004 - Geheimcode Alpha
seinerseits die Initiative zu ergreifen und seinen Plan in die Tat umzusetzen. Er griff nach den festen Brüsten der Frau.
Tessas Knie zuckte empor und traf ihn schmerzhaft. Mit den Armen stieß sie ihn zurück. »Versuche das ja nicht noch mal!«, sagte sie zischend.
Der klein gewachsene Mongole lächelte belustigt. »Heraus mit der Sprache«, sagte er. »Was willst du von mir? Mich aushorchen? Mit mir anbändeln? Ich habe keine Zeit für solch dumme Späße.«
»Das kann ich mir vorstellen«, entgegnete die Frau; ihr Zorn schien verraucht zu sein. »Schließlich musst du doch Eberhard von Wylbert entführen, nicht wahr, Haiko Chan?«
Hätte Haiko sich nicht am Beckenrand festgehalten, er wäre vor Überraschung ausgeglitten.
»Woher weißt du, wer ich bin?«, fragte er, als er seine Fassung wieder gewonnen hatte. »Woher kennst du meinen Auftrag?«
Er biss sich auf die Zunge, kaum dass er die Worte gesprochen hatte. Er hätte alles abstreiten, seine Identität verleugnen müssen!
»Ich soll dich von Cumbraith Jones grüßen«, fuhr Tessa fort. »Sie hat mich schon vor Monaten als Schläferin in Venus-Alpha eingeschleust. Ehrlich gesagt bin ich über dein Erscheinen mehr als froh – es bedeutet, dass mein Auftrag hier bald beendet sein wird. Weißt du, Venus-Alpha ist kein Zuckerschlecken, auch wenn Mechanics Inc. mir die Dauer meines Verweilens im Flibo-Lager angemessen vergüten wird. Sobald ich zur Erde zurückgekehrt bin, heißt das natürlich.«
Noch immer wie benommen vor Überraschung nickte Haiko. Jetzt wurde ihm vieles klar: Clint Fisher und Cumbraith Jones hatten ihn nicht genau unterwiesen, weil ihre Leute schon in Venus-Alpha auf ihn warteten!
Aber warum war er dann so wichtig für die Durchführung des Planes? Warum hatte Fisher die Entführung von Wylberts Tessa nicht von vornherein direkt überlassen?
Genau diese Frage stellte er ihr.
»Weil du einige Ausrüstungsgegenstände am Leib trägst, die unerlässlich sind, wollen wir Venus-Alpha verlassen«, entgegnete Tessa und griff ihm unter die rechte Achsel. Eine gekonnte Bewegung und sie hielt einen von Hautfolie umgebenen Mikrochip in der Hand. »Mit diesem Steuerelement«, erklärte sie, »können wir die Fernsteuerung eines Halbkettenschleppers deaktivieren und auf manuelle Lenkung umschalten, ohne dass der Lenkcomputer der Station Alarm schlägt. Ich werde ihn morgen einbauen. Wir haben keine Zeit zu verschwenden. Der Terminplan wird eng.«
Haiko nickte. »Sind die anderen Mitglieder deines Teams ebenfalls eingeweiht?«
Tessa schüttelte den Kopf. »Die Kursänderung wird ihnen nicht auffallen. Die Venuslandschaft ist monoton, außerdem verschlafen sie sowieso die Hälfte der Strecke. Sobald wir die Forschungsstation erreicht haben, scheuchen wir sie aus dem Schlepper, um zusätzlich Unruhe zu stiften, verschaffen uns mit den Bomben, die du am Leib trägst, Einlass und greifen uns von Wylbert. Bevor die Flibo-Leute wissen, wie Ihnen geschieht, werden wir schon wieder auf dem Rückweg nach Venus-Alpha sein.«
»Und hier?«, fragte Haiko. »Wie sollen wir aus Venus-Alpha fliehen?«
»Warte nur ab«, entgegnete Tessa geheimnisvoll. »Es ist alles vorbereitet.«
Ein Signal ertönte. »Eine Frage noch«, sagte Haiko schnell. »Wieso bin ich ausgerechnet deinem Team zugeteilt worden? Wieso hast du so reibungslos mit mir Kontakt aufnehmen können?«
Tessa senkte den Blick. »Gestern erlitt einer aus unserem Team einen Unfall.«
»Was für einen Unfall?«
»Mit einem Erzbrenner …«
»Du wusstest natürlich, dass ich kommen würde?«
Tessa nickte knapp.
Angewidert wandte sich Haiko ab und stieg ebenfalls aus dem Bassin. Er folgte den anderen in einen Gang, an dessen Decke Düsen angebracht waren, die kaltes, klares Wasser über sie spritzten. Danach folgte ein Gangabschnitt mit Heißluftdüsen. Frisch und trocken erreichte er die Umkleidekabine.
Er zwängte sich in die dünne Papiermontur. Nach Lage der Dinge würde er nicht lange auf Venus-Alpha verweilen. Wenn alles nach Plan verlief.
Wenn nicht …
Aber daran wollte er lieber nicht denken. Er folgte den anderen in einen großen Schlafraum mit engen, leidlich bequemen Kojen. Fünf Sekunden, nachdem er sich auf seiner Liege ausgestreckt hatte, schlief er ein. Er musste nicht einmal auf seine Meditation zurückgreifen; die körperlichen Anstrengungen des vergangenen Tages forderten ihren Tribut.
Aber sein Schlaf war unruhig und er wachte mehrmals auf. Im Zustand zwischen Schlaf
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