0039 - Das Todesmoor
nehmen und den gesamten Globus erobern! Aber das werdet ihr beide nicht mehr erleben, denn eure Seelen werde ich euch nun nehmen. Ich werde sie an Ruvanveli weitergeben. Und er wird sie dem Schwarzen Tod zum Geschenk machen!«
Der Schwarze Tod fungierte hier einmal mehr als Drahtzieher im Hintergrund.
Der Schwarze Tod! Mein Erzfeind. Einer meiner gefährlichsten Gegner. Ich hatte ihm bereits mehrere Niederlagen beigefügt. Aber das hinderte ihn nicht daran, immer wieder aufs Neue zu versuchen, der Macht des absoluten Bösen in den Sattel zu helfen…
Das gesichtslose Wesen wandte sich Suko zu. Ich hörte ein aggressives Zischen. Die schlanke, schwarze Gestalt schnellte sich vorwärts.
Ich klappte blitzschnell meinen Einsatzkoffer auf und griff nach meinem geweihten Silberdolch, dessen Griff die Form eines Kreuzes hat. Suko steppte zur Seite. Die schwarzen Hände des Angreifers sausten ins Leere.
Fauchend wirbelte der Gesichtslose herum. Ich trachtete, nicht mit seiner Spur in Berührung zu kommen, denn ich hatte gesehen, was das bei Reymond Merchant und Robin Sargent für Folgen gehabt hatte.
Mit einem Satz übersprang ich die gefährliche Spur, und bevor sich das Wesen ein zweitesmal auf Suko stürzen konnte, schoß meine Dolchhand nach vorn. Die blitzende Klinge drang dem Gesichtslosen tief in die Brust.
Er erstarrte.
Er schien nicht damit gerechnet zu haben, daß ich ihm gefährlich werden konnte, deshalb hatte er sich ausschließlich auf Suko, sein erstes Opfer, konzentriert. Seine Selbstüberschätzung kostete ihn nun das unselige Leben.
Sein Körper trocknete ein, bekam eine harte Kruste, die gleich darauf zu knistern begann und Sprünge bekam. Und dann fiel die erstarrte Erscheinung Stück für Stück auseinander.
Die einzelnen Teile verformten sich wie Plastik, das großer Hitze ausgesetzt wird, und lösten sich innerhalb weniger Sekunden vollständig auf. Von dem gesichtslosen Wesen blieb nichts übrig. Auch die silbrig schimmernde Spur war nicht mehr vorhanden.
Unverzüglich kletterten wir an der hohen Steinmauer hoch. Ich war zuerst oben und streckte meinem Freund die Hand entgegen. Suko ergriff sie. Ich holte ihn auf die Mauerkrone.
Nun lag ein großes, finsteres Gebäude vor uns. Es wies zahlreiche Kuppeln und pagodenähnliche Nebentrakte auf. Wir sprangen in den finsteren Innenhof, huschten durch die Dunkelheit und erreichten eine Tür.
Dahinter befand sich ein langer Gang, den wir durcheilten. Plötzlich packte mich Suko am Arm. Ich blieb sofort stehen. Wir vernahmen seltsame Geräusche und schlichen darauf zu.
Schmatzen, Knurren, Hecheln, Fiepen… Ich entdeckte ein Guckloch in der Steinmauer und warf einen Blick hindurch. Ich schaute in einen Raum, der auf keine natürliche Weise dürftig erhellt wurde, und was ich da zu sehen bekam, krampfte mein Herz schmerzhaft zusammen.
Ich sah fünf Kinder.
Aber es waren keine Menschenkinder mehr. Ruvanveli hatte ihnen bereits seinen dämonischen Keim eingepflanzt. Sie waren nun Dämonen wie er. Aber sie hatten ihre neu gewonnenen Fähigkeiten noch nicht unter Kontrolle. Sie krabbelten über den Boden und veränderten ständig ihr Aussehen, und während sie dies taten, gaben sie jene seltsamen Laute von sich, durch die wir auf sie aufmerksam geworden waren.
Mal bekam einer von ihnen dicke, rotglänzende Fischaugen. Dann wuchsen dem anderen wieder lange, spitze Ohren und Rattenzähne. Das Gesicht des dritten Jungen bedeckte sich mit grünen Schuppen, während aus den Wangen des vierten Kindes struppige Haar sprießten…
Mir drehte die Wut den Magen um.
Ich hatte den unbändigen Wunsch, Ruvanveli zu vernichten, und ich hoffte, daß ich ihm dadurch die Kinder entreißen konnte.
Wir eilten weiter, kamen durch einen großen Raum, hörten aufgeregte Stimmen. Man war auf unsere Anwesenheit aufmerksam geworden. Türen öffneten sich. Dunkle Schatten glitten in den Raum.
Ich sah ein breites, mit Gold beschlagenes Tor und vermutete, dass sich dahinter der Tempelsaal befand, in dem wir das Herz des Dämons finden würden.
Wir rannten darauf zu. Ich riß das Tor auf. Suko gelangte mit mir in den Saal. An den Wänden blakten Fackeln. Ich schaute mich hastig um.
Dort stand der Schrein. Von sieben Dämonenfratzen umgeben.
Suko warf die Torflügel hinter sich zu und stemmte sich mit seinem ganzen Körpergewicht dagegen.
»Mach schnell, John!« keuchte er. »Ich halte die Bande inzwischen auf!«
Die Anhänger Ruvanvelis warfen sich ungestüm gegen das
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