0036 - Die Seuche des Vergessens
Idee?“
Bully mußte zugeben, daß es keine bessere geben konnte. Seine Borsten legten sich, denn seine Ungewißheit war beseitigt worden. Mit einem Schlag wußte er nun, warum Rhodan abwartete.
*
Als der Morgen graute, stieß John Marshall seine Gefährten an. Die Japaner schlugen die Augen auf und blinzelten in die ersten Sonnenstrahlen, die durch das kleine Bullauge in die Kabine fielen.
„Ist es schon soweit?“ knurrte Tako müde und schwang sich aus der schmalen Koje.
„Was macht Gucky?“ Der Mausbiber materialisierte mitten in der Kabine, als habe er die Frage gehört, was in gewissem Sinne ja auch stimmte.
„Hier bin ich“, gab er zirpend bekannt und glättete sein Fell. „Ich habe mich ein wenig umgesehen. Die Matrosen schlafen noch. Sie scheinen sich gestern müde gearbeitet zu haben. Alles ruhig - wie geschaffen für unser Unter nehmen.“
„Bin ich froh, daß ich kein Teleporter bin“, murmelte Kitai und blieb ruhig im Bett liegen.
„Meint ihr, daß ihr es allein schafft?“ Tako knöpfte seine Jacke zu.
„Wir müssen wohl - Gucky und ich. Gemeinsam schaffen wir es schon, wenn auch nicht auf einmal. In der Nähe der Stelle, an der Gucky die Sachen im Fluß versenkte, ist eine Sandbank. Darauf lagern wir das Zeug.“
„Und von dort aus bringen wir Kiste für Kiste aufs Schiff“, fügte der Mausbiber hinzu.
„Falls uns die Roboter keinen Strich durch die Rechnung machen. Die Blechmänner sind mit empfindlichen Tasterinstrumenten ausgerüstet.“
„Außerdem mit Energiestrahlen!“ warnte John ernst. „Ihr müßt sehr vorsichtig sein.“
„Sind wir schon“, zwitscherte Gucky vergnügt und nahm Tako bei der Hand, um ihn zu führen.
„Du bist fertig?“
Der Teleporter nickte und versuchte ein Grinsen.
„Zwar wird das Händchenhalten nicht viel nützen, aber es gibt einem vorher einige Sicherheit. Die Sprungkoordinaten kenne ich ja.“
„Wir landen auf der Sandbank, Tako. Wenn Gefahr vorhanden ist, nicht blind springen, sondern hierher zurückkehren.“
Gucky nickte.
„Fertig?“
John und seine beiden Freunde sahen zu, wie der Japaner und der Mausbiber entmaterialisierten. Es war immer wieder das gleiche Bild. Zuerst schien es so, als stünden die beiden hinter einer glasklaren Wasserwand, die allmählich in Bewegung geriet. Und dann war nichts mehr. John, Kitai und Tama waren allein in der Kabine.
2.
Träge wälzte sich der Fluß dem nahen Meer entgegen. Er floß fast durch den halben Kontinent, der von den Eingeborenen „Götterland“ genannt wurde, aber viel sah er nicht von der vorhandenen Zivilisation. Im Gegensatz zu den übrigen Kontinenten hatte Götterland dank der hier stationierten Anlagen der Springer einen hohen zivilisatorischen Stand erreicht. Insbesondere an den Küsten waren technisch vollendete Hafenanlagen entstanden, die für die Segler meist zu modern waren und nicht entsprechend genutzt werden konnten.
Am bemerkenswertesten war wohl der Raumflughafen, der als Mittelpunkt der Kolonialverwaltung gewertet werden müßte. Hier wurden die Schiffe der Springer überholt und repariert. Es lag in der Natur dieser Rasse, daß sie keinen Heimatplaneten besaßen, dafür waren verschiedene Kolonialplaneten zu Stützpunkten geworden, die für ein reibungsloses Dasein im Weltraum unerläßlich waren. Alle diese Anlagen mußten gegen eventuelle Sabotageakte der Eingeborenen geschützt werden, denn die Springer selbst gaben sich nicht damit ab, gegen unterentwickelte Rassen zu kämpfen. Dafür gab es die Roboter, technisch ausgereifte, positronisch gesteuerte Maschinen von humanoidem Aussehen. Sie besaßen alles, was selbständige Miniaturfestungen besitzen mußten, um sich gegen jede Übermacht verteidigen zu können. Ihre Ähnlichkeit mit den arkonidischen Kampfmaschinen kam nicht von ungefähr. Die Springer gehörten einst ebenfalls zum großen Sternenreich der mächtigen Arkoniden, hatten sich später aber selbständig gemacht und ihr eigenes Imperium gegründet, wobei sie keineswegs Wert auf eine genaue Grenzziehung legten. Wo sie handeln konnten - da handelten sie. Und sie handelten mit allem, was Geld und Wohlstand und Macht brachte. Götterland wurde somit weniger von den Springern als von ihren Robotern kontrolliert. Unterstützt wurden sie dabei von den willigen Helfern, den durch eine Hypnoschulung gegangenen Goszuls, den von den Primitiven geächteten und zugleich gefürchteten Götterdienern. Sie galten als Verräter an ihrer
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