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0039 - Turm der Verlorenen

0039 - Turm der Verlorenen

Titel: 0039 - Turm der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kubiak
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Flügelschlag eines riesigen Raubvogels. Unwillkürlich zog Zamorra den Kopf zwischen die Schultern, sank in die Knie und schaute hoch.
    Ein alles verschlingender Schatten, stieß auf ihn nieder. Wie aus dem Nichts war er aufgetaucht und griff nun gnadenlos an.
    Zamorra konnte sich noch so eben zur Seite rollen, da krachten zwei mit scharfen Krallen bewehrte Klauen auf die Stelle, wo er Sekundenbruchteile vorher noch gehockt hatte.
    Schwerfällig rollte der Professor sich weg. Sein Rucksack behinderte ihn dabei recht beträchtlich. Als er sich erheben wollte, kippte das Gestell nach vorn und zwang ihn wieder in die Knie.
    Und wieder griff das Raubtier an. Zamorra konnte jetzt auch erkennen, dass es sich wirklich um einen Vogel handelte. Die Augen des Tieres musterten ihn kalt, und der messerscharfe Schnabel verhieß ihm nichts Gutes. Zamorra konnte nicht begreifen, dass er nichts bemerkt hatte. Wie oft hatte er hoch geschaut, um eine Spur von Leben zu entdecken. Und immer war der Himmel leer geblieben. Bis er eben das Rauschen vernommen hatte.
    Der Raubvogel, wahrscheinlich ein Adler, hüpfte wieder auf den Professor zu. Ein kraftvoller Satz warf ihn in die Luft und ließ ihn wie ein Stein auf den Professor niederzucken.
    Zamorra versuchte verzweifelt, den mörderischen Krallen auszuweichen. An die Pistole kam er nicht heran. Die hatte er in seinem Rucksack verstaut. Zamorra schaffte es so gerade noch, sich auf den Bauch zu drehen. Doch konnte er sich dem Zugriff der Bestie nicht entziehen.
    Schwer drückte ihn das Gewicht des Vogels nieder, und der Aufprall stieß sein Gesicht in den Dreck. Zamorra reckte den Kopf wieder hoch und spuckte Erde und Gras aus.
    Ein schrilles Kreischen ertönte in seinem Nacken. Der Raubvogel schien sich seiner Beute sicher zu sein. Zamorra spürte einen übermächtigen Luftzug und das klatschende Schlagen von Flügeln. Sollte der Adler es sich anders überlegt haben, oder wähnte er sich so sehr als Sieger, dass er sein Opfer liegen ließ, um es später zu holen?
    Ein brutaler Ruck in den Schultern belehrte Zamorra eines Besseren. Tief schnitten die Tragegurte seines Rucksacks in seine Schultern. Der Adler musste sich darin verkrallt haben und schleifte Zamorra nun über den Boden.
    Wie ein Spielball wurde der Professor herumgeschleudert. Sein Rücken prallte gegen Bodenwellen und dickere Steine. Schmerzwellen jagten durch seinen Körper, und auf einmal fing auch die Hand an zu schmerzen, die Mordius ihm in dem schrecklichen Traum mit einem Dolch an der Wandkarte festgenagelt hatte.
    War es ein normaler Adler oder ein Gesandter des Teufels?
    Zamorra sammelte alle Kraft, die er noch mobilisieren konnte, und schrie auf. »Satanas, weiche! Weiche von mir, Satanas!«
    Aus dem schrillen Kreischen des Raubvogels wurde mit einemmal ein hohles spöttisches Gelächter. Es tanzte über die Weite des Landes und kehrte verzerrt und vielfach verstärkt wieder zurück. Zamorra fühlte sich fallengelassen und schlug schwer auf den Boden auf. Für Sekunden wurde ihm schwarz vor Augen, dann kehrte er wieder in die Gegenwart zurück.
    Und erneut hallte das Gelächter in seinen Ohren.
    Zamorra rollte sich herum, um seinem Gegner entgegenzublicken.
    Jeden Augenblick meinte er, den tödlichen Schlag in seinem Nacken zu spüren. Doch nichts dergleichen geschah.
    Er sah die ausgebreiteten Flügel, sah übergroß die Klauen, die sich im Boden festkrallten. Sein Blick wanderte weiter über die Brust des Raubvogels bis zu seinem Kopf.
    Zamorra glaubte, wahnsinnig geworden zu sein. Da, wo er erwartet hatte, den mörderischen Schnabel der Bestie zu sehen, grinste ihm ein Gesicht entgegen, das er kannte.
    Es war die teuflisch grinsende Fratze von Mordius, dem wahnsinnigen Wissenschaftler!
    Mit einem wilden Wutschrei wollte der Professor sich auf den verhassten Gegner stürzen. Aber er konnte sich plötzlich nicht mehr rühren.
    Ohnmächtig musste er mit ansehen, wie das Ungeheuer ihn umrundete und genau betrachtete. Beinahe beifällig nickend schaute er wieder dem Professor ins Gesicht. »Freue dich deines Körpers. Noch kannst du ihn steuern. Doch nicht mehr lange, dann bist du einer von uns. Ein Untoter, der mit seinem vom Satan gegebenen Leben dem Bösen dient. Es wird mir eine Freude sein, dich in unseren Kreis aufzunehmen. Doch hab’ Geduld, noch ist es nicht soweit. Erst musst du deinen Weg zu Ende gehen.«
    Nach diesen Worten breitete der Adler mit dem menschlichen Kopf die Flügel aus. Ein kräftiger

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