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0036 - Wir spielten hinter den Kulissen

0036 - Wir spielten hinter den Kulissen

Titel: 0036 - Wir spielten hinter den Kulissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir spielten hinter den Kulissen
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die Uhr dem anberaumten Termin zurückte. Wenn es erst losgegangen war, würde ich wieder ruhig sein wie ein Ozean bei völliger Windstille.
    Ich aß eine Kleinigkeit und zwängte mich dann in meinen Smoking. Gorry hatte am frühen Vormittag mit Mrs. Barris telefoniert und nach langem Hin und Her ihre Genehmigung zu der Wiederholung der Party erhalten. Sobald der letzte Gast die Villa betreten hatte, würde Gorry von einem Fenster im ersten Stock mit seiner Taschenlampe ein Blinkzeichen geben. In den benachbarten Straßenzügen standen dreißig Beamte der Stadtpolizei bereit, um das Grundstück abzuriegeln. Wir wollten sicher gehen.
    Außer den geladenen Gästen hatte ich Gorry noch eine Liste von Personen gegeben, die zusätzlich eingeladen wurden, aber bei ihrem Eintreffen vor der Villa zunächst einmal abgefangen und beiseite geführt wurden.
    Diese ganzen Vorbereitungen waren nötig, weil es so gut wie keine Beweise gegen den Mörder gab. Er sollte sie uns heute Abend liefern. Ich hatte lange hin und her überlegt, bis mir dieser Plan eingefallen war. Wenn er versagte, war ich vor vierzig Leuten blamiert bis auf die Knochen.
    Mein Jaguar summte in gleichmäßigem Laut durch die Straßen. Als ich am Tor der Villa ankam, hielten mich zwei uniformierte Polizisten von der Stadtpolizei an und verlangten meinen Ausweis. Auf einer Liste hakten sie meinen Namen ab, und ich durfte passieren.
    Die Lichter in der Villa brannten schon alle. Genau wie am Abend des Mordes lag der Kiesweg vom Tor zur Freitreppe im Schein von starken Scheinwerfern, die in den Kronen der Bäume aufgehängt waren. Wenn man es recht bedachte, war der Mörder unglaublich frech, dieses ganze Theater mitzumachen.
    Aber würde er es überhaupt mitmachen?
    Ich gebe zu, dass ich so aufgeregt war wie lange nicht. Ohne Beweise gegen den raffiniertesten Mörder vorzugehen, der mir je unter die Augen gekommen war, das war schon reichlich gewagt. Aber ihn noch so herauszufordern, wie ich es vorhatte, das setzte dem Ganzen die Krone auf.
    Ich schritt langsam auf dem Weg entlang. Und wer kam mir auf der Freitreppe entgegen?
    Mr. Riling mit seinem imitierten Unfall. Ich musste lächeln, als ich ihn so jämmerlich humpeln sah. Dabei humpelte er jetzt zwar mit dem richtigen Bein, jedenfalls dem, mit dem er in den Salon gehinkt kam, aber er hielt den Stock in der verkehrten Hand. Für wie dumm hielt er seine Umwelt eigentlich?
    »Sagen Sie, Mister Cotton, was ist denn los? Die Polizei verfolgt doch irgendeinen Zweck mit der Wiederholung der Party, nicht wahr? Wissen Sie nichts Näheres?«
    Ich nickte.
    »Doch, ich weiß sogar ganz genau, was die Polizei will.«
    »Ja?« Sein Gesicht straffte sich vor Neugierde.
    »Aber ich sage es Ihnen nicht!«
    Er warf mir einen wütenden Blick zu. Ich kümmerte mich nicht um ihn, sondern ging ins Haus. Im Salon saßen schon einige der Gäste. Sie trugen die gleiche Garderobe wie an jenem denkwürdigen Abend, als ein gefährlicher Mörder seine Verbrechen begangen hatte.
    Die Stimmung war sehr niedergedrückt - wie nicht anders zu erwarten war. Bei den Damen herrschte eine nervöse Unruhe, die Herren bemühten sich mehr oder weniger um gefasste Mienen. Freilich gelang es den wenigsten, tatsächlich ruhig zu erscheinen.
    Wie durch einen Zufall war der Sessel leer geblieben, in dem ich gesessen hatte, während Phil tatendurstig durchs Haus geschweift war. Ich ließ mich wieder darin nieder, nachdem ich die Anwesenden begrüßt hatte. Die Hausherrin trug ein schwarzes Kleid und einen dichten Schleier. Es war überhaupt ein Wunder, dass sie sich dazu hergegeben hatte, uns diese Vorstellung zu gestatten.
    ***
    Es dauerte etwa eine Viertelstunde, dann waren alle Gäste versammelt. Phil hatte sich mir gegenüber in dem freien Sessel niedergelassen und trommelte unruhig mit den Fingerspitzen auf die Lehnen. Gorry kam herein. Er trug heute Abend ebenfalls einen Smoking, der ihm sehr gut stand.
    Wir hatten verabredet, dass er die Sache leiten sollte, weil er nun einmal allen Gästen als Leiter der Mordkommission bekannt war. Und ich war durchaus nicht auf die Lorbeeren erpicht, die dieser Fall bei einer sauberen Lösung sicher mit sich brachte.
    »Meine Damen und Herren«, sagte Gorry.
    Im Nu wurde es still. Gorry entschuldigte sich mit wohlgesetzten Worten für die Umstände, die die Polizei den geladenen Gästen machen müsste und so weiter. Während alle zu ihm blickten, gab ich Phil ein Zeichen mit der Hand.
    Er beugte sich vor. »Ja,

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