0036 - Die Seuche des Vergessens
abwarten.“
„Wenn die Götter nur nicht vorzeitig durch das Verschwinden eines ihrer Roboter gewarnt wurden.“
„Damit müssen wir rechnen“, sagte Ralv und erhob sich. „Und versuche du, dich an das zu erinnern, was heute auf dem Segler geschehen ist. Es ist doch merkwürdig, daß alle, die heute unter deinem Kommando standen, an Gedächtnisschwund leiden. Da steckt doch etwas dahinter.“
Geragk öffnete ihm die Tür.
„Aber was?“ fragte er, ohne eine Antwort zu erhalten oder zu erwarten.
*
Die Kunde von dem merkwürdigen Gefecht zwischen einem kleinen Tier und sieben Kampfrobotern drang auch bis an die Ohren der heimlichen Rebellen. Überall in den Verwaltungszentren saßen Goszuls, die die Arbeit der positronischen Gehirne und der weitverzweigten Automatik dank ihrer erhaltenen Hypnoschulung unterstützten. Einige von ihnen hatten den plötzlichen Angriffsbefehl am Vormittag zur Kenntnis genommen und später von der Vernichtung der sieben Kampfroboter erfahren.
Und noch ein wenig später löste eine weitere Nachricht erhebliches Befremden aus - aber nicht nur bei den Goszuls, sondern auch bei den Gouverneuren, den Springern. Die zum Fluß beorderte Kompanie der Goszuls hatte sich nicht weiter um ihre Aufgabe gekümmert, sondern war nach der Vernichtung der Roboter aufgebrochen und befand sich zur Stunde auf dem Marsch zur Seehafenstadt. Was sie dort wollte und wer ihnen den Befehl erteilt hatte, war nicht herauszubekommen.
Jedenfalls suchte Ralv, als er von der erstaunlichen Neuigkeit hörte, sofort seinen Gefährten Geragk auf, der heute kein Kommando erhalten hatte und in seiner Wohnung weilte.
„Ich weiß nicht, was geschehen ist, aber ich halte es für unbedingt notwendig, daß wir uns um die Leute kümmern. Ich will nicht hoffen, daß einige unserer Unterführer den Entschluß faßten, selbständig zu handeln. Gegen die Kampfroboter haben sie keine Chance.“
Geragk, der dem Bericht schweigend gelauscht hatte, sagte sinnend: „Wie sah dieses Wesen aus, das gegen die Roboter kämpfte und sie besiegte? War es kein Mensch?“
„Kein Goszul, kein Springer - nichts. Es war ein Tier.“
„Ein Tier kann niemals Roboter vernichten“, meinte Geragk verständnislos.
„Ob es einer dieser Fremden ist, von denen Enzally sprach?“
„Möglich“, gab Ralv zu. „Begleitest du mich?“
Die beiden Männer eilten aus dem Haus und nahmen den nächsten Wagen, der sie zur Hafenstadt brachte. Die Kompanie befand sich noch auf dem Marsch, hatte aber die allgemeine Richtung nicht geändert. Wenn sie ihr Tempo beibehielt, würde sie erst im Morgengrauen des anderen Tags den Hafen erreichen. Solange mußten sie sich gedulden, wenn sie keinen Verdacht erregen wollten.
Der Abend und die Nacht verging. Sie waren bei einem Freund untergeschlüpft, der ebenfalls ihrer geheimen Organisation angehörte. Ein Bote war unterwegs, Enzally zu verständigen. Er konnte in drei Stunden eintreffen, wenn man ihn nicht aufhielt.
Die Zeit verging nur langsam.
Sie bemerkten nichts von der fieberhaften Tätigkeit, die inzwischen die Über- wachungszentren ergriffen hatte. Funksprüche rasten über Götterland und unterrichteten die Springer-Gouverneure von dem unerklärlichen Vorfall. Eine soeben fertiggestellte Einheit von Kampfrobotern verließ die Fabrik und marschierte zur Hafenstadt. Weitere Verstärkungen vom Raumfeld abzuziehen schien den Gouverneuren zu riskant.
Als der Morgen graute, glich der Hafen einem Heerlager. Überall an den wichtigen Ausfallstraßen waren Kampfroboter stationiert, die jedes Fahrzeug kontrollierten. Die Goszuls ließen die nicht ungewohnte Kontrolle geduldig über sich ergehen und verhielten sich erstaunlich diszipliniert. Es war dem Telepath Enzally gelungen, unbemerkt und ohne Verdacht zu erregen in die Stadt zu gelangen. Seine suchenden Gedanken fanden Ralv und Geragk. Wenig später klopfte er an die Tür.
Die beiden Freunde atmeten auf, als sie ihren wichtigsten Mann erkannten. Sie bestürmten ihn mit Fragen, aber der schon ältere Telepath hob beschwörend beide Hände und lächelte wissend. Er setzte sich auf die Kante eines Bettes und sagte: „Gönnt mir eine kurze Pause, Freunde. Ich habe einen langen Weg hinter mir - und er war nicht einfach zu gehen. Die Springer sind unruhig geworden - ihr seht, ich nenne sie auch schon nicht mehr Götter. Der Grund ist einfach zu erklären: Ich erhielt eine neue Verbindung mit den Fremden. Sie weilen hier ganz in der Nähe -
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