0032 - Der Schädeljäger
blitzschnell in die rechte Hand.
Ein wahnsinniger Schmerz durchraste Nicoles ganzen Arm, bis hinauf zur Schulter.
Sie wankte, hatte das Gefühl, dieser schwarze Schädel hätte ihr mit dem Biß Gift in den Körper gespritzt, denn plötzlich begann sich alles um sie herum zu drehen.
Immer schneller.
Als würde sie Karussell fahren.
Und der gräßliche Totenschädel fuhr mit ihr, lachte höhnisch.
Sie sah, daß sie an der Hand blutete. Sie wankte. Die Umgebung verschwand hinter einem lästigen Flimmerschleier.
Der Biß! schoß es ihr siedendheiß durch den fiebernden Kopf. Der Biß bringt dich um! Er hatte Gift in seinen grauenerregenden Zähnen. Er hat dir Gift in die Adern gejagt.
Das Gift bringt dich um!
Sie wankte, die Pistole entfiel ihrer Hand. Sie versuchte sich irgendwo festzuhalten.
Unsicher zuckten ihre Hände durch die Luft.
Über ihr hing der scheußliche Schädel, starrte sie schrecklich an, hatte das Maul geöffnet und war bereit, noch einmal zuzubeißen, falls es nötig sein sollte.
Aber es war nicht mehr nötig.
Nicole war dem Gift nicht gewachsen. Ihr junger schlanker Körper war nicht widerstandsfähig genug.
Ihre Beine knickten ein, ohne daß sie es hätte verhindern können.
Noch bei Bewußtsein, registrierte sie, wie sie mit dem Gesicht hart auf die Bretter der Veranda aufschlug.
Und sowohl der Dämon als auch dieser schwarze Totenschädel stießen erneut ein triumphierendes Gelächter aus, denn sie hatten erreicht, was sie erreichen wollten.
Ein rabenschwarzes Etwas breitete sich über Nicole Duvals Augen. Sie vergaß sich selbst und die ganze Welt.
***
Zizi, Lulu, Bill Fleming und Professor Zamorra vergnügten sich indessen seit Tagen in Paris.
Zizi und Lulu waren sündhaft schöne Nachtklubtänzerinnen, die Bill mit List und Charme aufgegabelt hatte.
Heute waren sie, nach mehreren Stationen, an denen stets mehrere Schnäpse getrunken worden waren, in Lulus riesiger Wohnung gelandet.
Zamorra hatte Bill Fleming und Lulu aus den Augen verloren.
Kein Wunder, die Wohnung glich einer Reitschule. Der Professor machte sich jedoch um den Freund keine Sorgen.
Er würde ihn wiederfinden, wenn er ihn suchte.
Spätestens beim Frühstück. Das war eigentlich früh genug. Zamorra hatte mit Zizi geduscht. Sie war dann in ein rustikal eingerichtetes Schlafzimmer verschwunden, und als er nun eintrat, lag sie nackt auf dem großen niedrigen Bett und wartete da auf ihn mit einem warmen, sinnlichen Lächeln.
Als er sich zu ihr legte, schlang sie ihre weichen Arme um seine Hüften.
Sie ließ ihm nicht die Zeit, die Initiative zu übernehmen, tastete sich sehr schnell zu immer intimeren Bereichen vor, keuchte leidenschaftlich und bewies dem Professor auf verschiedenste Weise, wie zugetan sie ihm war…
Der Morgen graute schon, als Zamorra in sein Hotel zurückkehrte.
Er hätte natürlich bei Zizi bleiben können, solange er wollte, doch er hatte es vorgezogen, das bißchen Schlaf, das er noch erwischen konnte, allein zu genießen.
Bill war noch in der Wohnung. Zamorra kletterte vor dem Hotel aus dem Wagen. Er schmunzelte und dachte daran, was Lulu und Zizi mit dem Freund noch alles anstellen würden, wenn sie erst ausgeschlafen waren.
Der Professor betrat die weite stille Marmorhalle. Seine Schritte echoten von den Wänden zurück. Sein Körper schimmerte auf dem blanken Boden.
An der Rezeption schnellte ein Mann mit verschlafenem Gesicht hoch.
»Ah, Professor Zamorra!« sagte der Livrierte freundlich. »Ein schöner Morgen, heute morgen.«
Zamorra nickte bloß.
»Wünsche wohl zu ruhen, Monsieur!« flüsterte der Mann hinter dem Pult mit einem verständnisinnigen Augenzwinkern.
Zamorra ballte grinsend die Faust.
»Oh, ihr Franzosen! Ihr habt für nichts mehr Verständnis als für das!«
Der Mann reichte ihm schmunzelnd seinen Zimmerschlüssel.
»Gibt es etwas Schöneres auf der Welt, als die Frauen und die Liebe, Professor?«
»Sie haben ja recht«, seufzte Zamorra und begab sich zum Lift.
Als er die Tür fast erreicht hatte, rief ihn der Livrierte.
Zamorra wandte sich um.
»Beinahe hätte ich es vergessen, Professor.«
»Was?«
»Ein Anruf… Das heißt … Eigentlich waren es mehrere Anrufe. Sieben oder acht.«
»Eine Dame?«
»Nein, Professor. Keine Dame. Ein Mann. Monsieur Rovel. Sie wissen schon. Der Chefredakteur…«
Zamorra nickte. »Was wollte er?«
»Er sagte, er müsse Sie dringend sprechen.«
»Hat er Ihnen nicht anvertraut, weshalb?«
»Nein, Professor.
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