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0034 - Unser Bluff im tödlichen Spiel

0034 - Unser Bluff im tödlichen Spiel

Titel: 0034 - Unser Bluff im tödlichen Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unser Bluff im tödlichen Spiel
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hätte sich hartnäckig geweigert, ihr zu sagen, wohin er jeden Donnerstag gehe.«
    »Das wäre eine Möglichkeit«, gab ich zu. »Aber ich halte sie für sehr unwahrscheinlich. Wenn er wirklich mit einer fremden Dame eine Verbindung gehabt haben sollte, dann wäre das doch nicht immer so fahrplanmäßig jeden Donnerstagabend gegangen, finden Sie nicht?«
    »Da haben Sie sicher recht. Das macht auf die Dauer keine Frau mit. Liebe nach Terminkalender — nein, das ist ausgeschlossen.«'
    Ich hütete mich, ihr zu sagen, was sonst noch alles dagegen sprach.
    »Was haben Sie hier in diesem Raum getan, bevor ich hereinkam? Es ist doch das Büro Ihres Vaters, nicht wahr?«
    Sie nickte. »Jawohl, das ist es. Der heiligste Raum im ganzen Hause. Übrigens habe ich Ihre Frage schon die ganze Zeit erwartet. Ich hätte mir also inzwischen eine gute Ausrede einfallen lassen können. Aber warum? Ich sage Ihnen die Wahrheit: Ich wollte einmal nachsehen, was so fesselnd, so über alle Maßen interessant ist, daß ein Mann wie mein Vater sein ganzes Lehen damit verbringt, daß es ihm wichtiger ist als Frau und Kinder, als ein richtiges Familienleben. Ist das sehr albern?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Albern wohl nicht. Ich würde sagen: es ist sehr fraulich. Nun, haben Sie denn wenigstens gefunden, was Ihrem Vater so wichtig war?« Sie stand abrupt auf und warf mir vom Schreibtisch her eine Mappe in den Schoß. »Da!« sagte sie verächtlich. »Da, lesen Sie doch! Bankauszüge! Zahlen! Zahlen und nochmal Zahlen! Das ist wichtiger als jedes Menschenleben, als Glück, als ein gesundes Familienleben!«
    Ich blätterte in den Bankauszügen, die säuberlich abgeheftet waren. »Nun, nun«, sagte ich dabei. »Immerhin muß der Mann ja irgendwie das Geld verdienen, von dem die Familie lebt, nicht?«
    »Habe ich gegen einen vernünftigen Beruf etwas gesagt?« erwiderte sie angriffslustig. »Aber wozu mehr? Wozu brauchen wir diesen Beton-Glaskasten? Wozu? Ein Vater, den ich hätte richtig gern haben können, wäre mir lieber gewesen als das schönste Auto.«
    Sie sprach noch ziemlich lange weiter. Ich hörte nicht mehr zu, und sie war zum Glück so in Fahrt, daß sie es nicht einmal merkte. Außerdem schien es ihr gut zu tun, daß sie sich einmal alles von der Seele reden konnte.
    Ich hatte etwas entdeckt. Beim Durchblättern der Bankauszüge war mir aufgefallen, daß in den Zahlenkolonnen mitunter Summen auftauchten, die so hoch waren, daß sie eigentlich gegen alle Wahrscheinlichkeit auf dem Papier standen. Aber die Abkürzung hinter den Summen verriet eindeutig, daß es sich um Schecks handelte. Manchmal waren sie gutgeschrieben, manchmal vom Konto abgezogen.
    Ich blätterte zurück und notierte mir in meinem Notizbuch die Tage, an denen solche hohen Beträge verbucht worden waren. Schon bei dem vierten Datum, das ich aufschrieb, fiel mir etwas auf: solche Schecks waren immer genau alle sieben Tage bei der Bank eingegangen.
    Da war also schon wieder etwas, was regelmäßig wöchentlich stattfand. Ich blätterte in meinem kleinen Kalender und schlug das letzte Datum auf: Freitag!
    Langsam kam mein Gehirn in heftige Tätigkeit. Jeden Donnerstagabend war Canderhay ausgegangen. Sein Ziel hielt er so geheim, daß er sogar aus seinem privaten Wagen in ein Taxi umstieg. Und am nächsten Vormittag fanden dann bei seiner Bank erhebliche Transaktionen statt. Das war doch außerordentlich interessant.
    Frymor war auch jeden Donnerstagabend weggefahren. Zum gleichen Ziel? Auch Freymor war ein sehr vermögender Mann, wenn auch vielleicht nicht ganz so reich wie Canderhey.
    Plötzlich wurde mir bewußt, daß das Mädchen still geworden war. Ich sah von den Papieren auf. Sie hockte mit hochgezogenen Beinen auf dem Schreibtisch und sah zu mir herüber. »Sie waren ja eben sehr vertieft«, sagte sie schnippisch.
    »Entschuldigen Sie.«
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Ich habe zuviel geredet. Das weiß ich. Aber es tat so gut, daß ich mal einen hatte, der mir wenigstens am Anfang aufmerksam zugehört hat.«
    »Sie — Sie sollten sich einen Freund anschaf fen«, riet ich ihr so ehrlich, wie ich es meinte..
    Ihre Augen wurden traurig, und sie sagte leise: »Wissen Sie, wie das ist, wenn man immer fürchten muß, er liebte nur das Geld, dieses verdammte, verfluchte Geld, das mir einmal gehören wird?«
    Ich zuckte die Achseln. »Sie brauchen mir nichts weiter zu sagen, Miß Canderhey«, sagte ich langsam. »In Ihnen sitzt auch schon ein Stück

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