0034 - Das Teufelsauge
Und der Kapitän nickte zustimmend.
In diesem Augenblick läutete das Telefon.
Dr. Menao hätte nicht sagen können, was der Grund für seine böse Vorahnung war.
Aber sie wurde ihm bestätigt, als er den Hörer abgenommen hatte.
Er meldete sich. Dann vergingen nur wenige Sekunden.
»Ich komme«, sagte er nur und erhob sich.
Zamorra und Kapitän Capoa sahen ihn fragend an.
»Ich wäre den Señores dankbar, wenn Sie mir folgen würden«, sagte er fast tonlos.
»Was ist denn geschehen?« fragten Zamorra und der Beamte wie aus einem Mund.
»Man hat Señorita Golvez gefunden.«
»Tot?« kam Professor Zamorras Stimme.
»Mehr als tot«, sagte der Chefarzt darauf. »Vollkommen zerschmettert. Man hat sie unten vor dem Flußufer gefunden. Sie muß vom Felsen gestürzt sein, der hier im Volksmund ›Die Klippe der Dämonen‹ genannt wird.«
»Fahren wir«, sagte Zamorra schnell und war schon draußen auf dem Flur des Hospitals.
Er saß bereits im Wagen, als Idor Capoa nachkam.
Und hinter diesem erschien Dr. Menao mit einer Krankenschwester und stieg eilends in einen Krankenwagen.
***
Die Leiche war kaum zu identifizieren. Hätte das junge Mädchen nicht in der gleichen Kleidung wie am Vortag gesteckt, so wäre es für den Chefarzt sehr schwer gewesen, an diesem erbarmungswürdigen toten Bündel aus Blut und Brüchen und Hautabschürfungen seine Lernschwester Marghita Golvez zu erkennen.
»Ist dies die Schwester?« fragte Zamorra.
Der Chefarzt nickte und war für Sekunden unfähig zu sprechen.
»Es besteht kein Zweifel«, sagte er dann. »Das Gesicht ist durch den Sturz und den Aufprall derartig entstellt, daß eine Identifikation fast unmöglich wäre. Aber ich erkenne an dem Kleid, den Schuhen und auch an dem dunklen Haar genau, daß es sich um Schwester Marghita handelt.«
»Ein Unfall?« fragte Zamorra. Er glaubte selbst nicht daran.
Die Antwort des Arztes gab ihm recht.
»Nein, Señor«, sagte Dr. Menao. »Das Mädchen wäre nie so unvorsichtig, an dieser Stelle in die Felswand einzusteigen.«
»Also ist sie heruntergestürzt worden«, meinte Kapitän Capoa.
Der Chefarzt nickte stumm. Zwecklos, hier ein einziges Wort des Kommentars zu geben. Genauso sinnlos war es, eine medizinische Untersuchung vorzunehmen. Es gab keinen Zweifel, daß das Mädchen tot war. Hier kam jede Hilfe zu spät.
Zamorras Blick ging an dem Felsen entlang. Die vorstehende und stark zerklüftete steinerne Wand mußte hier achtzig, wenn nicht sogar neunzig Meter hoch sein.
Wer von dort oben auf die Straße herunterstürzte…
Nein, es bedürfte wirklich keines Kommentars.
»Wie komme ich hier hinauf?« fragte Zamorra.
»Überhaupt nicht«, warnte Dr. Menao. »Wenn Sie es versuchen sollten, sind Sie in spätestens einer Minute so tot wie dieses Mädchen hier.«
»Und es gibt überhaupt keinen Zugang zur Spitze des Felsens?«
»Doch«, gab Dr. Menao zur Antwort.
»Und wo ist das?« fragte Zamorra schnell. Er hatte eine erste dumpfe Ahnung. Aber er wollte den anderen von seinem Verdacht noch nichts mitteilen.
Die Schwester, die in Begleitung des Chefarztes war, drehte sich um, damit sie die grausam verstümmelte Leiche ihrer toten Kollegin nicht ansehen mußte.
Dr. Menao legte einen Arm um sie und führte sie zum Krankenwagen zurück.
»Bitte, Señores, helfen Sie mir, die Tote in den Wagen zu bringen.«
Zamorra und der Kapitän faßten sofort mit an.
»Ich werde zurückfahren, Capitano. Oder brauchen Sie mich noch?«
»Nein, Doktor«, war die Antwort. »Falls sich neue Fragen ergeben, komme ich noch einmal zurück. Oder ich rufe Sie von Porto aus an.«
»Danke, Capitano. Auf Wiedersehen.«
»Halt!« rief Kapitän Idor Capoa. »Bitte eines noch. Wo finden wir die Stelle, von der aus wir in den Felsen einsteigen können?«
»Das ist keine zwei Kilometer von hier. In der Richtung, aus der Sie gekommen sind. Sie können sie gar nicht verfehlen, denn vor dem Einstiegspfad ist eine Art Vorplateau, den Touristen gern als Parkplatz benutzen. Außerdem steht dort eine Reihe von Zwergpinien. Aber ich warne Sie, Señores. Der Aufstieg ist auch dort noch sehr gefährlich.«
»Wir werden uns vorsehen«, sagte Zamorra. »Aber wenn Sie sagen, daß es auch dort noch Gefahren in sich birgt, dann könnte Señorita Golvez dennoch abgestürzt sein.«
»Nein, Señor. Das ist ganz unmöglich. Früher einmal hatten wir jährlich mehrere Unfälle zu beklagen. Aus diesem Grunde hat die Verwaltung rund um die obere Wand der Felsen
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