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004 - Kerry kauft London

004 - Kerry kauft London

Titel: 004 - Kerry kauft London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Millionen Pfund eingegangen war. Jemand fragte King Kerry, ob das zutreffe.
    »Das will ich Ihnen genau sagen«, gab er gut gelaunt zur Antwort, »wenn ich das Wechselgeld in der Tasche gezählt habe.«
    King Kerry hatte ein kleines Haus am Cadogan Square gemietet. Es ist bezeichnend für den Mann, daß er in einem Hause wohnte, das einem andern gehörte.
    Es ist auch auffallend, daß er, der Besitzer von Millionen, ein möbliertes Haus mietete. Aber eine Erklärung hierfür gibt uns sein Lieblingsausspruch: »Kaufe niemals, was du nicht brauchst, und miete niemals, was du brauchst.«
    Er brauchte weder Haus noch Möbel. Das Haus lag jenseits seines Spekulationsgebietes.
    Hier fand er die nötige Ruhe, während eine ältliche Haushälterin ihm in den Stunden, die er zu Hause zubrachte, aufwartete. Das Haus war nicht unter seinem Namen gemietet worden, und keiner der Anwohner des Platzes hatte die geringste Ahnung, wer der Mieter war, der gewöhnlich mitten in der Nacht heimkam und ihnen nicht mehr Gelegenheit gab, ihn zu erkennen, als die paar Sekunden, die er brauchte, um von seiner Haustür bis zu seinem geschlossenen Wagen zu gehen.
    Selbst Else Marion, die wußte, wo das Haus lag, war niemals dort gewesen, hatte ihm auch niemals dorthin geschrieben. Es war also entschuldbar, daß er ärgerlich wurde, als seine ältliche Dienerin ihm mitteilte, ein Herr wünsche Herrn Kerry zu sprechen.
    »Ich habe ihm gesagt, daß eine solche Person hier nicht wohne«, fügte die Haushälterin hinzu, die von der Identität ihres Herrn ebensowenig wußte wie die übrigen Anwohner des Platzes.
    Wahrscheinlich ein Reporter, der mich zur Strecke gebracht hat, dachte King Kerry.
    »Führen Sie ihn in das Empfangszimmer«, sagte er und beendete in aller Ruhe seine Mahlzeit. Der Ärger verrauchte schnell - übrigens lag ja jetzt kein Grund mehr zur Geheimhaltung vor. In einer Woche würde er auf dem Weg zum Kontinent sein, um dort die Erholung zu suchen, die er so dringend brauchte. Alles ging gut.
    Die Magnaten der Oxford Street waren besiegt, der Plan für den Neuaufbau Londons war Allgemeingut geworden; wenn je, so war jetzt die Zeit gekommen, die Dinge auf die leichte Schulter zu nehmen.
    Er legte seine Serviette hin, ging nach oben und trat in das kleine Empfangszimmer.
    Ein Herr stand am Kaminsims, den Rücken zur Tür gekehrt; und als der »Mann, der London kaufte«, eintrat, drehte er sich um.
    Es war Hermann Zeberlieff. Eine Minute lang sahen sie sich an, und keiner sprach ein Wort.
    »Welchem Umstand verdanke ich …?«
    Hermann unterbrach ihn beinahe grob: »Lassen wir das alles beiseite, und kommen wir sofort zum Geschäftlichen!«
    »Ich wüßte nicht, daß ich irgend etwas Geschäftliches mit Ihnen zu besprechen hätte«, entgegnete King Kerry ganz ruhig.
    »O ja, Herr Kerry«, sagte Hermann gedehnt. »Es wird Ihnen wahrscheinlich bekannt sein, daß ich mich in einer sehr üblen Lage befinde. Jede Gelegenheit, die ich hatte, haben Sie mir erbarmungslos zunichte gemacht. Ich gehörte Ihrem verfluchten Syndikat an.«
    »Es war nicht mein Wunsch. Ich erfuhr es erst, als Sie drin waren.«
    »Und dann ergriffen Sie die erste sich bietende Gelegenheit, um mich herauszudrängen«, fiel Hermann mit maliziösem Lächeln ein. »Ich fürchte«, fuhr er mit einem Anflug von Bedauern fort, »ich bin ein eitler Bettler - die Eitelkeit hat mich zugrunde gerichtet. Die Versuchung, alle Welt wissen zu lassen, daß ich dem großen Konzern angehöre, war zu stark. Doch wir wollen nicht davon sprechen. Was ich Ihnen klippp und klar zu verstehen geben möchte, ist, daß mich augenblicklich nur noch ein paar tausend Pfund von absoluter Bettelarmut trennen.«
    »Das geht mich nichts an.« King Kerry war kurz angebunden; er verschwendete nicht ein überflüssiges Wort an seinen Besucher.
    »Aber mich geht es sehr viel an«, entgegnete Zeberlieff schnell. »Sie müssen mich jetzt unterstützen - Sie haben mich in diese furchtbare Lage gebracht, und Sie müssen mir jetzt ge fälligst Ihre hilfreiche Hand bieten, um mich herauszureißen … Sie sind, wie ich zufällig weiß, ein besonders weichherziger Mensch, und Sie würden gewiß nicht zusehen wollen, daß einer Ihrer Mitmenschen gezwungen ist, nur von seinem Einkommen zu leben.«
    King Kerrys Gesicht zeigte nicht die geringste Spur von Weichheit. Diese Art von Humor machte auf ihn gar keinen Eindruck. Seine Lippen waren fest zusammengepreßt.
    »Ich tue nichts für Sie - nichts -, gar

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