004 - Geister im Moor
den beiden Geschlechtern von nun an andere Ausmaße haben würde als nur kleine Scharmützel und Übergriffe auf nachbarlichen Grund und Roden. Tatsache ist, das der hochgeborene Herr Eric alle Männer seines Gebietes versammelte und bewaffnete und an ihrer Spitze gegen den Edelmann Moro Ludmar – verflucht sei seine Seele – marschierte, um ihn für seine böse Tat zu strafen. Das Schloss auf dem Heideland war jedoch so geschickt befestigt, das es sich trotz aller und tapferster Bemühungen als uneinnehmbar erwies, und der hochgeborene Herr Eric war in großer Sorge um das Leben seiner Tochter, denn er fürchtete Vergewaltigung, Folter und Schlimmeres gar. Und er hatte gar wohl gute Gründe dafür, denn der besagte Ludmar – verflucht sei seine Seele – stand in dem Ruf, ein mächtiger Magier zu sein, im Besitz unheilvoller, böser Kräfte, die er von seinen Vorfahren ererbt, die einstmals aus fernem Landes des Orients gekommen. Kräfte, die er kaum verbarg, da er sich vor Strafe sicher glaubte.
Der hochgeborene Herr Eric beschloss daraufhin schließlich und endlich, ihn mit seinen eigenen Waffen zu schlagen, da die Salforth auch selbst ein wenig in der Magie und anderen okkulten Künste und Wissenschaften bewandert waren, von welchem Wissen sie jedoch nie schlechten Gebrauch gemacht hatten. Jetzt sahen sie sich gezwungen, gegen einen so mächtigen und bösen Feind darauf zurückzugreifen. Während mancher Tage sahen und hörten die verängstigten Menschen in der Umgebung vielerlei merkwürdige Dinge und Erscheinungen wie nächtliches Geheul, Wolfskonzert, Versammlungen großer schwarzer Vögel und anderes Schreckliche mehr. Aber auch in diesem Bereich erwies sich die Verteidigung des Moro Ludmar – verflucht sei seine Seele – ebenso stark wie im Bereich der Waffen, und er konnte nicht bezwungen werden.
Erst dann geschah es, das der hochgeborene Herr Eric, der es wohl vorgezogen hätte, die Angelegenheit selbst zu regeln und persönlich Rache zu nehmen, sich an die Autoritäten wandte. Man hatte höheren Orts schon lange ein Auge auf die Ludmar gehabt – mögen sie allesamt in der Hölle braten ohne sie jedoch der Hexerei überführen zu können, und nun nahm man mit großem Eifer die Gelegenheit der Entführung des jungen Mädchens wahr, um einzugreifen. Es sammelte sich eine große Menge Bewaffneter, Religionsgetreuer und anderer Personen, die an dieser Sache Anteil nahmen. Moro Ludmar – dieser Helfershelfer teuflischer Mächte – wurde festgenommen, als er mit seinen Leuten fliehen wollte, von denen jedoch die meisten entkamen. Um diese Geringeren kümmerte sich jedoch niemand. Das große Unglück war, das man nirgendwo eine Spur von dem edlen Fräulein Ludmilia fand, weder dann, noch später, und es dürfte besser sein, sich nicht vorzustellen, was aus ihr geworden ist.
Während man sein Schloss zerstörte, wurde besagter Magier gerichtet und zum Flammentod verurteilt, wie es allen Hexen und Zauberern zukommt. In seinem Schloss hatte man vielerlei Beweise seiner schuldhaften Tätigkeit gefunden, so wie allerlei Schriften und, erschreckliche Gegenstände, deren er sich in der Ausübung der schwarzen Magie bediente. Er wurde am 30. Mai dieses selbigen Jahres 1320 in Anwesenheit des hochgeborenen Herrn Eric Salforth, höherer Amtspersonen und einer großen Menschenmenge, die sich in den Strassen und Gassen drängte, in der Stadt von Guilclan hingerichtet. Die Stadt Guilclan, bis dahin Lehen von Ludmar, sollte nun an die Salforth übergehn, zum gerechten Ausgleich für das nicht wieder gut zu machende Unrecht, das ihnen angetan worden war.
Der Scheiterhaufen war auf einem der Plätze der Stadt errichtet worden, aus besonders ausgesuchtem, trockenem Holz. Als die Flammen an seinem Körper hoch züngelten, stieß Moro Ludmar auf das die ewigen Flammen ihn für immer verschlingen mögen – einen schrecklichen Fluch aus. Er verwünschte die Salforth und ihre Gefolgsleute, die er beschuldigte, ihn verraten zu haben, und prophezeite ihnen schreckliche Vergeltung bis in die fernste Nachkommenschaft. Die Umstehenden wurden von Entsetzen gepackt, als er mit funkelnden Augen die Menge ansah und sagte, es würden in Zukunft zu bestimmten Zeiten Boten der Rache erscheinen, die wüssten, was sie zu tun hätten. Seine langen, rabenschwarzen Haare begannen bereits zu glimmen, als er immer noch seine furchtbaren Drohungen und Verwünschungen ausstieß. Und im Augenblick selbst, als er seinen Geist aufgab, sah man
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