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004 - Die Ausgestoßenen

004 - Die Ausgestoßenen

Titel: 004 - Die Ausgestoßenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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kraftvoll nach vorne, als wollte sie ihr blankes Schwert in einen Gegner treiben.
    Kreischend fügte sich das Getriebe den brutalen Handgriffen der Fahrerin.
    Matt hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten, doch er zog es vor, sich weiter mit beiden Händen abzustützen, um nicht mit dem Kopf irgendwo anzustoßen. In diesem Moment vermisste er schmerzlich die Sicherheitsgurte, deren textile Grundstruktur im Laufe der letzten Jahrhunderte zerfallen war, während die übrigen Fahrzeugteile den langen Aufenthalt in der gefüllten Ölgrube recht gut überstanden hatten.
    Als Aruula die Kupplung schlagartig kommen ließ, stemmte sich Matt mit aller Kraft gegen die bockenden Bewegungen des Jeeps.
    »Fuß vom Gas!« brüllte er, während ihn die plötzliche Beschleunigung wieder in den Sitz drückte. Gehorsam verringerte die Barbarin die Geschwindigkeit, während sie das Steuer krampfhaft umklammerte, um den Jeep in der Spur zu halten. Triumphierend blickte sie sich zu Matt um.
    »Ich glaube, ich begriffen, wie funktioniert«, erklärte sie stolz.
    Der Pilot nickte gequält, bevor er antwortete:
    »Sieh bitte nach vorn und versuch diese Geschwindigkeit einige Zeit zu halten.« Enttäuscht von seiner kühlen Reaktion blickte die Barbarin geradeaus und bretterte absichtlich durch zwei tiefe Schlaglöcher, so dass Matt erneut in seinem Sitz hin und her geschleudert wurde.
    Angesichts der Schmerzen in seinem
    .Steißbein bereute es Matt inzwischen, dass er vorgeschlagen hatte, Aruula das Auto fahren beizubringen. Er hatte gedacht, dass sie in Zukunft schneller voran kamen, wenn sie sich am Steuer des Jeeps abwechseln konnten. Außerdem wollte er die Barbarin von den letzten Entzugserscheinungen ablenken, die von dem Genuss der mutierten Früchte in Rom herrührten.
    Doch offensichtlich hatte er ihre Fähigkeiten überschätzt. Auch nach stundenlangem Üben fehlte ihr jegliches Feingefühl im Umgang mit der Technik. Sie behandelte die Maschine immer noch wie ein Reittier, dem sie ihren Willen aufzwingen wollte.
    Aber vielleicht musste Matt ihr einfach nur mehr Zeit geben.
    Schließlich bedeutete das Wissen um einen Verbrennungsmotor für Aruula einen Kultursprung, als würde man einem mittelalterlichen Landsknecht einen Rasierapparat in die Hand drücken. Als Mensch des beginnenden 21. Jahrhundert war es für Matthew natürlich viel einfacher, sich auf die Kulturstufe dieser Epoche einzustellen. Obwohl es gewiss nicht leicht gewesen war zu akzeptieren, dass quasi von einer Minute auf die andere seine gewohnte Umgebung dieser Alptraumwelt gewichen war. Wie das geschehen konnte, darauf hatte Matt Drax auch nach acht Wochen noch keine logische Antwort gefunden.
    Auf anderen Gebieten dagegen bewies die schöne Barbarin, die ihn nach wie vor
    »Maddrax« nannte, eine überdurchschnittliche Intelligenz, die sie weit über ihre Mitmenschen heraushob. So erlernte sie die englische Sprache wesentlich schneller, als Matt sich den primitiven und aus allerlei alten Sprachen zusammengesetzten Wortschatz der Barbaren aneignen konnte.
    Vermutlich hing ihre schnelle Auffassungsgabe mit den telepathischen Fähigkeiten zusammen, die er schon einige Male an ihr beobachtet hatte. Es schien fast, als würde sie den Sinn seiner Worte spüren.
    Nein, dumm war seine schöne Reisegefährtin sicherlich nicht. Trotzdem musste er aufpassen, dass er sie nicht durch zu große Erwartungen überforderte. Derart milde gestimmt, verfolgte Matt, wie Aruula den Jeep in gleichbleibender Geschwindigkeit auf dem kaum wahrnehmbaren Pfad nach Norden hielt.
    Dort hoffte er Colonel Hank Williams zu finden, der sich in diese Richtung durchschlagen wollte. Zumindest hatte das Captain Irvin ehester behauptet, bevor er als Gladiator im Kolosseum von Rom umgekommen war.
    Bei dem Gedanken an den Tod seines Kameraden wurde der ehemalige US-Pilot von Gewissensbissen geplagt, obwohl der Captain Aruulas Schwerthieb wie eine Erlösung empfangen hatte.
    Um sich von seinen düsteren Erinnerungen abzulenken, drehte sich Matt zu den sechs Reservekanistern um, die auf der Ladefläche des Jeeps aufgestapelt waren. Hoffentlich reichte das Benzin, das im Inneren der olivgrünen Blechbehälter schwappte, bis er Williams oder einen anderen Kameraden seiner Staffel gefunden hatte. Gemeinsam würden es die Piloten viel einfacher haben, sich in dieser lebensfeindlichen Umwelt zu behaupten, in der sie offenbar durch einen Zeitsprung gelandet waren.
    »Was ist? Habe ich falsch gemacht?«

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