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0039 - Turm der Verlorenen

0039 - Turm der Verlorenen

Titel: 0039 - Turm der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kubiak
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Tempo durch die Hauptstadt von Rumänien und bremste vor einem feudalen Hotelbau. Für ihn hatten alle Besucher aus dem kapitalistischen Westen genug Geld, um in einer solchen Luxusherberge zu wohnen. Den gleichen Glauben hatte er auch bei seinem rätselhaften Fahrgast. Wollte der doch tatsächlich nach Valice, wo doch jeder wusste, dass Valice das Dorf der toten Seelen war.
    Vor langer Zeit war es einmal in einer Zeitung berichtet worden.
    Ein Tourist hatte sich auf einer Wanderung durch die Karpaten verirrt und war in ein Dorf gelangt, wie er es noch nie gesehen hatte. In dem Interview hatte er es mit einer Geisterstadt des Wilden amerikanischen Westens verglichen. Er habe keine lebende Seele in der Siedlung angetroffen und hatte dort übernachten wollen.
    Doch plötzlich, lange nach Einbruch der Dunkelheit, war gespenstisches Leben in die Häuser gekommen. Auf einmal hatte er auf den Straßen Menschen sehen können, die sich alle in einer Richtung entfernten.
    Er war ihnen gefolgt und hatte sie in dem Tal verschwinden sehen, an dessen Eingang das Dorf lag. Eine unerklärliche Kraft habe ihn davon abgehalten, den Menschen zu folgen. Stunden habe er gewartet, bis die Leute wieder zurückkamen.
    Dann hatte er sie fragen wollen, was dort vor sich ging, aber niemand hatte ihm geantwortet. Sie waren einfach weitergegangen, als wäre er Luft für sie gewesen. Und so seltsam bleich hätten sie ausgesehen. Noch in der gleichen Nacht wäre er wieder aufgebrochen und hätte das Dorf verlassen.
    Seitdem hieß es, dass es in dem Dorf Valice spukt. Und seitdem hatte sich auch niemand mehr dorthin gewagt.
    Der Taxifahrer schreckte aus seinen Gedanken, als sein sonderbarer Fahrgast ihm auf die Schulter klopfte. Er zuckte herum und griff hastig nach dem Geldschein, den ihm der Fremde hinhielt. Ehe er das Wechselgeld herausgeben konnte, war der Fremde bereits ausgestiegen und eilte auf den Hoteleingang zu.
    Schulterzuckend wandte der Taxifahrer sich ab und lenkte den Wagen wieder hinaus in den Verkehr. Den Fahrgast, der nach Valice wollte, hatte er schnell vergessen.
    ***
    Als Zamorra die Halle des Hotels betrat und der Portier ihm die Tür aufhielt, fand er wieder in die Gegenwart zurück. Einigermaßen verwirrt schaute er sich um und zermarterte sich den Kopf, was er nun anfangen sollte.
    Er konnte nicht sagen, was ihn bewogen hatte, dem Taxifahrer den Namen des Ortes zu nennen, an dem Mordius auf ihn wartete. Die reine Logik musste ihm sagen, dass sein Unternehmen, so ganz ohne Planung in Angriff genommen, zu einem Misserfolg führen musste.
    Zögernd ging er zur Rezeption und wartete, bis man auf ihn aufmerksam wurde. Der Professor wusste selbst, dass er im Augenblick kein sonderlich Vertrauen erweckendes Bild abgab. Zwar war sein Anzug nach der neuesten Mode geschnitten, doch nass wie er war, glich er eher einem Arbeitsanzug.
    Entsprechend frostig verhielt sich auch der Empfangschef. »Mein Herr, ich glaube, Sie sind hier nicht am richtigen Ort. Das Obdachlosenasyl ist am anderen Ende der Stadt.«
    Dabei grinste er spöttisch, als er bei seinen Worten den Mann vor dem Pult abtaxierte.
    Zamorra ließ sich jedoch nicht einschüchtern. Mit gefährlich leiser Stimme knurrte er: »Wenn Sie jetzt nicht sofort dafür sorgen, dass ich hier ein Zimmer bekomme, dann werden Sie demnächst auf dem Campingplatz wohnen und dort Abfalleimer leeren.«
    Der Empfangschef, ein Mann in den Fünfzigern, rieb sich das Kinn und dachte nach. Sollte er den Kerl vor die Tür setzen, oder hatte er es mit jemand zu tun, der Einfluss hatte? Seine Vernunft siegte. Er lächelte freundlich, verbeugte sich servil und gab einem Pagen ein Zeichen. Wie der Blitz kam der junge Mann herangeeilt.
    Der Empfangschef drehte das Gästebuch herum und hielt Zamorra einen Kugelschreiber hin. »Wenn Sie sich freundlicherweise hier eintragen würden. Sie wissen, die Vorschriften. Und dann bringt Sie der Page hier auf Ihr Zimmer. Haben Sie Gepäck?«
    Zamorra trug sich ein und schüttelte dann den Kopf. »Ich muss Sie enttäuschen. Ich habe kein Gepäck. Es ist mir auf dem Flughafen abhanden gekommen. Ich werde mich also mit dem Nötigsten versorgen müssen. Bei der Gelegenheit – kennen Sie ein Dorf Valice?«
    Der Empfangschef konnte sein Erschrecken nur mühsam verbergen. Zamorra schien nichts zu bemerken und betrachtete weiterhin neugierig den Mann hinter dem Empfangspult.
    »Nun ja, wer kennt dieses Dorf nicht. Ich allerdings würde Ihnen von einem Besuch abraten. Es

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