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0032 - Wir setzten drei Millionen ein

0032 - Wir setzten drei Millionen ein

Titel: 0032 - Wir setzten drei Millionen ein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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abgespult sein, als der Streifen riss und das Theater hell wurde.
    Das heißt, ich glaubte nur im ersten Augenblick, der Film wäre gerissen. Dann erkannte ich, dass er nach wie vor, aber jetzt kaum sichtbar, über die Leinwand flimmerte.
    »Schade«, hörte ich Phil sagen, aber mich überfiel ein verdammt ungutes Gefühl. Ich drehte den Kopf nach rechts, wo sich der Seiteneingang zu den Logenplätzen befand, und dort sah ich ihn stehen.
    Er hatte die Hand noch an dem Notlichthebel, der in allen Kinos unmittelbar neben dem Eingang angebracht ist, aber in der rechten Hand hielt er schon die Maschinenpistole. Er trug einen Regenmantel, der offen war, und sein Blick war auf uns gerichtet. Jetzt senkte sich die linke Hand zum Lauf der automatischen Waffe und riss sie hoch.
    Ich warf mich mitsamt meinem Stuhl nach hinten, und während ich mich mit den Beinen abstieß, griff ich nach Phil, erwischte seinen Jackenkragen und riss ihn mit.
    Polternd fielen wir auf den staubigen Boden, aber in das Poltern unseres Falles hämmerte lauter das Bellen der Maschinenpistole, hart, hässlich und sehr gefährlich. Holz zerbarst splitternd. Ich hörte das Pfeifen der Kugeln, und jetzt schrien die Menschen im Kino entsetzt auf.
    Ich weiß nicht, mit welchen Bewegungen ich mich von meinem Stuhl befreite. Alles geschah instinktiv. Ich kniete schon, die Smith & Wesson in der Hand, bereit zum Angriff, als das Licht schlagartig erlosch.
    Ich stürzte nach vorn zur Brüstung, packte zu und schwang mich über die Holzwand. Ich fiel zwischen die Stuhlreihen und kam noch einmal von den Beinen, aber ich hatte richtig gehandelt.
    In der Dunkelheit zuckte plötzlich ein kleines tanzendes Flämmchen auf. Heiser hackte die Maschinenpistole ihre Kugeln in die Stühle der Loge.
    Dann brach alles ab; nur das infernalische Geschrei der Leute, die jetzt in eine Panik gefallen waren, steigerte sich noch.
    Ich sprang auf, rannte die Stuhlreihe entlang, prallte gegen jemand. Es war eine Frau. Sie schlug beide Arme um mich.
    »Hilfe! Hilfe! Hilfe!«, schrie sie mir ins Ohr.
    »Lassen Sie mich los, zum Henker!«, brüllte ich, aber sie klammerte sich an mich wie eine Ertrinkende. Ich musste gewalttätig werden, was sich einer Dame gegenüber nicht gehört, aber ich verlor immerhin kostbare Sekunden. Dann war ich endlich von den Klettenarmen frei, gelangte auf den Gang und stürzte zum Ausgang, der das Theater vom Foyer trennte. Ich rannte den Geschäftsführer über den Haufen, bekam die Pendeltür zur Vorhalle ins Gesicht, weil das bleiche Fräulein von der Kasse gerade ins Kino hineinwollte, als ich die entgegengesetzte Absicht hatte, und dann endlich stand ich auf der Straße.
    ***
    Die Fußgänger promenierten lässig auf den Gehsteigen, die Autos rollten über den Asphalt; aus der Kneipe gegenüber dröhnten die Stimmen von Männern, die nicht mehr ganz nüchtern waren. Jedenfalls hatte niemand von den Ereignissen im Kino Kenntnis genommen. Wenn überhaupt etwas von dem Krach nach draußen gedrungen war, nun, im Kino wird schon mal geschossen, und bei Massenszenen schreit auch hin und wieder das Volk vor Angst. Vielleicht hatte der eine oder andere Alban Chapper eilig aus dem Theater stürzen sehen, aber wahrscheinlich hatte er nicht mehr dabei gedacht als: »Du lieber Himmel, muss der Film schlecht sein, wenn der Bursche es so eilig hat, hinauszukommen.«
    Ich also stand auf den Stufen des Portals, meine Smith & Wesson in der Hand, und weit und breit war keine Spur von Alban Chapper zu sehen, sondern lediglich Leute, die friedlich ihrer Beschäftigung oder ihrem Vergnügen nachgingen.
    Zwei junge Frauen promenierten vorbei. Sie warfen einen flüchtigen Blick auf das Schießeisen in meiner Faust und gingen dann weiter, ohne eine Miene zu verziehen. Wahrscheinlich glaubten sie, ich mache hier Reklame für den Film, und sicherlich fanden sie, dass ich als Reklamedetektiv mächtig gegen das Filmoriginal abfiel. Ich schämte mich, steckte mein Schießeisen rasch weg, drehte mich um und wollte in das Kino zurück, aber es war schon zu spät.
    Die von einer Panik ergriffenen Besucher schlugen wie eine Sturmflut aus den Türen. Ich warf mich ihnen mit ausgebreiteten Armen entgegen, aber ich konnte sie nicht auf halten. Ich hatte Mühe, selbst auf den Beinen zu bleiben. Vergeblich rief ich, sie sollten Vernunft annehmen. Die Gefahr wäre vorbei.
    Schreiend stürzten sie auf die 18. Straße, und was Alban Chappers gefährliches Feuerwerk nicht fertiggebracht

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