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004 - Kerry kauft London

004 - Kerry kauft London

Titel: 004 - Kerry kauft London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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will?« fragte Zeberlieff ungläubig.
    »Das ist kaum anzunehmen.«
    »Er glaubt, ein gutes Geschäft gemacht zu haben«, kicherte Leete. »Wir haben die Preise herabgesetzt und stecken den Gewinn ein. - Ihre Trustleute sind nicht so gerissen, wie Sie glauben.«
    Aber Zeberlieff schüttelte den Kopf und sagte in ernstem Ton: »Wenn Sie die Gerissenheit des › Großen L ‹ unterschätzen, sind Sie drauf und dran, sich in die Nesseln zu setzen - das ist alles. King Kerry wittert den Wert eines Grundstückes geradezu; er macht keine Fehler.«
    Leete schaute den anderen höhnisch lächelnd an, wobei seine gelben Zähne sichtbar wurden. »Wenn ich von einem Ihrer Freunde verächtlich spreche…«
    Dunkle Röte schoß in Zeberlieffs rundes Kindergesicht, und seine Augen funkelten bösartig.
    »Ein Freund von mir!« rief er wütend. »Ein Freund von mir? - Leete, ich hasse den Menschen so sehr, daß ich vor mir selbst Angst habe. Ich hasse seinen Anblick! Ich hasse den Ton seiner Stimme! Ich hasse ihn, und doch läßt er mich nicht los.«
    Er ging hastig auf und ab. Plötzlich blieb er stehen und fragte: »Wissen Sie, daß ich oft stundenlang hinter ihm hergehe, buchstäblich wie ein Hund hinter ihm herlaufe, bloß aus dem einen Grund, weil ich ihn so sehr hasse, daß ich ihn nicht aus den Augen lassen kann?«
    Sein Gesicht war jetzt bleich; er ballte die vom Schweiß feuchten Hände zusammen, bis die Knöchel weiß wurden. »Sie halten mich jedenfalls für verrückt - aber Sie ahnen nicht, wie sehr der Haß einen packen kann. Oh, ich hasse ihn - mein Gott, wie hasse ich den Menschen!« Er zischte die letzten Worte zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Leete nickte zustimmend. »Dann will ich Ihnen etwas Schönes verraten. Kerry soll Blut lassen.«
    »Blut lassen?« fragte Zeberlieff, und die geradezu tierische Freude in seiner Stimme war nicht zu verkennen.
    »Nicht wie Sie meinen«, sagte Leete belustigt, »aber er soll uns für Goulding zahlen.«
    »Uns?«
    »Uns!« wiederholte Leete. »Mein Lieber, Goulding gehört mir - ist immer mein Geschäft gewesen. Ich habe Goulding aus Tack & Brighten aufgebaut. Das Verlustobjekt habe ich verkauft, den Gewinn behalten.« Wieder zog Zeberlieff die Stirn kraus.
    »Und das soll Kerry nicht gewußt haben?« fragte er in einem Ton, der deutlich erkennen ließ, daß er nicht daran glaubte.
    Leete schüttelte den Kopf und lachte - ein eigenartig hohes Lachen, bei dem die Stimme fast überschnappte.
    Zeberlieff wartete, bis er aufhörte. »Ich möchte mit Ihnen um alles Geld der Welt wetten, daß Kerry es wußte«, sagte er, und Leetes häßliches Gesicht wurde sofort wieder ernst. »Jetzt weiß er’s, weil ich es ihm gesagt habe.«
    »Er hat es die ganze Zeit gewußt. Ich bin neugierig, was für eine Gemeinheit er für Sie auf Lager hat.«
    Er dachte einen Augenblick nach. Sein rühriger Geist arbeitete angestrengt.
    »Was hat er vor?« fragte er plötzlich. »Nach welchem Plan arbeitet er? - Ich habe keine Ahnung, obgleich ich dem Syndikat angehört habe; auch von den anderen weiß es keiner. Er hat das ganze Projekt allein ausgearbeitet und im Juwelenschrein deponiert. Keines Menschen Auge hat es gesehen.«
    Leete stand auf, um sich zum Ausgehen umzukleiden.
    »Wir könnten Kerry kaputtmachen, wenn wir es wüßten«, fuhr Zeberlieff nachdenklich fort. »Ich würde eine Million Dollar drum geben, wenn ich herausbekommen könnte, was er vorhat.«
    Während Leete sich ankleidete, saß Zeberlieff da, das Kinn auf die geballte Faust gestützt, und blickte finster auf die Straße. Hin und wieder änderte er die Stellung und notierte sich etwas.
    Als Leete wieder ins Zimmer trat, fertig zu einer Besprechung, die er mit King Kerry vereinbart hatte, war Zeberlieff fast lustig.
    »Gehen Sie nicht weg, ehe nicht Gleber dagewesen ist«, sagte er. Leete sah bedauernd nach der Uhr und wollte sich gerade entschuldigen, als der Diener den Mann meldete, den Zeberlieff erwartet hatte.
    Gleber war klein, hatte eine große Glatze und ein scheues, geheimnisvolles Benehmen.
    »Nun?«
    »Die junge Dame kam um zehn Uhr, blieb zehn Minuten vor dem Gebäude stehen und ging dann hinein.«
    »Dieselbe, die im Hotel Savoy speiste?« fragte Zeberlieff.
    »Das ist die Marion«, warf Leete grinsend ein, »ein ungewöhnliches Ladenmädchen - ist er so einer?«
    Zeberlieff schüttelte finster den Kopf.
    »Kerry ist ein sehr guter Menschenkenner. Wie lange blieb sie?«
    »Sie war noch drinnen, als ich

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