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003 - Die schwarze Rose

003 - Die schwarze Rose

Titel: 003 - Die schwarze Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dara Joy
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sein modisch geschultes Auge warf, war zu bedauern.
    „Was stimmt denn nicht mit meiner Kleidung?" Wenn Deiter sich ärgerte, trat sein deutscher Akzent noch deutlicher hervor. Schnapps unterstützte ihn mit lautem Gejaule, was Percy nicht im Mindesten zu beeindrucken schien.
    „Glauben Sie, meine Meinung hätte kein Gewicht? Immerhin hört der König auf mich."
    Dieser Erklärung folgte ein skeptisches Schnaufen. „Der ist nicht ganz richtig im Kopf."
    Nun entstand eine kurze Pause. Offenbar konnte Percy dieses Argument nicht widerlegen. „Fragen wir Lord Sexton, was er davon hält", schlug er schließlich vor.
    O nein! Das würde John nicht ertragen. Hastig schaute er sich nach einem Fluchtweg um. Die Stimmen kamen immer näher. Zum Glück war er in der Kunst, aus Schlafzimmern zu entkommen, sehr bewandert. Davon konnten zahlreiche Londoner Ehemänner ein Lied singen.
    Unters Bett? Zu offensichtlich.
    In den Schrank? Könnte gefährlich sein.
    Hinter die Vorhänge? Fantasielos.
    Der Balkon!" Er öffnete die Tür, sprang hinaus und schloss sie wieder. Im selben Augenblick eilte Percy ins Zimmer. Er klopfte niemals an, weil er es für sein gottgewolltes Recht hielt, überall nach Belieben einzutreten.
    „John!" Schritte hallten durch den Raum, und Lord Sexton presste sich an die Außenmauer. „Seltsam, ich könnte schwören, ich hätte ihn vorhin hier hineingehen sehen." Noch mehr Schritte. „Nun, das macht nichts. Sehen Sie mal, Deiter - damit Sie verstehen, was ich meine."
    John hörte, wie sein Schrank aufschwang, und grinste. Das dachte ich mir. Zu gefährlich.
    „Probieren Sie das mal an." Percy hatte offenbar den Schrank durchstöbert.

    Vorsichtig spähte John durch die Glastür und knirschte mit den Zähnen. Verdammt, meine Lieblingsweste!
    Deiter schlüpfe widerstrebend in das Kleidungsstück aus goldfarbenem Satin. An den Schultern war es zu breit, in der Taille ließ es sich nicht zuknöpfen.
    „Das kriegen wir schon hin." Percy postierte sich vor dem Deutschen und packte beide Westenzipfel. Mit aller Kraft zerrte er daran und schloss die Knöpfe, ehe Deiter Luft ausatmen konnte.
    Sogar auf dem Balkon vernahm John das unverkennbare Geräusch der Fäden, die sich von der Tyrannei der Nähte befreiten. Ratsch!
    Lautlos hämmerte Johns Faust gegen die Ziegelmauer.
    „Schauen Sie ..." Percy übersah die Risse am Rücken der Weste und drehte Deiter zum geschnitzten Wandspiegel.
    Misstrauisch musterte der Deutsche seine Erscheinung und räusperte sich.
    „Erkennen Sie den Unterschied?" Percy schwenkte beide Hände durch die Luft.
    „Sehen Sie, wie dieses Goldgelb die Glanzlichter in ihrem Haar betont?"
    Glanzlichter? Verwirrt schüttelte John den Kopf. Der Mann hatte pechschwarzes Haar.
    Die buschigen Brauen zusammengezogen, beugte Deiter sich vor.
    „Und bemerken Sie, wie die Farbe Ihren Nimbus stärkt? Jeder Mensch weiß, dass Gold nach Geld riecht."
    Allmächtiger, gib mir die nötige Kraft, damit ich das alles überstehe! betete John stumm.
    Nun begann sich der melancholische Deiter doch tatsächlich vor dem Spiegel zu spreizen.
    Percy klopfte ihm auf die Schulter. „Ars gratia artis", deklamierte er feierlich. „Kunst um der Kunst willen."
    Mühsam bezwang John seinen Lachreiz. Bald danach verließen die beiden das Zimmer. Mit seiner Weste. Seltsamerweise gewann er den Eindruck, Percy würde boshaft grinsen, bevor er die Tür schloss, und einen Blick zum Balkon werfen.
    John stand in Chloes Zimmer vor dem Schrank.
    Durch das Mahagoniholz drang eine gedämpfte Stimme. „Cherchez Chloe! Was bilden sich diese Leute eigentlich ein? Habe ich an meinem Hochzeitstag nichts anderes zu tun, als für ihren Komfort zu sorgen? Ist es meine Schuld, wenn sie sich langweilen? Warum sind sie hierher gekommen? Sind wir die horsd'oeuvres ihrer unersättlichen Neugier? Non!"
    In Johns Wange bildete sich wieder einmal ein Grübchen. Also hatte er richtig geraten - Chloe kochte vor Zorn. Er öffnete den Schrank, lehnte sich an die Tür, die Arme vor der Brust verschränkt, und wartete.
    Einen Augenblick später erschien Chloes Kopf zwischen den Kleidern, mit wirrem roten Haar. „Wieso wusstest du, wo ich bin?" fragte sie allen Ernstes.
    „Oh, ich hab's nur vermutet", erwiderte er trocken.
    Immer noch wütend über die unvorhergesehene Ankunft so vieler anspruchsvoller Gäste, die sie teilweise gar nicht kannte, war sie nicht in der Stimmung für irgendwelche
    Späße. Außerdem musste sie überlegen, was sie

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