0032 - Der Schädeljäger
hielt eine bluttriefende Machete in der Rechten. Und als er die Linke hob, dachte Nicole, von einem namenlosen Grauen gepackt und erwürgt zu werden.
Grinsend hielt ihr der Fremde den Kopf eines jungen Mädchens entgegen, während seine sehnigen Finger fest in die gelbe Wolle des blonden Haares vergraben waren.
Blut tropfte aus dem Hals, Nicole fühlte, wie sich ihr Magen umdrehte.
Jetzt erst fiel ihr der häßlich grinsende Totenschädel auf, der mit Holzkohle auf die hünenhafte Brust des Fremden gemalt war.
Sie preßte die Hände an ihr zuckendes Gesicht. Ihre Augen waren in namenlosem Schrecken geweitet.
»Wer sind Sie?« stammelte die Französin mit heiserer Stimme.
Der Mann kam noch zwei Schritte näher.
Nicole richtete zitternd die Pistole auf seine Brust.
»Keinen Schritt weiter, sonst schieße ich!« stieß sie aufgeregt hervor.
Als der Fremde den Browning auf sich gerichtet sah, warf er den Kopf zurück und stieß ein schauriges Gelächter aus.
Dann knurrte er ganz hinten in der Kehle. Seine bösen Augen starrten Nicole feindselig an.
Die Französin wich Schritt um Schritt vor dem grauenerregenden Kerl zurück.
Sie beabsichtigte, sich ins Haus zurückzuziehen und die Tür zu verriegeln.
Selbstverständlich hatte das keinen Sinn. Der Schreckliche konnte auch durch eines der Fenster ins Haus gelangen, wenn er wollte.
Ein plötzliches Blitzen hellte ganz kurz die Augen des dämonischen Mannes auf.
Er kam mit geschmeidigen Bewegungen näher.
»Bleiben Sie stehen!« fauchte Nicole, während ihr der Schweiß übers Gesicht rann.
Wieder lachte der Mann, daß es dem Mädchen eiskalt über den Rücken lief.
Da schoß sie in ihrer panischen Furcht. Sie feuerte dreimal nach seiner breiten Brust, die sie auf diese Entfernung nicht verfehlen konnte.
Der Unheimliche grinste.
Die Kugeln hatten ihm drei Löcher in den muskulösen Oberkörper gestanzt.
Genau dort, wo der häßliche Totenschädel die Brust zierte.
Aber der Mann zeigte überhaupt keine Wirkung. Er behielt sein Grinsen bei, fühlte keine Schmerzen, schien überhaupt nicht getroffen zu sein.
Da begriff Nicole Duval mit einemmal, wen sie hier eigentlich vor sich hatte.
Das war kein Verrückter, der durch den thailändischen Busch geschlichen war, um irgendeinem blonden Mädchen den Kopf abzuschlagen.
Das hier war ein Bote des Teufels.
Das war ein Vasall des Fürsten der Finsternis.
Dieser Kerl war ein Dämon.
Deshalb konnten ihm die Kugeln nichts anhaben.
Der Unheimliche zeigte Nicole, wozu er fähig war. Es schien ihm ungeheuren Spaß zu machen, sich über sie lustig zu machen.
Er stieß ein mordlüsternes Fauchen aus.
Aus den drei Einschußlöchern sickerte ein gelblicher Rauch.
Gleich darauf schlossen sich die Löcher vor Nicoles schockgeweiteten Augen.
Die Verletzungen waren nicht mehr vorhanden.
Und nun passierte etwas, das Nicole fast den Verstand raubte.
Der Mann blies seinen mächtigen Brustkorb noch mehr auf.
Plötzlich begann die Luft zwischen seinen Brustwarzen zu flimmern.
Der schwarze Totenschädel löste sich von seiner Haut.
Er materialisierte sich auf eine grauenvolle Weise.
Sobald dies geschehen war, verließ der furchtbare Schädel die Brust des Mannes. Mit knöchernem Geklapper kam er auf Nicole zugeflogen.
In den finsteren Augenhöhlen schimmerte das Feuer der Hölle.
Nicole wollte vor dem schauderhaften Schädel fliehen. Doch etwas lähmte sie.
Sie war nicht fähig, die Beine zu heben. Sie vermochte sich nicht umzudrehen.
Das Scheusal mußte sie mit einem schrecklichen Bann belegt haben, den sie nicht zu durchbrechen vermochte.
Mit klappernden Zähnen flog der scheußliche Schädel auf Nicole Duval zu.
Sie schoß in ihrer grenzenlosen Angst danach.
Die Kugel traf das schwarze Gebilde, prallte davon aber ab und sirrte in die Nacht hinein.
Beide begannen gellend zu lachen.
Der Schädel und der Mann mit dem häßlichen Horn in der Mitte der faltigen Stirn.
Nicole war einer Ohnmacht nahe, als sie sah, wie der gespenstische Schädel dicht vor ihr stehenblieb. Er lachte immer noch.
Es klang hohl, als käme dieses Gelächter geradewegs aus der Hölle.
Und plötzlich wuchsen dem Scheusal lange Zähne. Vor allem die Eckzähne wurden zu blitzenden Dolchen.
Nicole zitterte am ganzen Leib.
Die Schädelbestie sauste auf sie zu.
»Nein!« schrie das Mädchen verzweifelt. »Neiiin!« Sie schlug nach dem Schädel, der hart wie Stein war. Er tanzte zur Seite, griff aber gleich wieder an.
Er biß sie
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