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0038 - Vorstoß nach Arkon

0038 - Vorstoß nach Arkon

Titel: 0038 - Vorstoß nach Arkon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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sie brannten wieder. Die Gesetzmäßigkeit ließ sich nicht leugnen. Ghorns Verwirrung wich einem leisen Schrecken. Aber ruhig, als sei nichts geschehen, kehrte er zu seinem Pult zurück und fuhr mit seiner Arbeit fort. Daß die brennenden Kontrollampen jetzt auch von seinem Platz aus gut zu sehen waren, täuschte ihn nicht.
    Er hantierte so lange an Knöpfen, Druckschaltern und kleinen Hebeln, bis plötzlich das Licht im Raum erlosch, eine schwere Jalousie sich vor das zum Trichterinnern gerichtete Fenster legte und undurchdringliche Finsternis sich in der kleinen Kabine ausbreitete. Ghorn hatte nur ein undeutliches Gefühl von der Gefahr, in die er sich begab. Er wußte, daß die automatischen Rettungsgeräte, die in jedem Raum des Hauses untergebracht waren, vielleicht zu langsam reagieren mochten, wenn das Bild richtig war, das Ghorn sich von der augenblicklichen Situation machte.
    Aber wie alle Arkoniden - darin unterschied er sich nicht von Sergh, seinem Herrn und Meister - liebte er zuallererst den Nervenkitzel, und in zweiter Linie fragte er nach der Gefahr. Was, mit irdischen Augen betrachtet, allerdings mehr ein Symptom der Hysterie als ein Zeichen von Tapferkeit war. Ghorn hantierte weiter. Er kannte die Einrichtung der kleinen Kontrollkabine so gut, daß er sich auch im Finstern zurechtfand. Die Bildschirme und die Anzeigelampen waren mit der Beleuchtung erloschen. Fahles Flimmern durchdrang plötzlich die Dunkelheit. Es kam von nirgendwoher und schien eine Weile nirgendwohin zu gehen, aber dann formte sich auf der Wand, die Ghorn gegenüberlag, plötzlich ein kreisrunder, drei Meter hoher Fleck irisierenden Lichtes, der vom Boden bis fast zur Decke reichte.
    Inmitten des Flecks erschien der Umriß einer abenteuerlichen Gestalt. Sie war zu klein, um einem Arkoniden zu gehören - obwohl sie zwei Arme, zwei Beine und einen Kopf an der richtigen Stelle besaß - zu dick, um anziehend zu wirken, und so formlos, daß Ghorn schließlich zu dem Schluß kam, der Umriß, den er sah, könne nicht der Umriß der Gestalt selbst, sondern nur der eines Kleidungsstückes sein.
    Ghorn sah, daß der Fremde etwas im Arm trug. Es hatte einen gedrungenen, kurzen Stiel. Ghorn glaubte, es müsse eine Waffe sein. Der größte Teil seines eingebildeten Mutes verließ ihn wieder. Er wollte etwas sagen - etwas Beruhigendes womöglich, damit der Unbekannte nicht zu schießen anfing. Aber im selben Augenblick machte die Gestalt eine rasche Armbewegung zum Kopf hin; das formlose Ding, das Ghorn bisher für den Kopf gehalten hatte, kippte zur Seite, und darunter kam ein ziemlich runder Schädel zum Vorschein, der, das registrierte Ghorn trotz der wachsenden Angst mit Verwunderung, anstelle des langen Haupthaares kurze, starre Borsten trug.
    Ghorn machte einen neuen Ansatz zum Sprechen, aber im gleichen Augenblick sprach der Unbekannte: „In Ordnung! Machen Sie schon Licht!"
    Ghorn stellte fest, daß er ein grobes, aber fehlerfreies Arkonidisch sprach. Gehorsam brachte er ein paar Schalter zum Kippen. Die Jalousie vor dem Fenster verschwand, das Licht flammte wieder auf. Ghorn sah sich um. Der Fremde, der dadurch, daß er sich in zu geringer Entfernung vor die Leuchttafel stellte, die Lichter zum Erlöschen gebracht hatte und dann zur Seite getreten war, als er fühlte, daß der Arkonide mißtrauisch wurde, stand jetzt schräg hinter ihm.
    Ghorn sah in ein rundes, grimmig lächelndes Gesicht. Über der Stirn standen schmutzigrote Haarborsten streitlustig in die Höhe. Ghorn sah, daß der Fremde die Waffe nicht in Anschlag gebracht hatte. Er schien sich sicher zu fühlen.
    „Was ... was wollen Sie?" stotterte Ghorn. Der Fremde grinste weiter. „Mit dem Administrator reden. Sind Sie das?"
    Ghorn machte mit beiden Händen hilflos das Zeichen der Verneinung.
    „Ich bin Ghorn", antwortete er eingeschüchtert. Der Fremde senkte den Kopf zu einer leichten, ironischen Verneigung.
    „Ich heiße Bull", gab er zurück. „Reginald Bull."
    Er sprach die fremdartigen Laute seines Namens so geläufig aus, daß Ghorn endgültig die Vermutung aufgab, er könne trotz allem - und besonders wegen seiner Bekleidung, die offenbar arkonidischer Herkunft war - ein körperlich mißratener Arkonide sein. Der Mann kam von weit her! Aber woher? Der Fremde, der sich Bull nannte, zog einen Sessel heran und ließ sich hineinfallen.
    „Wissen Sie was?" begann Bull von neuem: „Sie rufen jetzt den Administrator hierher. Und dann werden ich und noch zwei andere,

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