003 - Die schwarze Rose
dass sie sich sagte, es sei nur Einbildung gewesen.
„Ja?" fragte sie zögernd.
Mit seiner freien Hand strich er über ihre Wange. „Wir haben ein Abkommen getroffen - und niemals ein Wort gebrochen, das wir einander gaben."
„Nein - nie."
Die Berührung verwandelte sich in eine betörende Zärtlichkeit. „Dann musst du dir keine Sorgen machen. Ich werde immer alles mit dir besprechen."
Sollte das bedeuten, dass er sich an jede Vereinbarung halten würde? „Versprichst du mir das, John?"
„Ja", flüsterte er.
Nun glitt seine Hand von Chloes Wange zu ihrem Nacken. Sanft zog er sie zu sich hinab. Seine grünen Augen verdunkelten sich, und sie glaubte, darin wie in einem See zu versinken. Gerade noch rechtzeitig riss sie sich zusammen. Es dauerte eine Weile, bis sie wieder klar denken konnte. Welch ein gefährlicher Mann er ist. . .
„Etwas anderes hast du mir auch versprochen", mahnte sie.
Zu allem Überfluss zeigte sich auch noch das Grübchen in seiner. Wange. „Was denn, Chloe-Kätzchen?"
Abrupt stand sie auf und glättete ihre Röcke. „Dass du warten würdest", erinnerte sie ihn.
„Warte ich etwa nicht?"
„Aber . . ."
Ein teuflisches Lächeln bildete winzige Fältchen in seinen Augenwinkeln, und er erschien ihr verführerischer denn je. „Natürlich warte ich." Gedehnt sprach er das Wort aus, als würde es etwas ganz anderes bedeuten.
Warum forderte er sie so gnadenlos heraus? Sie bückte sich, zerrte ein Grasbüschel aus der Erde und warf es John ins Gesicht.
„Wie leicht du dich provozieren lässt ..." Lachend erhob er sich. „Daraus könnten sich interessante Situationen ergeben."
Zu ihrer Bestürzung spürte sie, wie heißes Blut ihre Wangen rötete. Er ging zu seinem Hengst und schwang sich in den Sattel. Dann beugte er sich hinab und reichte ihr seine Hand, die sie widerwillig ergriff.
„Benutz den Steigbügel, Chloe."
Weil sie annahm, er würde sie wie in früheren Zeiten hinter sich aufs Pferd setzen, gehorchte sie. Stattdessen hob er sie auf seinen Schoß und umschlang sie mit beiden Armen.
„John!" protestierte sie und wand sich unbehaglich umher.
„Beruhige dich, meine Süße, ich bringe dich nur nach Hause."
Und warum klang seine Stimme so verführerisch? Knabberte er tatsächlich an ihrem Ohrläppchen? Chloe erstarrte.
In diesem Augenblick wurde ihr bewusst, dass sie bald heiraten mussten. Lange würde es nicht mehr dauern, bis sie seinen Liebeskünsten erlag, dann würde er ihre mangelnden Erfahrungen bemerken - und das Täuschungsmanöver durchschauen.
„Welcher Weg führt nach Hause?" Seine Lippen streiften ihr Ohr und weckten seltsame, prickelnde Gefühle. „Hoffentlich finde ich ihn - irgendwann."
Chloe machte sich auf einen ausgedehnten, qualvollen Ritt gefasst. Und es dauerte tatsächlich sehr lange, bis sie das Haus erreichten. Inzwischen fühlte sie sich in ihrer Ansicht bestätigt - eine baldige Hochzeit war die einzige Lösung des Problems.
Wieder einmal kam ihr Maurice zu Hilfe.
Offenbar hatte er beschlossen, den Viscount selber festzunageln. An diesem Abend teilte er John mit, er habe eine Sonderlizenz beschafft, die Hochzeit könne sofort stattfinden, und die Comtesse treffe bereits alle nötigen Vorbereitungen.
Nun saß Lord Sexton endgültig in der Falle.
4. KAPITEL
Die Farce beginnt
An diesem Tag, kurz vor zwölf, sollte im Chacun à Son Goût die Trauung vorgenommen werden. Zumindest hatte John am vergangenen Abend von Sir Percy eine entsprechende Mitteilung erhalten. Und diese Informationsquelle war über jeden Zweifel erhaben.
Erbost starrte John durch das Fenster seines Schlafzimmers in den Garten. Diesen Raum würde er bald nicht mehr bewohnen, sondern die Herrschaftssuite, und die damit verbundene Verantwortung übernehmen.
Nicht, dass es ihn störte, Chloe heiraten zu müssen. Nachdem er sich an den Gedanken gewöhnt hatte, freute er sich sogar darauf. Was ihn irritierte, war die atemberaubende Geschwindigkeit, mit der die Hochzeitspläne verwirklicht wurden.
Am Vortag war er mit Chloe zum Haus geritten, und Maurice hatte sie schon ungeduldig erwartet. Ein Blick genügte dem Onkel, um festzustellen, wie unschicklich Chloe auf Johns Schoß saß. In den Augen des Marquis lag eine unmissverständliche Botschaft. Mach eine anständige Frau aus ihr, bevor du einen Skandal heraufbeschwörst.
Normalerweise pflegte Maurice solche Indiskretionen zu übersehen. In diesem Fall zog er klare Grenzen. John begegnete der Herausforderung,
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