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004 - Geister im Moor

004 - Geister im Moor

Titel: 004 - Geister im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.R. Bruss
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genommen, mein Gesicht zu betrachten.
    Sie hatten mir sofort den Sack über den Kopf gestülpt.
    Ich rannte wie ein Verrückter nach Guilclan zurück, erreichte keuchend das Hotel und gelangte ungesehen in mein Zimmer. Ich warf mich auf mein Bett, und es dauerte eine ganze Weile, bis ich mich wieder einigermaßen gefasst hatte.
    Beim Abendessen, bei dem Gilcross fehlte – und der Notar natürlich – sagte ich kein Wort und überließ die Unterhaltung allein Arnold und dem Beamten des Katasteramts. Nach dem Essen nahm mich der Doktor beiseite und fragte, was los wäre. Ich erzählte ihm von dem Überfall, den man auf mich verübt hatte, und er zog erstaunt seine dichten Augenbrauen hoch.
    »Das ist wirklich merkwürdig«, meinte er. »Ich bin nur froh, dass es keine schlimmeren Folgen für Sie hatte.«
    Ich wollte wissen, was er darüber dachte, aber dazu wollte er sich nicht äußern, auch nicht, als ich darauf bestand. Schließlich fragte ich ihn, ob ich bei der Polizei Anzeige erstatten sollte.
    Er überlegte. »Wozu soll das gut sein? Sam Igglins ist zwar ehrlich, aber vom Alkohol verblödet. Er trinkt noch mehr als ich und verträgt den Alkohol nicht. Da Sie hier fremd sind, wird er Sie höflich anhören und Ihnen versprechen, sich um die Sache zu kümmern. Aber was kann er schon tun?«
    »Dieser Igglins, ist er ein Ludmar oder ein Salforth?«
    »Weder noch. Er ist erst seit vier Jahren hier, und es wäre sehr gut, wenn er bald versetzt würde.«
    Ich ließ das Thema fallen. Es war sinnlos. Ich war versucht, dem Doktor von meiner Begegnung mit Betty zu erzählen und ihn nach seiner Meinung über ihre Familie zu fragen, aber dann zog ich es doch vor, nichts zu sagen. Nach einer Weile f ragte ich: »..Und die drei hinkenden Frauen? Gehören sie zu den Ludmar oder zu den Salforth?«
    »Zu den Salforth.«
    Dann hatte ich sie wohl doch im Park von Roaldmor gesehen. Ich war entsetzlich müde und wünschte dem Doktor bald eine gute Nacht. Sobald ich jedoch im Bett lag, gingen mir allerlei Gedanken durch den Kopf. Irgendwann musste ich jedoch eingeschlafen sein, denn plötzlich erwachte ich und hatte das schreckliche Gefühl, keine Luft zu bekommen. Grobe Hände hielten mich an Armen und Beinen fest. Jemand knöpfte meinen Pyjama auf. Ein dickes Tuch bedeckte mein Gesicht. Ich erlebte die gleiche Szene noch einmal wie am Abend auf dem Plateau. Durch das Tuch nahm ich ab und zu einen aufblitzenden Lichtschein wahr. Dann flüsterte eine Stimme: »Genug … lassen wir ihn in Ruhe …«
    Dann war alles wieder dunkel und still. Das Ganze war so schnell gegangen, dass ich mich fragte, ob ich nicht einfach einen Alptraum gehabt hatte, verursacht von dem vorherigen Erlebnis. Ich machte Licht und sah auf die Uhr. Es war noch nicht einmal Mitternacht. In diesem Augenblick hörte ich draußen vor dem Hotel ohrenbetäubenden Lärm. Man schrie, brüllte, verwünschte sich, und dann schien eine Schlägerei zu folgen. Ein Streit, der vermutlich im Schankraum begonnen hatte und nun draußen ausgetragen wurde.
    Ich schlüpfte hastig in meinen Morgenmantel und lief die Treppe hinunter, um zu sehen, was los war. Als ich aus dem Hotelportal trat, flohen einige Männer schreiend und gestikulierend die Strasse hinunter. Vor dem Hotel, auf dem Boden ausgestreckt, lag ein schmächtiger dunkelhaariger Mann, den ich vom Sehen her kannte, mit dem ich jedoch nie gesprochen hatte. Dr. Arnold kniete bereits neben ihm und öffnete ihm das Hemd. Voller Entsetzen sah ich, das in der Höhe des Herzens ein Messer zwischen seinen Rippen steckte. Mrs. Gull kniete ebenfalls auf der Strasse und weinte herzzerbrechend. Sally stand ein paar Schritte daneben und betrachtete den Toten mit kaltem, hartem Blick. Der Tote trug das Emblem der Ludmar auf der Brust eintätowiert, gerade über dem Herzen und nicht weit von dem Messer, das ihm den Tod gebracht hatte.
    In diesem Augenblick begann ich den Grund der beiden Überfälle auf dem Plateau und in meinem Hotelzimmer den letzteren hatte ich also doch nicht geträumt! – zu ahnen.
    Ich war immer noch nicht ganz überzeugt, dass der Notar ermordet worden war, aber der Mann, der vor mir auf dem Straßenpflaster lag, war ohne jeden Zweifel umgebracht worden. Diese Leute waren tatsächlich gefährlich.
     

     

Am übernächsten Tag sah ich Betty wieder, und zwar bei der Beerdigung des Notars und seiner alten Dienerin. Sie führte zusammen mit ihrem Vater den Trauerzug an. Alle »Salforth« von Guilclan waren

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