0034 - Das Teufelsauge
befestigte Zäune anbringen lassen. Die sind so dicht, daß nicht einmal ein Hase durchschlüpfen könnte.«
»Danke, Doktor. Wir werden uns einmal umsehen.«
***
So schnell es die Straße zuließ, lenkte Kapitän Capoa den Polizeiwagen auf die angegebene Stelle zu. Nach drei Minuten hatten sie das kleine Plateau erreicht.
»Hier muß es sein«, sagte er zu Professor Zamorra, und dieser nickte kurz.
»Wollen wir den Aufstieg wagen?« wollte Idor Capoa wissen. Und wiederum nickte der Professor stumm.
Dann machten sie sich schweigend an den beschwerlichen Aufstieg.
Bei jedem Schritt auf dem schmalen Trampelpfad mußten sie prüfen, ob der Boden unter ihnen nicht nachgab, wenn sie den Fuß darauf setzten. Wohl sah der Pfad wie ein fester, steiniger Weg aus.
Aber dieser Anblick täuschte.
Der Felsen war hier nicht aus einem Stück. Regengüsse hatten Erde und Felsbrocken ausgeschwemmt.
Kleine Rinnsale von Wasser, die bei Regengüssen zu Sturzbächen wurden, hatten Teile des sandigen Weges ausgehöhlt und tückisch gefährlich gemacht.
Bei manchem Schritt auf Pflanzen oder größere Steine gaben diese plötzlich nach, und der Weg zeigte klaffende Risse. Polternd stürzte eine Reihe von diesen Steinen ins Tal.
»Ich kann mir nicht vorstellen, daß Marghita Golvez diesen gefährlichen Weg gewählt hat,« sagte Zamorra, als die beiden Männer die Hälfte der ansteigenden Wegstrecke hinter sich hatten.
»Ich auch nicht«, meinte Kapitän Capoa. »Hier würde sich niemals ein junges Mädchen hinaufwagen. Es muß einen zweiten, ebeneren Weg geben. Ich nehme an, daß er von der anderen Seite, von den Eichenwäldern her, an die Felsen heranführt.«
»Wahrscheinlich«, sagte Zamorra. »Aber warum sollte Señorita Golvez selbst diesen etwas leichteren Weg nehmen?«
Der Kapitän zuckte mit den Schultern. Aber er hatte den gleichen Gedanken wie Professor Zamorra.
Nach einer weiteren Viertelstunde hatten sie den Kamm der Felsen erreicht.
Die beiden Männer sahen bestätigt, was Dr. Menao ihnen erklärt hatte. Das gesamte Felsenmassiv war zur abstürzenden Seite, nämlich zur Straße hin, vollkommen abgesichert. Hier war kein Absturz möglich. Ein großer Eisenzaun, mit dichtem, engmaschigem Drahtgeflecht versehen, verhinderte, daß ein Mensch auf die steile, abschüssige Seite der Felsenwand gelangen konnte. An einen Unfall war also nicht zu denken.
Da fiel Professor Zamorras Blick auf eine Stelle in dem Drahtgeflecht, die ihm sofort verdächtig vorkam.
»Sehen Sie, Kapitän«, sagte er. »Was ist das für eine dunkle Stelle im Zaun? Dort ist der Draht viel dunkler und dichter als überall.«
Jetzt bemerkte auch Capoa die dunkle Verfärbung an dieser Stelle.
»Sie haben recht, Professor. Lassen Sie uns das sofort untersuchen.«
Die Lösung des Rätsels ließ nicht lange auf sich warten. Capoa eilte dem Professor voraus.
Zamorra sah, wie der Beamte sich vor der angegebenen Stelle hinkniete und sich an dem Drahtnetz zu schaffen machte. Sofort war er neben ihm. Und er brauchte die Erklärung Capoas nicht, um den Grund für diese merkwürdige Veränderung im Drahtgeflecht zu wissen.
Mit flinken Händen löste Capoa einige Drahtstücke, die um die angrenzenden gewickelt worden waren. Als er die dicken Drahtfäden gelöst hatte, gähnte ihm ein Loch entgegen.
Ein Loch, das etwas vierzig mal fünfzig Zentimeter groß war!
Die Erklärung lag auf der Hand.
»Das dürfte ausreichen, um einen Menschen durchzuschieben und ihn die Wand hinunterzustürzen«, sagte Capoa.
Zamorra nickte wieder. »La Zanuga?« fragte er.
»Wer sonst?« stellte Capoa seine Gegenfrage. »Wer könnte Interesse daran haben, das Mädchen hierher zu locken und dann in den Tod zu stürzen? Ich sage Ihnen, Professor, daß die Zigeunerin hier ihren neuen Racheakt vollführt hat. Sie hat die junge Vampirin gestellt und sie ihrem Los entgegen geführt.«
Zamorra sah sich um. Von wo hätte La Zanuga mit dem Mädchen kommen können?
Er trat ein paar Schritte zurück. Dann glaubte er, in dem spärlichen Gras Blutspuren zu sehen. Und Fußspuren.
Er ging ihnen nach. Capoa folgte ihm.
Nach etwa zweihundert Metern begann Zamorra, tief Luft zu holen. Ein unbestimmbarer Geruch trat in seine Nase.
»Was ist?« fragte Capoa.
»Ich weiß nicht recht«, meinte der Professor. »Prüfen Sie doch mal die Luft Da ist ein Geruch drin, der nicht hierher gehört. Nicht in eine Gegend mit Wald und Felsen.«
»Rauch«, sagte Capoa sofort. »Und Rauch bedeutet
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