003 - Höllenkommando »Phönix«
Vallon zuckte mit den Schultern.
»Schwer zu sagen. Ich tu mein Bestes und ich habe mich bereits an einige Fälscher gewandt. Schließlich brauchst du ja auch einen guten Pass. Mit einer Pfuscharbeit würdest du nicht weit kommen. Aber du bist effektiv ein zu heißes Eisen. Niemand will irgend etwas mit dir zu tun haben. Mechanics setzt Himmel und Hölle auf der Suche nach dir in Bewegung.«
»Verdammt, ich muss hier raus. Die Zeit arbeitet gegen mich. Mit jeder verstreichenden Stunde wird die Gefahr größer, dass man mich entdeckt. Zudem treibt mich dieses untätige Herumsitzen langsam aber sicher in den Wahnsinn. Ich muss zu Flibo, koste es, was es wolle.«
Erneut lachte der Dealer auf. »Wirf nicht so mit Geld um dich, das du nicht besitzt. Momentan bist du völlig abgebrannt und schuldest mir noch Zwanzigtausend. Wenn es mit deinem Geschäft nicht klappen sollte, sieht es schlecht aus für dich. Der Pass allein wird dich noch rund Zehntausend kosten.«
»Was ich weiß, ist ein Vielfaches davon wert«, verkündete der Reporter selbstsicher. »Mach dir darum nur keine Sorgen. Du bekommst dein Geld schon. Außerdem ist eine Zahlung nur für den Fall eines erfolgreichen Geschäftsabschlusses vereinbart.«
»Was aber nicht für den Pass gilt. Mach dir keine Sorgen, ich kriege schon einen. So lange bist du hier absolut sicher.«
»Hoffentlich.«
Sie kauerten in einem abgelegenen ehemaligen Abwasserkanal, um sich ungestört unterhalten zu können. Nun richtete Pierre Vallon sich auf und strich sich den Anzug glatt.
»Ich werde mich wieder auf den Weg machen«, sagte er und wandte sich um.
Bernstein nickte ihm flüchtig zu. Er verharrte noch einige Minuten lang an seinem Platz. Der Gedanke, in den miefigen, überbelegten Schlafraum zurückzukehren, in dem seine Matratze lag, schreckte ihn ab.
Auch der Aufenthaltsraum, der genau wie der Schlafraum aus einem ehemaligen Wasserspeicher bestand, vermochte ihn nicht zu reizen.
Er kannte die Leute hier nicht und er legte auch keinerlei Wert darauf, mit ihnen in näheren Kontakt zu treten. Sie waren von einem gänzlich anderen Schlag als er, wobei die richtigen Verbrecher ihm noch am harmlosesten erschienen.
Die Politischen waren es, die ihm Unbehagen einflößten. Vielleicht lag es daran, dass sie ihm in gewisser Weise ähnelten.
Die meisten von ihnen waren intelligent und gebildet. Auch ihm gefiel vieles an den herrschenden Zuständen nicht, aber er unternahm gar nicht erst den Versuch, sie zu ändern. Das war in seinen Augen ein aussichtsloser Kampf wie gegen Windmühlenflügel. Er hatte sich mit den Verhältnissen arrangiert und nahm sie hin.
Nur sein Gewissen hatte er niemals ganz beschwichtigen können. Das war der Grund, warum ihn die Politischen abstießen. Sie erinnerten ihn allein durch ihre Existenz immer wieder an seine eigene Feigheit und zerstörten das Lügengebäude aus Furcht und Resignation, das er sich aufgebaut hatte.
Er würde niemals die Entschlossenheit und Radikalität dieser Menschen aufbringen können, die sich gegen die Herrschaft der Konzerne stellten und eine groß angelegte Demokratisierung forderten. Überwiegend arbeiteten sie mit friedlichen Mitteln, aber einige von ihnen hatten bereits resigniert und waren zu vereinzelten Terroranschlägen übergegangen.
Diese fanden jedoch nirgendwo Rückhalt, nicht einmal in ihren eigenen Reihen.
Nach einiger Zeit erhob sich auch Jerry Bernstein. Ziellos lief er in den alten Stollen umher, sofern sie groß genug waren, dass er sie betreten konnte.
Was er plante, war keine Rebellion. Letztlich konnte ihm egal sein, für welchen Konzern er arbeitete. Mechanics gegenüber fühlte er sich in keiner Form verpflichtet. Aber er würde sich nicht grundsätzlich gegen die Konzerne stellen, sondern nur zu Flibo überwechseln.
Sofern er seinen falschen Pass bekam …
Und das musste möglichst schnell geschehen. Nicht nur, weil er der scheinbaren Sicherheit hier nicht traute, sondern auch, weil ihm sonst möglicherweise ein anderer das Geschäft wegschnappen konnte. Er wusste, dass es zahlreiche Spione im Konzern gab. Wenn einer von ihnen an die gleichen Daten herankam und sie an Flibo übermittelte, war sein Chip so gut wie wertlos.
Aber er konnte keinen Einfluss mehr auf diese Entwicklung nehmen. Für den Augenblick war er zur absoluten Untätigkeit verdammt.
Nach einiger Zeit trieb der Hunger Jerry Bernstein doch in den Aufenthaltsraum zurück.
Er glaubte, die Blicke der zahlreichen Menschen wie
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