0031 - Teufelstrank um Mitternacht
fünfzehntausend Pfund zeigte selbst der Auktionator eine Reaktion. Mit einem blütenweißen Taschentuch mußte er sich den Schweiß von der Stirn wischen.
Und Sir Randolph ging noch höher. »Sechzehntausend!« rief er triumphierend.
Sein Gegner hielt mit.
Bei achtzehntausend Pfund jedoch paßte er.
Der Auktionator atmete auf. »Achtzehntausend zum ersten, zum zweiten und – zum dritten!«
Der Hammer knallte auf den Tisch. Sir Randolph Norfolk hatte gewonnen. Aufatmend ließ er sich zurückfallen. »Das wäre geschafft«, sagte er und stand auf.
Jane erhob sich ebenfalls. Zahlreiche Blicke begleiteten sie auf dem Weg zur Tür. Sir Randolph verschwand in einem kleinen Büro, um die Summe zu begleichen.
Als er nach wenigen Minuten zurückkam, trug er eine Ledertasche. »Darin ist sie«, sagte er stolz und lächelte Jane Collins zu.
»Dann wäre mein Job ja beendet«, sagte die Detektivin.
»Fast. Haben Sie vergessen…?«
»Entschuldigen Sie bitte, wenn ich Ihr Gespräch störe, doch ich möchte dem Mann gratulieren, der es geschafft hat, die Flasche Wein zu ersteigern.«
Jane und ihr Klient drehten sich um. Vor ihnen stand der Franzose, der mitgeboten hatte. Er lächelte, doch dieses Lächeln konnte nicht darüber hinwegtäuschen, wie nervös er war. Unter seiner Gesichtshaut zuckte es, die Lippen waren fest aufeinandergepreßt, und in den dunklen Augen flackerte das Unbehagen.
Sir Randolph war von diesem Besuch nicht sehr begeistert und gab sich auch ziemlich reserviert. »Sie wünschen, Sir?«
»Wie gesagt, ich wollte Ihnen nur gratulieren, Sie aber auch gleichzeitig warnen.«
»Wovor?«
»Vor dem Wein. Ich wollte ihn ersteigern, da er sich in unserem Familienbesitz befand. Leider sind meine finanziellen Mittel begrenzt, so daß ich das edle Stück nicht erwerben konnte.«
Ärgerlich wischte Sir Randolph mit der Hand durch die Luft. »Wer sind Sie überhaupt, daß Sie mich hier so einfach ansprechen?«
»Mein Name ist Gérard de Besançon. Einer meiner Vorfahren hat diesen Wein hergestellt.«
»Warum haben Sie ihn dann nicht schon früher in Ihren Besitz genommen?« fragte Sir Randolph.
»Ich war lange Zeit im Ausland und kam leider zu spät zurück. Sie kennen vielleicht die Geschichte der Flasche?«
Sir Randolph schaute Jane an, als wollte er sagen, da steht ein Verrückter vor uns. Dann erwiderte er: »Nein, ich kenne die Geschichte nicht und möchte sie auch nicht kennenlernen.«
»Das sollten Sie aber.«
»Tut mir leid. Ich habe keine Zeit.« Abrupt wandte sich der Engländer zur Seite. »Kommen Sie, Jane!«
Jane ging mit. Ihr Gesicht hatte einen nachdenklichen Ausdruck angenommen.
»Ich flehe Sie an. Trinken Sie den Wein auf gar keinen Fall!« rief Besançon ihnen noch nach.
»Schwätzer!« brummte Sir Randolph. »Oder was meinen Sie, Jane? So darf ich Sie doch nennen?«
»Ja, natürlich. Also wenn ich ehrlich sein soll, dann gefällt mir die Geschichte gar nicht. Der Mann ist bestimmt kein Spinner. Er hat ernst und überzeugend geredet.«
»Ja, so überzeugend, daß er mir den Appetit verdorben hat. Aber trotzdem, wir werden noch essen gehen.«
Der Chauffeur hielt bereits die Tür auf. Als sie im Wagen saßen, sagte Sir Randolph. »Und nach dem Dinner lade ich Sie in meine Stadtwohnung ein, um den Wein einmal zu kosten.«
»Wollen Sie wirklich die Flasche öffnen?«
»Warum nicht? Mir kam es nur auf die originelle Flasche an. Von Weinen halte ich nicht viel. Ich trinke lieber Whisky.«
»Und für eine Flasche geben Sie solch eine Summe aus?« fragte Jane Collins.
»Nennen Sie es den Spleen eines Millionärs«, erwiderte Sir Randolph Norfolk. »Und jetzt lassen Sie uns nicht mehr davon reden. Vor uns liegen wesentlich schönere Stunden.«
Jane Collins ließ sich von dem Optimismus des Mannes nicht anstecken. Sie hatte eine komische Vorahnung und war froh, daß sie mich angerufen hatte.
Als der schwere Wagen abfuhr, stand Gérard de Besançon vor dem Eingangsportal und starrte ihm nach. Langsam formten seine Lippen einen Satz. »Sie werden den Tag noch verfluchen«, flüsterte er und machte dann abrupt kehrt…
***
Im Kamin brannte das Feuer. Die Flammenzungen leckten gierig über die armlangen Holzscheite. Knisternd und prasselnd sprang die Rinde weg. Funken sprühten und verschwanden im Kamin.
Vor dem Kamin standen die beiden Schaukelstühle. Zwischen ihnen befand sich ein Tisch. Er war mit zwei noch leeren, hochstieligen, kostbaren Gläsern dekoriert, die so fein
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