0038 - Die Horror-Reiter
die Lehren der Hölle verbreiten können. Wenn dies alles geschehen ist, werden wir uns um John Sinclair kümmern. Aeba wird diesen Menschen vernichten!«
Der Reiter stieß die letzten Worte haßerfüllt aus. Und er fuhr fort: »Der Spuk, unser Meister, wartet auf Sinclairs Tod. Und wie ich Sinclair kenne, wird er nicht lockerlassen und die Spur von Aeba aufnehmen. Vielleicht trifft er irgendwann in den nächsten Tagen bei dir im Kloster ein. Verweigere ihm nicht den Zutritt, denn dann hast du ihn in der Falle und überläßt ihn uns.«
»Ich werde all das tun, was du verlangst«, erwiderte der höllische Abt.
»Das ist gut. Dann geh jetzt und bereite alles vor!« Es waren die letzten Worte des Reiters. Mit ihnen verlosch auch das Bild.
Nur noch der Spiegel blieb zurück, dessen Fläche jedoch rasch stumpf und grau wurde und wieder die Farbe des Höhlengesteins annahm.
Der Abt wandte sich zum Gehen. Er hatte genug erfahren, und er war fest entschlossen, die teuflischen Forderungen seines Meisters auszuführen. Ganz oben auf der Liste stand ein Name. Gulio Ortega!
***
Los Albas war ein Bergbauerndorf. Es lag eingekeilt zwischen den hohen Felsmassiven der Pyrenäen und war mit der Außenwelt praktisch nur durch eine Straße verbunden. Dieser Höhenweg führte nach Mont Louis, war beschwerlich zu fahren und im tiefen Winter völlig zugeschneit.
Die wenigen Einwohner des Ortes lebten in einem Dreiländereck.
Im Norden Frankreich, im Süden Spanien und im Westen lag die Republik Andorra. Dreihundert Seelen zählte der Ort. Fast alle lebten von der Landwirtschaft. Die Familien bewirtschafteten die kargen Felder. Terrassenförmig waren die Felder angelegt, und oft genug geschah es, daß von den aus den Pyrenäen kommenden Fallwinden die Saat wieder weggeweht wurde. Die Bauern kämpften gegen die Natur. Und seit Jahrhunderten stand der Kampf unentschieden. Die einzelnen Häuser – sie waren bessere Hütten – klebten förmlich am Berg. Aus gelbbraun schimmerndem Lehm waren diese Hütten errichtet, mit kleinen Fenstern und schmalen Türen.
Der Kirchturm überragte die Häuser jedoch alle. Weiß und mit einem großen Kreuz versehen, stach er in den Himmel. Schaute man am Kirchturm vorbei und ließ den Blick weiter in die Höhe wandern, so war das Kloster nicht zu übersehen. Wie eine Trutzburg stand es oben auf einer Bergspitze, vom Wind umheult, und doch ein unerschütterliches Zeugnis einer langen, ereignisreichen Vergangenheit.
Eintönig war der Tagesablauf der Bergbauern. Besonders im Winter, wenn die ersten Schneestürme ins Tal fegten und den kleinen Ort mit ihrer weißen Pracht zudeckten. Auch in diesem Jahr hatte es bereits den ersten Sturm gegeben. Doch der Schnee war rasch wieder getaut. Der Boden enthielt noch zuviel Wärme. Jetzt hatte die Kälte Einzug gehalten. Der Frost ließ die Erde hart wie Stein werden, und die kalte Luft stach beim Atmen in den Lungen. Wenn es nun schneite, dann blieb der Schnee liegen und würde bis zum Frühjahr nicht wieder tauen.
Die Einwohner von Los Albas hatten vorgesorgt. Die Vorratskammern waren gefüllt mit Brennmaterial und Lebensmitteln. Auch die Schafe und Ziegen waren in die Ställe getrieben worden und wurden erst wieder ins Freie gelassen, wenn der Schnee schmolz.
In engen Kurven schlängelte sich die Dorfstraße durch den Ort. Sie wand sich vorbei an Hausecken, führte mal in die Höhe und fiel dann wieder ab. Vor der einzigen Bodega des Dorfes standen ein paar Reklametafeln. Der Bodegero war der reichste Mann. Er besaß sogar Telefon und einen Fernsehapparat. Die meisten Einwohner hatten noch keinen elektrischen Strom. Man war auf das Licht der Petroleumlampe angewiesen. Los Albas war wirklich vergessen worden. Fremde kamen nur wenige. Hin und wieder tauchten Grenzbeamte auf, die jedoch schnell wieder verschwanden, wenn sie merkten, daß sie ihr Vergnügen schon woanders suchen mußten.
Die Einwohner waren sehr gläubig. Aber auch abergläubisch. Sie verehrten die Jungfrau Maria, fürchteten sich jedoch ebenso vor den finsteren Mächten der Hölle und den Dämonen. Was oben im Kloster geschah, blieb ein Geheimnis. Und doch gab es jemanden, der mehr erfuhr als alle anderen. Das war Juan Ortega, der Sohn des alten Kalfaktors. Wenn der Alte ins Dorf kam, um Proviant zu besorgen, dann ging er immer auf ein Schwätzchen zu seinem Sohn. Natürlich erzählte er, was im Kloster los war, und Juan erfuhr von der veränderten Haltung der Mönche. Bei jedem Besuch
Weitere Kostenlose Bücher