Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
004 - Kerry kauft London

004 - Kerry kauft London

Titel: 004 - Kerry kauft London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
Überraschung. »Wer hätte gedacht, Sie in einer so behaglichen Stellung wiederzusehen?«
    »Allerdings!« erwiderte sie.
    »Sie müssen zugeben, daß die Ausbildung, die Sie unter meiner Leitung genossen haben und die, ich möchte sagen, auf Besserung abzielende Zucht, die niemals hart und immer gerechtfertigt war, Sie für diesen Posten befähigt haben; leugnen Sie das nicht!«
    Er drohte scherzend mit dem Finger.
    »Sie hat jedenfalls das Gute gehabt, daß ich die Veränderung zu schätzen weiß«, entgegnete sie kühl.
    Herr Tack sah sich nach dem Verwalter um und blickte dann das junge Mädchen vielsagend an. »Ich hätte gern vertraulich ein paar Worte mit Ihnen gesprochen«, sagte er geheimnisvoll, worauf Else lächelnd erwiderte: »Eine vertrauliche Unterredung kann ich Ihnen nicht gewähren, Herr Tack. Sie wissen ja, daß ich nicht zu den Chefs der Firma gehöre, und ich habe weder die Vollmacht noch die Absicht, mich in irgend etwas einzulassen, das nicht auch meinen Arbeitgeber angeht.«
    Herr Tack schluckte etwas herunter, neigte aber huldvoll den Kopf.
    »Sehr richtig! Sehr richtig, in der Tat!« pflichtete er im Brustton der Überzeugung bei. »Um so mehr, als ich gehört habe, daß eine gewisse kleine Unannehmlichkeit…« Er blickte sie schelmisch an.
    Else stieg das Blut ins Gesicht. »Es liegt gar kein Grund vor, darauf anzuspielen, Herr Tack«, unterbrach sie ihn kalt. »Herr Kerry hatte mich in Schutzhaft nehmen lassen, weil er erfahren hatte, daß mein Leben bedroht war. Ich sage Ihnen den Grund mit seinem vollen Einverständnis. Wenn Sie hinausgehen, werden Sie im vorderen Zimmer einen Stahlsafe sehen. Dieser hat ein Kombinationsschloß, das mit dem Wort › Kingsway ‹ zu öffnen war. Herr Kerry hatte mir drei Worte genannt, deren erstes das Wort war, mit dem man den Safe öffnen konnte. Er sagte es mir, weil er nicht wagen konnte, das Wort aufzuschreiben. Dann erkannte er, daß er mich dadurch in große Gefahr gebracht hatte. Jemand, der vermutete, daß ich das Wort kenne, schickte Leute in meine Wohnung in der Smith Street, die mir das Wort abpressen sollten, und Herr Kerry, der das Attentat ahnte, ließ mich in Schutzhaft nehmen, weil er wußte, daß ich auf einer Polizeiwache sicher sein würde. Er kam im Extrazug nach London, um mir die Freiheit wiederzugeben.«
    Sie hätte hinzufügen können, daß Kerry in London drei Stunden auf der Suche nach dem Innenminister verbracht hatte, ehe er eine Freilassungsverfügung erwirken konnte; denn es ist leichter, jemand ins Gefängnis zu bringen als heraus. »Übrigens«, fügte sie hinzu, »hat Herr Kerry mir in großzügiger Weise jeden Betrag angeboten, den ich als Entschädigung für die mir zugefügte Unbill zu fordern für gut halten sollte.«
    »Und was haben Sie verlangt?« fragte Herr Tack begierig, während ein verächtliches Lächeln um seinen Mund spielte.
    »Gar nichts«, erwiderte sie trocken und wartete auf sein Anliegen.
    Er sah sich wieder nach dem Verwalter um, aber das junge Mädchen kam ihm nicht entgegen.
    »Fräulein Marion«, sagte er mit gedämpfter Stimme, »Sie und ich sind immer gute Freunde gewesen - ich möchte jetzt gern Ihre Hilfe in Anspruch nehmen.«
    Sie überhörte die falsche Darstellung des ehemaligen Verhältnisses, und er fuhr fort: »Sie kennen Herrn Kerrys Absichten - Sie gehören zu den jungen Damen, denen jeder Mann Vertrauen schenken würde. Sagen Sie mir also, was ist der höchste Preis, den Herr Kerry für Goulding zahlen würde?«
    »Sind Sie auch mit dabei?« fragte sie überrascht. Sie hatte ihn nicht für gerissen genug gehalten, sich an dem Komplott zu beteiligen, aber er nickte.
    »Der höchste«, wiederholte er beinahe bittend.
    »Eine halbe Million«, antwortete Else. Es war erstaunlich, wie leicht ihr die hohe Zahl über die Lippen kam.
    »Aber - im Ernst?«
    »Eine halbe Million, und das Angebot gilt bis Sonnabend«, wiederholte Else. »Ich habe gerade in diesem Sinn an Goulding geschrieben.«
    »Oje, oje, oje, oje!« sagte Herr Tack schnell, aber in jammervollem Ton. »Warum reden Sie dem alten Herrn nicht zu einem vernünftigen Gebot zu?«
    Ihre Augen funkelten wie Stahl. Ihm fiel die Szene mit dem Tintenfaß ein, und er bekam es mit der Angst zu tun.
    »Welchen alten Herrn meinen Sie?« fragte sie scharf.
    Tack beeilte sich, sein Versehen wieder gutzumachen, verschlimmerte die Sache aber nur noch.
    »Natürlich«, entschuldigte er sich, »ich sollte nicht so von Herrn Kerry

Weitere Kostenlose Bücher