0032 - Ausflug in die Unendlichkeit
wir uns wieder."
Die roten Lippen des Weltstars preßten sich auf die seinen und erfüllten somit seinen uralten Wunsch, einmal von der schönen Rallas geküßt zu werden. Wehrlos ließ er alles mit sich geschehen und achtete nicht einmal auf das homerische Gelächter, das in seine Ohren dröhnte.
Auch Rhodan, fürs erste von den Zudringlichkeiten der unverhofften Besucherin befreit, mußte lachen, als er Bully, in den Armen der Rallas regelrecht zerschmelzen sah. Nur der unglückliche Kadett Redkens mußte sich unter diesen Umständen als vom Schicksal stiefmütterlich behandelt sehen. Er starrte abwechselnd von Rhodan auf das engumschlungene Paar und wußte nicht mehr, was er von der Situation halten sollte.
Endlich schien der Unsterbliche einzusehen, daß es so nicht weitergehen konnte. Er sorgte dafür, daß Cleopatra ihr Opfer freiließ. Bully stand plötzlich allein und umfing jemand, der nicht mehr vorhanden war. Der Anblick war so komisch, daß Rhodan nun seinen Zorn völlig vergaß und laut zu lachen begann. Bully öffnete die verzückt geschlossenen Augen und bemerkte, wie lächerlich er sich benahm. Und das in Gegenwart von Redkins, der gegen die Wand gelehnt stand und immerzu stammelte: „Ein Autogramm! Und ich hätte so gern ein Autogramm von ihr gehabt!"
„Halten Sie den Mund, Redkens! Das Weib hätte Ihnen niemals ein Autogramm geben können - es war ein Geist."
Redkens war auf der ersten Reise zum Lebensplaneten noch nicht dabei gewesen, also wußte er nichts von den merkwürdigen Spaßen des unfaßlichen Wesens.
„Ein Geist? Aber ich kenne doch die Rallas ..."
„Es hätte ebensogut auch Kolumbus sein können", warf Rhodan ein. „Aber Kolumbus hätte mich sicher nicht so erschreckt wie diese ... wie hieß die Dame?"
„Rallas - die göttliche Rallas!" stöhnte Redkens enttäuscht. „Wie ist ein Geist möglich, der einen Körper hat?"
„Es kann alles", klärte Bully ihn auf, der allmählich seinen Schock überwand und begriff, welcher Illusion er zum Opfer gefallen war. „Es schafft aus unserer Vorstellung heraus materielle Illusionen. Es sind nichts als materialisierte Gedanken. Im Unterbewußtsein Rhodans war die Erinnerung an diesen einen Film mit der Rallas - und schon bildete der Unsterbliche die genaue Imitation und materialisierte sie hier im Schiff. Ganz einfach - obwohl ich zugeben muß, im ersten Augenblick darauf hereingefallen zu sein."
„War ein ziemlich langer Augenblick", machte ihn Rhodan aufmerksam und verstummte jäh. In seinem Gehirn war plötzlich eine Stimme die diesmal lautlose telepathische Stimme von ihm, dem Unsterblichen.
„He, alter Freund", sagte es. „Du kommst mich besuchen? Ah, du hast gewichtige Gründe, wie ich sehe. Nun, wir sollten uns ausführlich darüber unterhalten. Behaltet den jetzigen Kurs bei, ebenfalls die Geschwindigkeit. In genau drei Minuten prallt ihr gegen den Schutzschirm von Wanderer. Bremst."
Rhodan wartete auf weitere Anweisungen, aber sie bleiben aus. Er sah Bully an. „Hast du eben eine Stimme gehört?"
„Nein. Du?"
Da wußte Rhodan, daß es nur mit ihm allein gesprochen hatte. Und, so seltsam es auch schien, diesmal schien es Wert darauf zu legen, so schnell wie möglich mit Rhodan zu sprechen. Die exakte Positionsangabe ließ darauf schließen.
„Bremsung", befahl Rhodan. „Bully, sorge dafür, daß die Mannschaft sich auf eine starke Verzögerung gefaßt macht. Trotz unserer Schwerkraftfelder wird es einen hübschen Stoß geben. Wir treffen in drei Minuten auf das Energiefeld von Wanderer. Es wird uns abbremsen. Und dann..."
Jemand lachte. Es war Redkins. Der junge Kadett stand immer noch gegen die Wand gelehnt. In der Hand hielt er eine Postkarte mit einem Foto. Er starrte darauf und lachte, bis ihm die Tränen kamen.
Bully ging hin und nahm ihm das Foto ab. Er sah nur eine Sekunde darauf, ehe auch er zu lachen begann. Wortlos reichte er das Foto weiter. Rhodan sah eine haarscharfe und farbgetreue Aufnahme der Dame, die ihn noch vor Minuten so energisch an ihren Busen gedrückt hatte. Darunter stand in zierlicher Handschrift: „Meinem treuen Verehrer Redkens mit den besten Wünschen, die Rallas."
*
Die Raumschiffe der Springer waren nach arkonidischem Prinzip konstruiert worden, wenn sie sich auch nicht alle glichen. Jeweils die Flaggschiffe der einzelnen Sippenflotte waren mit Strukturtastern ausgerüstet, die jede Erschütterung des Raum-Zeit-Gefüges registrierten und anzeigten. Gekoppelt mit diesen
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