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0032 - Der Turm der 1000 Schrecken

0032 - Der Turm der 1000 Schrecken

Titel: 0032 - Der Turm der 1000 Schrecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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schaukelte hin und her. Mir kam es vor, als würden sich die Gesichtszüge der Madonna verändern. In ihren blutroten Augen leuchtete ein gemeiner Triumph. Ich rief einen Bannspruch, der in solchen Fällen große Wirkung hatte.
    Das Bild stand sofort still. Es bewegte sich nicht mehr. Die Bluttränen verschwanden. George Holding stieß einen tiefen Seufzer aus und blickte Suko verwirrt an.
    »Was ist geschehen?« fragte er krächzend. »Warum halten Sie mich fest, Mr. Suko? Wollte ich schon wieder Amok laufen?«
    Der Chinese ließ Holding los, und nickte ernst. »Leider, Mr. Holding.«
    Der unglückliche Mann schlug die Hände vors Gesicht und schluchzte. »Mein Gott, was wird aus mir? Welcher Satan gibt mir diese schrecklichen Befehle?«
    »Beruhigen Sie sich, Mr. Holding«, sagte ich eindringlich. Ich legte dem verzweifelten Mann meine Hand auf die Schulter. »Sie hatten trotz allem Glück.«
    »Glück?« schrie Holding gepeinigt auf. »Glück nennen Sie das?«
    »Ich meine, Sie hatten Glück, daß wir bei Ihnen waren, als es damit losging.«
    »Was mache ich, wenn Sie nicht mehr hier sind?« fragte George Holding heiser.
    »Was geschehen ist, wird sich nicht mehr wiederholen, das verspreche ich Ihnen«, sagte ich.
    Er schaute mich ungläubig an. »Wie wollen Sie’s denn verhindern? Womit denn?«
    »Damit«, erwiderte ich, griff in meine Jackettasche und holte eine von meinen magischen Kreiden hervor.
    »Was ist das?« fragte Holding. Er war wenig beeindruckt von meiner Kreide. Ich erklärte ihm, was man damit tun konnte und bat Suko anschließend, das Bild abzunehmen.
    »Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich hier ein paar Zeichen an die Wand mache«, sagte ich zu Holding.
    Er schüttelte langsam den Kopf.
    Ich malte Symbole der Kabbala auf die Tapete und hieß meinen Freund anschließend, das Bild wieder aufzuhängen.
    »So«, sagte ich und steckte die Kreide wieder ein. »Von nun an werden Sie garantiert Ruhe haben, Mr. Holding. Jetzt kann Ihnen nichts mehr passieren. Mit diesen kabbalistischen Zeichen habe ich den Einfluß des Bösen wirkungsvoll abgeblockt.«
    George Holding wischte sich benommen über die Augen. »Ihr Wort in Gottes Ohr, Oberinspektor, denn wenn das so weitergeht, werde ich in Kürze wirklich verrückt.«
    Wir kehrten ins »New County« zurück. Die Ausbeute unserer ersten Recherchen war mager. Ich war damit nicht zufrieden und hoffte, bald mehr zu erfahren. Die Dämmerung setzte ein, und wir begaben uns in die Hotelbar.
    Während ich einen Hocker enterte, sagte Suko, er wolle sich noch schnell die Hände waschen. Ich bestellte Ingwerbier für ihn und mich und wartete auf seine Rückkehr.
    ***
    Suko betrat den hellbraun verfliesten Waschraum. Er drückte auf den Knopf des halb gefüllten Seifenspenders und ließ die honigähnliche Flüssigkeit in seine Handfläche fließen. Ich betrachtete sein gutmütiges Gesicht im Spiegel, während er sich die Hände wusch.
    Plötzlich entdeckte Suko, daß ihm ein anderer aus dem Spiegel entgegenblickte.
    Die Augäpfel des Fremden waren gelb, und die Pupillen glühten knallrot. Suko bekam vor seinem eigenen Gesicht die Gänsehaut. Er zuckte zurück.
    Der andere starrte ihn feindselig an, und mit einemmal führte Sukos Spiegelbild ein unerklärbares Eigenleben. Das Spiegelbild grinste diabolisch. »Erstaunt, wie?« fragte eine rauhe Stimme. Suko wußte sofort, daß er sie schon einmal gehört hatte.
    Diese Stimme war aus George Holdings Mund gekommen!
    »Einigermaßen«, gab Suko zu.
    Der Chinese aus dem Spiegel fletschte die Zähne. »Jetzt hör mir mal genau zu, Freundchen. Ich will, daß du mit deinem Freund Sinclair noch heute die Stadt verläßt. Ihr habt hier nichts zu suchen, verstanden? Ich kann es nicht vertragen, daß mir jemand hinterherspioniert!«
    »Angenommen, wir ziehen nicht ab«, sagte Suko trotzig.
    »Dann«, sagte das Spiegelbild mit den glühenden Augen, »wird euch ein großes Unglück zustoßen, das ihr mit Sicherheit nicht überleben werdet!«
    Es flimmerte kurz vor dem Spiegel. Suko hatte für einen Moment den Eindruck, das Glas würde Wellen schlagen. Als das Flimmern vorbei war, sah Suko wieder sich selbst und sonst nichts mehr.
    Hastig spülte er seine Hände ab, rieb sich kurz unter dem elektrischen Warmlufttrockner und kehrte anschließend eilig in die Hotelbar zurück.
    ***
    Ich grübelte über den Fall nach. Inspektor Grey war mir keine Hilfe gewesen. Die Opfer des Bösen auch nicht. Im Moment hatte ich nicht die leiseste

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