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004 - Kerry kauft London

004 - Kerry kauft London

Titel: 004 - Kerry kauft London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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hatte den Kurs heruntergetrieben. Hermann verlor bei dieser Geschichte achthunderttausend Pfund.
    »Was kann ich tun?« jammerte er Bolscombe Grant, jenem dürren Geldmenschen, vor.
    »Ich denke«, sagte Herr Grant, während er nachdenklich an seinem Zigarrenstummel kaute, »das Beste, was Sie tun können, ist, daß Sie den Zeitungen Ihr eigenes Lichtbild schicken.«
    Das war für Hermann Zeberlieff der erste Wink, daß man ihn disziplinarisch strafen wollte.
    Es war bezeichnend für den Trust, daß er keinen Versuch zu gemeinsamen Transaktionen machte, in dem Sinne, daß er sich majorisieren ließ. Er gab einem Mann absolute Vollmacht - Carte blanche -, Verbindlichkeiten einzugehen, und verlangte weder Aufklärungen noch erwartete er solche. Sie besorgten das Geld und stellten es King Kerry zur Verfügung, weil er der einzige von ihnen war, der den Wert von Liegenschaften kannte. Sie arbeiteten nach einem ganz einfachen Plan: Der Kaufpreis Londons betrug fünfundvierzig Millionen Pfund. Sie berechneten das Einkommen Londons auf jährlich einhundertfünfzig Millionen Pfund. Mit fünfzig Millionen Anlagekapital hofften sie zehn Prozent des Einkommens Londons herauszuholen, und damit wollten sie zufrieden sein.
    Das war in großen Zügen der Grundgedanke. Dazu kam die Erkenntnis, daß, so groß auch die Bedeutung der Metropole war, sie doch erst am Anfang ihrer Entwicklungsmöglichkeiten stand. London würde eines Tages doppelt so groß sein, und der Wert des Grund und Bodens würde ungeheuer gestiegen sein.
    »Ich sehe die Grenzen Londons verschoben bis St. Albans im Norden, Newbury im Westen und Brighton im Süden«, schrieb King Kerry in sein Tagebuch. »Vielleicht dehnt es sich im Osten bis Colchester aus, aber der Osten einer Stadt ist in jedem Entwicklungsplan eine unbestimmte Größe.«
    Es galt, kaum zu überwindender Schwierigkeiten Herr zu werden, aber das gehörte zum Spiel und machte die Spieler nur noch härter. Mit Geduld war viel zu erreichen, mehr aber noch mit einem taktvoll und besonnen ausgeübten Druck.
    King Kerry beabsichtigte, den großen Gebäudekomplex, der Gouldings Universal Stores umfaßte, zu kaufen. Goulding war nicht zu bewegen, also kaufte King Kerry den nächsten Block, der der Firma Tack & Brighten gehörte.
    Else Marion stand Punkt zehn Uhr vor den bescheidenen Büroräumen des »L-Trusts« in der Glasshouse Street. Es war ganz ungewöhnlich, daß ein großes Finanzunternehmen sich so weit draußen im Westen niederließ, aber es war eine Eigentümlichkeit des Trusts, daß er bei all seinen Operationen niemals den Versuch machte, in dem Raum zwischen Temple Bar und Aldgate Pump Grundbesitz zu erwerben.
    Es lag nicht in King Kerrys Plan, die Verhältnisse in der City von London selbst irgendwie zu stören.
    Die Büroräume in der Glasshouse Street nahmen das Erdgeschoß eines neuzeitlichen Geschäftshauses ein. Die oberen Stockwerke waren an eine Versicherungsgesellschaft, eine Anwaltsfirma und einen Gütermakler vermietet - alles durchaus solide Firmen, die überdies sämtlich in enger Arbeitsgemeinschaft mit dem Trust standen.
    Das junge Mädchen hatte in den Zeitungen etwas über das Geschäftslokal gelesen. Eine geschwätzige Abendzeitung hatte es »der Juwelenschrein« getauft, weil es eine gewisse Ähnlichkeit mit dem berühmten Aufbewahrungsort der englischen Kronjuwelen im Tower von London hatte. Von dem Wunsch geleitet, pünktlich zu sein, war Else eine Viertelstunde zu früh gekommen und hatte so Zeit, die ins Auge fallende Fassade zu betrachten. Eine kleine Messingtafel an der Haustür gab dem Suchenden Auskunft darüber, daß dies das eingetragene Geschäftslokal der »L-Finanz-Korporation m.b.H.« sei, denn aus Zweckmäßigkeitsgründen war eine kleine Gesellschaft mit lächerlich geringem Kapital eingetragen worden. Der Gesellschaft gehörte nicht viel mehr als das Gebäude, in dem das Geschäftslokal untergebracht war.
    Die Fenster des Geschäftslokals gingen bis zur Erde; drei große Spiegelglasscheiben waren schwach gebogen und in massive Messingpfeiler eingesetzt; davor befanden sich drei weitmaschige, in Bronzepfeiler eingelassene Stahlnetzgitter.
    Dies hatte den Vergleich mit dem »Juwelenschrein« veranlaßt, denn damit war die Ähnlichkeit auch zu Ende. Das Innere des nach vorn gelegenen Raumes war auffallend. Er war völlig unmöbliert. Ein blutroter Teppich bedeckte den Fußboden. In der Mitte des Raumes stand auf einem viereckigen Sockel aus Granit, der vom

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