0034 - Levtan, der Verräter
einer, der auf einen Sprung frische Luft schöpfen wollte.
*
Als Tako Kakuta glaubte, John Marshalls Hand würde ihm das Muskelpaket an seinem Oberarm abdrehen, wußte er, daß eine Katastrophe geschehen war.
„Levtan ist von Etztak und der Orlgans-Sippe zur Gehirnwäsche verschleppt worden!" flüsterte Marshall erregt.
Jetzt ist es aus, dachte Kakuta in einem Anflug von Panik, wollte sich an Marshall wenden und hielt mit dem Anheben des Kopfes mitten in dieser Bewegung inne. Marshall arbeitete! Seine Arbeit hätte Kitai Ishibashi vielleicht besser und schneller erledigt, aber der Suggestor mußte Levtan zuerst einmal finden, um bei ihm eingreifen zu können, und ob er gegen die brutale, künstlich erzeugte Gewalt der Gehirnwäsche ankam, war fraglich.
Marshall empfing Levtans Todesängste. Jeden Gedanken erfuhr er: das verzweifelte Wehren des Parias, sein Treten und Schlagen, um nicht unter die Gehirnwäsche zu kommen. Er kannte das Schicksal der vielen, die dieser Tortur unterworfen worden waren. Jeder hatte bis zum Tag diese Prozedur mit dem Verlust des Verstandes bezahlt.
Da nahm Marshall auch Etztaks Gedanken auf. Etztak - dieser Name war soviel wie allerhöchste Alarmstufe! Etztak hatte Verdacht geschöpft und sofort gehandelt!
Und John Marshall dachte an das versklavte Volk dieses Planeten, und er dachte an die fast schutzlose Erde und welches Schicksal ihr bevorstand, wenn die Springer dort landeten: Sklaverei bis zum Untergang! Da mußte der Apparat eingeschaltet worden sein, unter dem Levtan lag.
Gehirnwäsche! Das war die Preisgabe von Perry Rhodans Galaktischem Schachzug! John Marshall dachte an die Erde und ihr Schicksal, das ihr bevorstand, als er selbst Schicksal spielte.
9.
Etztak sah mit versteinertem Gesicht zu, wie vier starke Männer aus seiner Sippe Levtan endlich überwältigten. Verzweifelt hatte sich der Paria gewehrt. Einer von Etztaks Söhnen lag stöhnend in der Ecke und hielt sich den Leib mit beiden Händen fest; sein jüngster Neffe wischte sich immer wieder das Blut vom Kinn. Aber gegen die vielfache Übermacht hatte Levtan doch kapitulieren müssen, und erbarmungslos unbewegt sah Etztak jetzt zu wie die Strahlklammern ansprangen, in Bruchteilen von Sekunden im Feld stabil wurden und den Paria unter dem Aggregat zur Bewegungslosigkeit verurteilten.
„Aus dem Weg!" herrschte Etztak seinen Neffen an.
„Ja, Herr", keuchte der junge Händler und wich blitzschnell aus.
Etztak schaltete das Aggregat selbst ein. Levtans verzweifeltes Widersprechen war verstummt. Der Paria hatte sich in sein furchtbares Schicksal ergeben. Er glaubte nicht an Wunder, die ihn vielleicht retten könnten. Es gab für ihn auch kein Wunder. Er warf nur den Kopf zurück - den einzigen Körperteil, den er noch bewegen konnte - dann überfiel ihn die Gewalt des Apparates und drang in die Gedanken- und Erinnerungswelt seiner Gehirnwindungen ein.
„Etztak", stöhnte er noch einmal auf, „die Götter werden dich und deine Sippe dafür ..." Der Rest blieb aus. Levtan war nicht mehr Herr seiner Sinne! Jetzt hatte er jedes Wissen, jedes Geheimnis preiszugeben und für die Preisgabe seinen Lohn zu zahlen: Die Vernunft!
Da sprang der erbarmungslose Patriarch vor. „Platz da!" befahl er, trat dicht an Levtan heran und musterte ihn besorgt. „Was ist mit dem Verräter los?" schrie er. „Stirbt er etwa?" Und dabei zeigte er auf Levtan, dessen Kopf schlaff und leblos zur Seite geneigt war.
*
Als Marshall bemerkte, daß er von Levtan keinen Gedanken mehr erfassen konnte, begriff er im selben Augenblick, daß die Gehirnwäsche für den Paria begonnen hatte. Mit rasender Geschwindigkeit jagte seit diesem Moment alles der Katastrophe entgegen; Etztak war dabei, das Rätsel um Levtan und Perry Rhodan zu lösen!
Mehr als tausend Lichtjahre vom solaren System entfernt, braute sich auf Goszuls Planet das Verderben für die Erde zusammen. John Marshall, jetzt eiskalter Taktiker - selbst mit seinen Kräften fast überfordert - griff ein, übersah nichts, versäumte nichts, fand sogar noch Zeit, Kitai Ishibashis Kräfte in eine andere Zielsetzung zu lenken und Tako Kakuta, dem Teleporter, einen furchtbaren Befehl zu geben.
„Halt dich für einen Sprung zum Bombenlager bereit!"
Der schmächtige Japaner zuckte mit keiner Wimper, als er Marshalls Befehl empfing. Er hielt sich bereit; er hatte gewußt, daß die Katastrophe drohte, über sie herabzustürzen.
John Marshalls telepathische Kräfte
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