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0032 - Wir setzten drei Millionen ein

0032 - Wir setzten drei Millionen ein

Titel: 0032 - Wir setzten drei Millionen ein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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enthielt. Dann telefonierte ich nach Phil, der gerade im Zimmer vom Chef weilte.
    Er kam ins Büro herüber, und ich reichte ihm den Brief.
    »Von Chapper?«, fragte er, noch bevor er einen Blick darauf geworfen hatte. Ich nickte.
    »Er hat Freunde gefunden«, sagte ich.
    Phil sah mich fragend an.
    Ich nahm ihm den Brief aus der Hand, legte ihn auf den Schreibtisch, holte aus der Schublade das gestrige Schreiben und legte es daneben.
    »Siehst du es jetzt?«, fragte ich.
    »Hm«, machte Phil. »Anderer Umschlag, anderes Papier und der zweite Brief mit einem Kugelschreiber geschrieben.«
    »Das wäre nicht unbedingt entscheidend«, antwortete ich. »Sieh dir den Text an!«
    Bekanntlich lautete der Text des ersten Briefes:
    Ich krieche euch noch!
    Der zweite war nicht viel länger.
    Und ich kriege euch doch noch, hieß es da. Der Unterschied war nur, dass beim ersten Mal »kriege«, mit »ch«, geschrieben war, hingegen beim zweiten Mal richtig.
    »Wenn du genau hinsiehst«, sagte ich, »dann kannst du erkennen, dass zwischen dem ,e’ und dem ,g’ ein kleiner Zwischenraum ist. Der Schreiber hat an dieser Stelle abgesetzt, und dann wieder weitergeschrieben. Weißt du, warum er abgesetzt hat? Er hat einen Mann, der hinter ihm stand oder neben ihm saß, gefragt, wie man das Wort schreibt.«
    »Eine kühne Hypothese«, lächelte Phil.
    »Aber sie stimmt, wenn es sich vielleicht auch nicht genauso abgespielt hat, wie ich es erzählte. Jedenfalls hat Alban Chapper Leute gefunden, die ihm helfen.«
    »Dabei helfen, Sie zu erledigen?«, fragte Mr. Highs Stimme von der Tür her. Er war eingetreten, ohne dass wir ihn bemerkt hatten.
    Wir standen auf.
    »Ja, es sieht so aus«, gab ich zu.
    »Und wer hat ein Interesse daran, Chappers Chancen, Sie zu erledigen, zu verbessern?«, fragte der Chef weiter. Er stieß damit genau in den Kern der Geschichte vor. Ich war nur noch nicht dazugekommen, mich mit dieser Frage zu beschäftigen.
    »Es gibt Kreise, in denen sich G-men nicht eben sehr großer Beliebtheit erfreuen«, sagte ich, aber schon, während ich den Satz sprach, wusste ich, wie lahm und ungenau die Antwort war.
    Der Chef musterte mich scharf.
    »Das genügt doch nicht«, sagte er milde. »Natürlich, alle Gangster mögen uns nicht, aber es gibt keinen Gangster, der aus heiterem Himmel etwas gegen einen oder zwei bestimmte G-men unternimmt. Dazu entschließt er sich nur, wenn er sich bedroht fühlt. Wen bedrohen Sie augenblicklich, Jerry und Phil?«
    »Eigentlich niemand«, antwortete Phil. »Wir probieren noch ein wenig an den Mordmotiven von Glen Chapper herum, aber wir haben bisher nichts herausbekommen.«
    »Warum Alban Chapper uns ans Leder will, ist klar«, sagte ich. »Wer ihm hilft, und warum man ihm hilft, wissen wir noch nicht. Jedenfalls, Chef, wird es jetzt schwieriger sein, ihn zu fassen.«
    »Ich werde in einem neuen Rundschreiben die Dringlichkeitsstufe des Steckbriefes erhöhen«, sagte Mr. High. »Und Sie, Jerry und Phil, bekommen eine Leibwache.«
    »Aber, Mr. High«, protestierten Phil und ich wie aus einem Mund.
    »Das werden Sie uns doch nicht antun«, setzte Phil hinzu, und ich sagte: »Lassen Sie es noch, Chef. Ich verspreche, in Zukunft nie wieder ohne Waffe auszugehen.«
    Er blickte von einem zum anderen.
    »Ich bin nicht der Meinung, dass G-men Wickelkinder sind«, sagte er langsam, »und ich weiß auch, dass Sie sich schon in vielen gefährlichen Situationen befunden haben, aber ich habe ein ungutes Gefühl. Alban Chapper scheint blind vor Hass zu sein, und seine beiden Überfälle beweisen, dass er tollkühn wie ein wütender Stier ist.« Er lächelte. »Ich fände es blamabel, wenn zwei meiner besten Leute von einem Burschen erledigt würden, der sich die meiste Zeit seines Lebens als Viehhirt auf einer Farm in Utah herumgetrieben hat. Wollen Sie die Leibwache nicht doch akzeptieren?«
    »Ich fände eine Leibwache fast noch blamabler als von Chapper erwischt zu werden«, brummte ich. »Geben Sie uns noch ein wenig Aufschub.«
    Er stieß einen leichten Seufzer aus. »Nun gut, bewilligt. Aber seien Sie bitte sehr vorsichtig. Ich handele ungern gegen mein Gefühl.«
    ***
    Alle Achtung vor Mr. Highs Empfindungsfähigkeit für zukünftige Ereignisse, obwohl es vier Tage dauerte, bis sich seine Ahnungen bestätigten.
    In diesen vier Tagen ging die Fahndung nach Alban Chapper verstärkt weiter, aber er schien von New Yorks Boden verschluckt worden zu sein. Ich hatte bestimmte Vorstellungen, wie er

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