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004 - Kerry kauft London

004 - Kerry kauft London

Titel: 004 - Kerry kauft London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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gemietet und habe auch zwei Damen hingeschickt, die Sie unter ihre Fittiche nehmen sollen«, fügte er lächelnd hinzu. »Sie hätten es gewiß nicht für möglich gehalten, daß man mitten in der Nacht eine Anstandsdame auftreibt?«
    »Nein«, lächelte sie.
    »Und doch habe ich sogar zwei bekommen. Ich telegrafierte an ein Londoner Krankenhaus und bat, zwei der nettesten Pflegerinnen zu schicken. Noch etwas!« - Er war jetzt sehr ernst. - »Ich bat Sie gestern, sich drei Worte einzuprägen, und machte Ihnen zur Pflicht, sie vor niemand außer mir oder im Falle meines Todes vor meinen Rechtsnachfolgern zu wiederholen.«
    Sie nickte; seine Stimme war fast zu einem Flüstern geworden: »Erinnern Sie sich an die Worte?«
    »Gewiß«, antwortete sie gleichfalls im Flüsterton; »sie lauteten: Kingsway needs Paving.«
    »Ich bat Sie, diese Worte nie zu gebrauchen.«
    »Ich habe mein Versprechen gehalten«, antwortete sie.
    »Sie haben es jetzt nicht mehr nötig«, fuhr er fort; »nach dem, was sich heute nacht ereignet hat, können Sie die Worte gebrauchen, so oft Sie wollen. Ich hätte Ihnen überhaupt nichts sagen sollen.«
    Brays Rückkehr unterbrach ihr Gespräch. »Frau Gritter kommt schon. Es dauert bei ihr ein bißchen lange mit dem Anziehen.«
    King Kerry warf einen flüchtigen Blick auf ihn, einen Blick, der ihn vom Scheitel bis zur Sohle erfaßte. Er sah einen zweiundzwanzigjährigen jungen Mann mit treuherzigen, blauen Augen und einem energischen Kinn vor sich. Seine Stirn war hoch und breit; seine langen, kräftigen Finger trommelten geräuschlos auf dem Tisch.
    Es hieß von King Kerry, daß er zwei Dinge zu beurteilen verstehe: Grundbesitz und Menschen.
    Seit diesem Blick kannte er auch Gordon Bray - als Menschen, und er hat ihn nie besser kennengelernt.
    Frau Gritter trat blinzelnd in den Lichtkreis; ein Schal, ein Unterrock, ein Paar Pantoffeln und ein halbes Dutzend Sicherheitsnadeln hatten genügt, ihr Nachtgewand zu verhüllen.
    »Hallo«, sagte sie ein wenig verwirrt beim Anblick Elses. »Dachte, Sie wären heute nacht in Nummer Sicher.«
    Ihr Humor war gezwungen, und man merkte es ihr an, daß sie sich unbehaglich fühlte.
    »Ich möchte in Fräulein Marions Zimmer gehen und einige von ihren Sachen holen«, sagte King Kerry zur Überraschung des Mädchens.
    Frau Gritters Verlegenheit wurde noch größer, aber nicht, weil sie es für unschicklich hielt, daß ein Herr zu so früher Stunde das Schlafzimmer einer Dame betrat.
    »Oh«, sagte sie ein bißchen außer Fassung, »das ist sehr peinlich« - und blickte Else forschend und nachdenklich an.
    »Die Sache ist…«, sie hüstelte, um ihre Kehle frei zu machen, »die Sache ist die, Fräulein Marion, ich habe mir eine große Freiheit herausgenommen.« Sie warteten auf eine weitere Erklärung. »Ria kam zufällig um zehn Minuten vor elf«, fuhr Frau Gritter fort, »und fühlte sich gar nicht wohl.«
    Else unterdrückte ein Lächeln; sie hatte schon oft die stieren Augen Rias gesehen, wenn sie »sich nicht wohl fühlte«.
    » › Mutter! ‹ sagte sie zu mir«, fuhr Frau Gritter mit Wohlbehagen fort, » › Mutter, du wirst doch deine einzige Tochter nicht auf die Straße stoßen ‹ sagte sie. - › Gut ‹ , sagte ich, › gut, Ria, du weißt ja, wie es mit dem Platz bei mir ist. Es ist nur Fräulein Marions Bett frei ‹ , sagte ich, › die ist heute aufs Land gegangen ‹ Ja, das habe ich wirklich gesagt«, rief Frau Gritter, Anerkennung erwartend, »um die Sache geheimzuhalten!«
    »Ihre Tochter schläft also in Fräulein Marions Bett?« fragte King Kerry, und Else verzog ein klein wenig das Gesicht.
    »Und war so frei, sich Fräulein Marions Nachthemd auszuborgen«, fügte Frau Gritter in dem Verlangen, sich das Vergehen vom Herzen zu schaffen, schnell hinzu. Else lachte hilflos, aber King Kerry sagte sehr ernst: »Wir wollen hinaufgehen. Sie bleiben hier, liebes Kind!«
    Frau Gritter ging langsam zur Tür. »Sie schläft sehr fest, wenn sie sich nicht wohl fühlt«, sagte sie etwas verschnupft. »Warum wollen Sie hinaufgehen?«
    »Ich will wissen, ob Sie die Wahrheit sprechen oder nicht, und ob Ihre Tochter oder jemand anders in Fräulein Marions Zimmer ist.«
    »Oh, wenn es weiter nichts ist«, atmete Frau Gritter erleichtert auf, »dann kommen Sie.«
    Sie ging voran und machte erst vor der Tür des Hinterzimmers im ersten Stock halt. »Wenn in Fräulein Marions Koffer was fehlt«, sagte sie, »haben ich und meine Tochter nichts damit zu

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