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003 - Rom sehen und sterben

003 - Rom sehen und sterben

Titel: 003 - Rom sehen und sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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Blut, dachte Matt in einem Anflug schrägen Humors. Oder es ist eine archaische Art von Bewusstseinserweiterung…
    Etliche der Menschen ringsum waren in etwa gekleidet wie die Barbaren aus dem Norden, in Fell und Leder. Andere aber trugen ganz andere Kleidung, und wieder kam Matt der Begriff Flickenteppich in den Sinn. Die Outfits schienen zusammengewürfelt aus Dingen, die die Jahrhunderte überdauert hatten.
    Oder sie waren diesen alten Modellen nachempfunden.
    Am augenfälligsten jedoch waren die exotischen Rüstungen. Abenteuerliche Kombinationen entdeckte Matt da; Teile von Tierpanzern hatten dabei Verwendung gefunden, und Metallschrott.
    Schwindel drohte Drax zu erfassen, so gewaltig war der Ansturm neuer bizarrer Eindrücke.
    Es kostete ihn Mühe, sich dazu zu zwingen, nicht jedes Detail seiner Umgebung mit Blicken erforschen zu wollen. Aber es war der einzige Weg, um zu verhindern, dass ihm einfach die Sinne schwanden.
    Im Weitergehen versuchte Matthew also alles Neue um ihn her zu ignorieren. Eine Anstrengung, die ihn fast körperliche Kraft kostete. Aber irgendwie schaffte er es, sich nicht mehr zu wundern und nicht mehr zu gaffen.
    Vielleicht half ihm auch das Gefühl, beobachtet zu werden.
    Es war nicht so, dass Matt meinte, jeder würde ihn oder ihre kleine Gruppe anstarren. Er spürte nur jemandes Blick, so deutlich und unangenehm wie eine kalte Hand, die ihm im Nacken lag.
    Er sah zu Aruula hin. Sie schien nichts davon zu bemerken, und so schob Matt den Eindruck seinen überreizten Nerven zu…
    Sie hatten einen großen Platz erreicht, die Piazza di Spagna. Am anderen Ende erhob sich die Spanische Treppe, und es wimmelte hier wie überall von Menschen.
    Überrascht stellte Matt fest, dass offenbar Handel betrieben wurde. An einfachen Ständen wurden Dinge des Alltags getauscht oder erworben, und er fragte sich, ob es in der Stadt wohl gar ein Zahlungsmittel gab; ob man das Geld quasi neu erfunden hatte.
    Das ließ sich herausfinden, wenn er sich unter das handelnde und feilschende Volk mischte. Aber dazu kam Matt Drax nicht. Denn plötzlich veränderte sich die Stimmung um ihn her, so deutlich und nachhaltig, dass diese Veränderung auch von ihm Besitz ergriff.
    Stille senkte sich über die Piazza, binnen weniger Sekunden. Eine angespannte Atmosphäre machte sich breit. Jeder Einzelne hier schien auf etwas zu lauschen, die meisten sogar mit angehaltenem Atem.
    Und als das Geräusch schließlich aufklang, von fern und leise noch, ging ein Raunen durch die Menge wie ein Windstoß Laub rascheln ließ.
    Matt hörte das Geräusch ebenfalls. Aber es war ihm unmöglich zu sagen, wer oder was es verursachte. Es waren Rufe, schrill wie die von Tieren, und dazu kam ein dumpfes Dröhnen wie von unzählig vielen Füßen.
    Und beides wurde lauter, kam näher.
    Aruulas Hand schloss sich fest um Matts Oberarm. Für eine halbe Sekunde begegneten sich ihre Blicke. Matt las Sorge in den Augen seiner Gefährtin. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Aber ehe sie es tun konnte, waren sie da.
    ***
    Grünhäutige schlanke Gestalten, abenteuerlich gerüstet. Ihre Gesichter muteten repilienhaft an, wie mit kleinen grünen Hornplatten überzogen. Die runden Augen lagen so tief in den Höhlen, dass sie kaum vorhanden schienen. Matt schätzte die Zahl der Schauergestalten auf anderthalb Dutzend.
    Der Anblick der Tiere, auf denen sie ritten, stand dem ihren in nichts nach. Es waren Echsen. Mindestens dreieinhalb Meter lang, ohne Schwanz gerechnet. Der maß noch einmal annähernd dieselbe Länge. Und die Tiere ließen diese Schwänze hin und herschnellen, um jeden, der sich ihnen zu weit näherte, davonzuschleudern.
    Schreie brandeten auf. Bewegung geriet in die erstarrte Szenerie.
    Aber nicht jeder der hier versammelten Menschen suchte sein Heil in der Flucht.
    Matt hatte halbwegs eine Massenpanik erwartet, eine menschliche Stampede. Er hatte befürchtet, dass jeder rücksichtslos seinen Nächsten niedertrampeln würde, dass es Tote geben würde, die nicht etwa auf das Konto dieser grausigen Echsenreiter gingen, sondern Opfer der Hysterie wurden.
    Doch dem war nicht so. Zumindest nicht in dem Maße, wie Matt es befürchtet hatte. Zwar zog sich das Gros der Menge zurück, aber es geschah ohne sonderliche Hektik. Die Menschen wichen so weit zurück, bis sie die Piazza säumten.
    Ein Großteil fand Platz auf der Spanischen Treppe. Andere erklommen Statuen und steinerne Sockel oder verschwanden in umstehenden Häusern, um dann

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