Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
003 - Rom sehen und sterben

003 - Rom sehen und sterben

Titel: 003 - Rom sehen und sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
Vom Netzwerk:
Blick folgte ihrem ausgestreckten Arm. Ein weiterer Echsenreiter kam in ihre Richtung. Offenbar waren die Schüsse doch nicht so unbemerkt geblieben, wie Matt gehofft hatte.
    Er zielte, krümmte den Finger, erreichte den Druckpunkt - und hielt inne.
    Jemand kam ihm zuvor. Jemand oder - etwas…!
    Ein dunkler Schemen tauchte auf wie aus dem Nichts. Schien von irgendwoher heranzufliegen, flatternd und formlos. Und vor allem rasend schnell!
    Der Schatten prallte gegen den Reiter, stieß ihn vom Rücken der Echse. Ein dumpfes, aber eindeutig wütendes und tierhaftes Grollen und Knurren war zu hören…
    ... und dann flog der hässliche Schädel des Reiters in ihre Richtung, prallte zwei Schritte vor Matts Füßen zu Boden, rollte noch ein bisschen näher und blieb schließlich so liegen, dass die Fratze zu ihm hochstarrte, der mit Hornlippen besetzte grüne Mund zu einem grotesken Grinsen verzerrt. Tief in den Augenhöhlen schien etwas wie ein allerletzter Funke zu verglimmen.
    Matts Blick suchte den Torso des Reiters, fand ihn aber nicht. Dafür traf er auf die seltsame Schattengestalt, die auf ihn und Aruula zugestürmt kam. Jetzt sah Matt, dass es sich nicht um einen Schatten oder ein Gespenst handelte, sondern um jemanden, der eine dunkle Kutte trug. Das Gesicht des anderen lag im Schatten einer weiten Kapuze, die Ärmel waren so lang, dass die Hände darin verschwanden.
    Reflexhaft hob Matt die Waffe, doch eine blitzschnelle Bewegung des anderen wischte sie zur Seite, ehe Matt auch nur daran denken konnte, den Stecher durchzuziehen.
    Dunkle Augen blitzten ihn unter der Kapuze her an. Und sie sagten mehr als Worte, was der andere verlangte: Kommt mit!
    ***
    Während Aruula und er der gedrungenen Kapuzengestalt hakenschlagend durch das Kampfgedränge folgten, fragte sich Matt Drax, warum er sich eigentlich der Führung eines Wildfremden anvertraute. Wahrscheinlich weil es in diesem Chaos völlig egal war, wem er hinterherlief und wohin…
    Wie sie das Kunststück fertig brachten, die Piazza unbehelligt zu verlassen, vermochte Matt im nachhinein nicht zu sagen. Wichtig war nur, dass sie es schafften.
    Ihr mysteriöser Führer eilte ihnen voraus und legte ein Tempo vor, das Matt ins Keuchen geraten ließ. Der andere stürmte wie ein Rammbock durch die Menge, und ehe sich die Lücken, die er freiräumte, wieder schließen konnten, waren auch Matt und Aruula hindurch.
    Die Piazza de Spagna blieb hinter ihnen zurück. Sie tauchten in ein Labyrinth aus verwinkelten, dunklen engen Gassen ein. Links ab, dann rechts und wieder links. Sie kletterten über Mauern hinweg, rannten durch düstere Hausflure in stinkende Hinterhöfe. Und wieder hinaus…
    Matt hatte längst die Orientierung verloren. Er wusste nur, dass er ohne Hilfe Tage brauchen würde, um den Weg aus diesem Irrgarten zu finden. Wenn überhaupt…
    Dann war die rasante Flucht vorbei. Sie waren am Ziel. Auch wenn Matt weder die leiseste Ahnung hatte, wo dieses Ziel lag, noch weshalb sie hier waren.
    Sie befanden sich in einem Kellergewölbe.
    Am Ende hatte der Weg etliche ausgetretene Treppen hinabgeführt, dann durch dunkle Gänge und Stollen. Gelandet waren sie in einer
    .. . Wohnung. Einem Raum wenigstens, der diese Bezeichnung annähernd verdiente. Jemand hatte sich hier heimisch eingerichtet.
    Der Kapuzenmann war gerade damit beschäftigt, ein paar Kerzendochte anzustecken.
    Waberndes Licht verdrängte die Dunkelheit, ohne jedoch den ganzen Raum zu erhellen; es schuf lediglich Inseln von Helligkeit.
    Matt sah sich um. Es gab einfaches Mobiliar. Eine Schlafstatt. Kisten und Truhen mit geschlossenen Deckeln. An den Wänden ein paar Regale, gefüllt mit uralten Dingen, manche rostig, andere nur verdreckt.
    Und in einer Ecke machte Matt einen klobigen, kantigen Schatten aus, den er auf den ersten Blick nur deshalb nicht erkannte, weil er weniger noch als alles andere an diesen Ort passte: ein Klavier…
    Ein würziger Geruch mengte sich in die dumpfe und feuchte Atmosphäre des Kellers. Ein rotglühendes Auge blinzelte Matt aus dem Dunkeln zu. Es dauerte einen Moment, bis er erkannte, was es damit auf sich hatte: Der andere hatte sich eine Zigarre angesteckt. Jetzt hielt er Matt und Aruula eine flache Schachtel hin, in der weitere Zigarren lagen. Matt nahm eine, klemmte sie sich aber nicht zwischen die Lippen, sondern drehte sie nur zwischen den Fingern.
    »Wer bist du?« fragte er schließlich. Aruula wiederholte seine Frage in der Barbarensprache.
    »Moss.«
    Der

Weitere Kostenlose Bücher