004 - Magie der Liebe
„Oder hast du seine Knochen in Zement gegossen und im Fundament des Tower verschwinden lassen?"
Sie ging hinüber zur Wand und klopfte prüfend daran. „Verrottet seine Leiche vielleicht irgendwo zwischen diesen Mauern? Ich habe von Mördern gehört, die ihre toten Opfer in der Verkleidung eines Schiffes versteckt haben. Doch der Legende zufolge bleibt ein solches Schiff für alle Zeiten verflucht." Sie sah ihn fragend an.
„Fühlst du dich auch verflucht, Tristan? Verdammt bis in alle Ewigkeit?"
Sein entsetzter Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel daran, dass sie seinen wunden Punkt getroffen hatte. „Ich muss wirklich verdammt sein", sagte er. „Woher hast du es gewusst?"
„Dass du unschuldig bist?"
Er nickte.
Arian lächelte triumphierend. „Ich habe es nicht gewusst -das heißt, bis jetzt. Du hast mir die Wahrheit gerade verraten."
Tristan trat einen Schritt auf sie zu. Offensichtlich überlegte er, ob er sie erwürgen sollte.
Arian eilte aus seiner Reichweite und stellte sich Schutz suchend hinter einen Stuhl.
„Oh, ich habe von Anfang an nicht geglaubt, dass du Arthur ermordet hast. Er war dein Freund. Du hast ihn geliebt."
Tristan lachte freudlos. „Das hat ihn aber nicht davon abgehalten, mich ermorden zu wollen."
Arians Lächeln verschwand, und sie ließ sich überrascht auf dem Konferenztisch nieder. „Warum?"
Tristan setzte sich auf einen Stuhl, während er gleichgültig die Schultern zuckte. „Ich habe eine Pizza gemacht." Als Arian verwirrt die Stirn runzelte, fuhr er fort: „Wir hatten Tag und Nacht an meinem Hexenmeister-Projekt gearbeitet, ohne zu essen oder zu schlafen. Unsere Nerven waren bis zum
Zerreißen angespannt, aber wir fühlten beide, dass wir dem großen Durchbruch ganz nahe waren."
„Dein Projekt? Wite Lize sagte, Arthur hätte diese Theorie entwickelt."
Tristan winkte verächtlich ab. „Das ist typisch für den alten Mann. Arthur war nichts weiter als ein kleiner Hacker. Als ich ihn kennen lernte, verdiente er sich sein Taschengeld bei den anderen Studenten, indem er sich Zugang zum Universitätscomputer verschaffte und die Klausuren änderte. Ich habe ihn davon überzeugt, dass er mit solchen Gaunereien sein Talent verschwendete."
„Erzähl weiter", drängte ihn Arian.
„Irgendwann waren wir ganz schwach vor Hunger, daher ging Arthur hinaus, um uns eine Pizza zu besorgen. Ich blieb am Computer sitzen und arbeitete weiter an dem Programm. Ich war so verdammt müde." Er rieb sich die Stirn, als ob er sich an seine damalige Erschöpfung erinnerte. „Die Zahlen verschwammen auf einmal vor meinen Augen, und ich legte meinen Kopf neben der Tastatur auf den Tisch. Ich wollte nur ein kurzes Nickerchen machen, bevor Arthur zurückkam. Kurz bevor ich einschlief, dachte ich noch an die Pizza, auf die ich mich so sehr freute. Ich stellte mir ganz deutlich vor, wie sie aussehen und riechen würde - heiß und dampfend, mit zerlaufenem Käse, Schinken und einer Menge Peperoni. Als ich die Augen wieder öffnete, stand die Pizza da, direkt vor meiner Nase." Die Begeisterung in Tristans Stimme ließ Arians Herz schneller schlagen.
„Zuerst glaubte ich, länger als beabsichtigt geschlafen zu haben. Doch nur einen Augenblick später kam Arthur pfeifend durch die Tür, mit einem Pizzakarton in der Hand. Er dachte, ich würde ihm einen Streich spielen - dass ich in seiner Abwesenheit den Pizzaservice angerufen hätte. Es dauerte lange, bis er mir endlich glaubte, dass wir es tatsächlich geschafft hatten. Wir hatten ein Computerprogramm entwickelt, mit dessen Hilfe man Hirnströme - die Energie der Gedanken - in wirkliche Materie umwandeln konnte. Mit diesem Programm konnte man sich buchstäblich jeden Wunsch erfüllen."
„Magie", flüsterte Arian mit glänzenden Augen. Seine Magie unterschied sich zwar von der ihren, aber es war dennoch ein Wunder.
„Ja, Magie", bestätigte er mit einem bitteren Unterton in der Stimme. „Wir feierten unseren Erfolg mit Pizza und billigem Chianti, bevor wir uns wieder unserer Arbeit zuwandten. Ich wollte zuerst Studien und Tests durchführen, um die Grenzen und Fehler des Programms herauszufinden. Arthur hatte jedoch andere Vorstellungen.
Er überredete mich dazu, Hexenmeister in einen kleinen Mikroprozessor zu installieren, nicht größer als mein Daumennagel. Wir waren beide übermütig und aufgeregt, so dass wir nicht mehr klar denken konnten. Bereits am nächsten Abend kamen mir die ersten Zweifel."
„Welche Zweifel?" fragte
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