann muß ich sie aufspüren und töten.«
    »Ich sehe, Sie verstehen etwas von der Materie, Mr. Hunter«, sagte Hayward beeindruckt. »Aber gibt es neben diesen drastischen Maßnahmen nicht auch Möglichkeiten, die Dämonen zu verbannen, so daß sie nie mehr wiederkommen?«
    »Das kommt auf den speziellen Fall an«, antwortete Dorian. »Die Beispiele sollten eigentlich nur dazu dienen, ihnen die Situation zu illustrieren. Dämonen sind keine Gespenster, sondern Wesen aus Fleisch und Blut – schwarzem Blut natürlich. Sie können aussehen wie Menschen und sich auch so benehmen, wenngleich ihr Denken und Fühlen in ganz anderen Bahnen verläuft. Sie sind eben in jeder Beziehung dämonisch, unmenschlich und in unserem Sinne böse.
    Aber es sind Wesen mit einem Körper. Keine Schemen.«
    »Das ist mir nicht unbekannt«, erwiderte Hayward nach einer Pause. Er blickte auf die Platte seines Arbeitstisches und spielte mit dem Briefbeschwerer. Nach kurzem Schweigen blickte er Dorian in die Augen und sagte: »Ich vertraue Ihnen, Mr. Hunter. Wollen Sie jetzt Phillip sehen und ihn untersuchen? Danach möchte ich von Ihnen hören, welche Gegenmaßnahmen

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