0036 - Wir spielten hinter den Kulissen
machen, dass auch wirklich alle kommen.«
Mr. High fragte nicht viel. Er stand schon am Telefon und hatte auch bald den Auftrag an Gorry durchgegeben. Zum Schluss lauschte er noch eine Weile, bevor er den Hörer auflegte.
»Jerry, ich soll Ihnen einen schönen Gruß von Gorry sagen. Ob Sie nicht bereit wären, den Fall offiziell zu übernehmen?«
»Vielen Dank, Chef. Jetzt, wo ich ihn geklärt habe, ist das nicht mehr nötig. Ich gönne ihm die Lorbeeren und er soll dafür die Akten fürs Gericht fertigmachen.«
Mr. High lächelte.
»Sind Sie so sicher, Jerry?«
»Absolut, Chef. Ich muss nur noch ein paar Kleinigkeiten in Erfahrung bringen. Gewissermaßen nur ein paar Farbtöne, um das Bild abzurunden. Ich denke, das werde ich bis morgen Abend geschafft haben.«
»Gut. Wie Sie wollen. Übrigens hat Gorry den Arzt verhaften lassen.«
»Was? Ist der denn verrückt geworden? Der arme Doktor hat nicht das Leiseste mit der ganzen Geschichte zu tun!«
»Gorry sagte, dass man die Röhre untersuchen ließ, die der Doktor in den Garten geworfen hatte. Es war irgendein gefährliches Gift in Pulverform darin.«
»Das wusste ich schon vor der Untersuchung. Wenn kein Gift drin gewesen wäre, hätte es der Doktor ja nicht zum Fenster hinauszuwerfen brauchen.«
»Wie meinen Sie das, Jerry?«
»Er wollte durch das Gift, das er zufällig bei sich trug, nicht in Verdacht geraten. Aber ich muss sofort zu Gorry, damit er den Arzt wieder freilässt.«
Und nun war ich in das Stadium des Falles gekommen, wo es vorbei war mit dem ruhigen Nachdenken. Es gab eine Hetzerei für mich, dass es aussah, als sollte ich alle die bisher versäumte Bewegung auf einmal nachholen.
***
Zuerst fuhr ich zu Gorry. Ich traf Phil bei ihm. Sie hockten über einem Berg von Vernehmungsprotokollen.
»Hallo, Gorry!«, rief ich. »Hallo, Phil!«
»Hallo, Cotton!«, entgegnete Gorry müde, und Phil winkte überhaupt nur abgearbeitet mit der Hand.
»Lassen Sie den Doktor raus, Gorry«, fing ich an. »Er hat bestimmt nichts mit der Geschichte zu tun!«
»Ich glaub’s ja auch nicht, dass er Barris’ Mörder ist, aber weshalb warf er dann so heimlich, still und leise die Giftröhre aus dem Fenster?«
Ich setzte ihm alles auseinander. Gorrys Gesicht wurde lang und länger. Ich redete ungefähr eine Dreiviertelstunde, dann nickten die beiden entgeistert.
»Und darauf sind Sie nur durch Nachdenken gekommen?«, fragte Gorry.
»Ja. Aber trösten Sie sich, Gorry, die falschen Theorien, die ich schon zu den Akten legen musste, die sind kaum zu zählen. Es hat eine Weile gedauert, bis ich auf den richtigen Gedanken kam.«
»Okay, wie wollen wir morgen Abend vorgehen? Die Karten schicke ich noch heute Abend raus.«
Wir besprachen alles bis in die Einzelheiten. Dann brauste ich mit meinem Jaguar weiter. Ich musste eine Menge harmloser Bürger bei ihrem Abendbrot stören, und erst gegen zwölf Uhr nachts kam ich total erschöpft zurück in meine Wohnung.
Am nächsten Morgen rief ich von einer öffentlichen Fernsprechzelle aus bei Mr. High an. Er hatte nichts dagegen, dass ich an diesem Vormittag nicht ins Büro kam.
Danach fuhr ich zu der Wohnung der Filmschauspielerin. Die Adresse hatte ich im Telefonbuch nachgeschlagen.
Bei ihr brachte ich ungefähr eine Stunde zu. Sie fiel mir anfangs auf die Nerven mit ihrer unglaublich dummen Plapperei, aber als ich ihr endlich auseinandergesetzt hatte, um was es ging, wurde sie vernünftiger.
Anschließend besuchte ich ihren Schneider. Die Adresse hatte ich mir ja von dem Barbesitzer geholt. Die Inhaberin des Modesalons machte zuerst Schwierigkeiten, bis ich den starken Mann spielte und mithilfe meines FBI-Ausweises ihr eine Haussuchung ankündigte. Dann ließ sie mich in ihre Bücher sehen.
Ich fand einige recht interessante Eintragungen in Verbindung mit dem Namen von Mrs. Barris. Und die Filmschauspielerin hatte sich seit einem halben Jahr jedes Kleid und jede winzige modische Kleinigkeit gleich zweimal anfertigen lassen. Wohlgemerkt zweimal! Auch das Abendkleid, das sie zu der Party getragen hatte…
***
Abends gegen sechs Uhr stand ich in meinem Badezimmer und duschte. Draußen war immer noch die Bratofenhitze, und selbst das Wasser aus der Dusche war lauwarm. Aber ein bisschen erfrischte es doch.
Nach dem Duschen setzte ich mich in einen Sessel und schloss die Augen. In zwei Stunden würde es ernst werden. Wenn meine Theorie doch falsch war?
Wie immer verlor ich meine Sicherheit ein wenig, je näher
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