004 - Magie der Liebe
Arian, die sich näher zu ihm beugte.
Tristans graue Augen verdunkelten sich. „Was würde geschehen, wenn Hexenmeister in die falschen Hände geriet? Was, falls das Programm dazu benutzt wurde, die Wünsche eines Verrückten oder Serienmörders zu erfüllen? Die Macht, die es einem verlieh, würde seinen Besitzer unweigerlich verändern. Ich versuchte, Arthur von meinen Ängsten zu erzählen, aber er lachte mich nur aus und nannte mich einen Pessimisten. Es war beinahe Mitternacht, aber er ermutigte mich trotzdem zu einem Spaziergang. Er meinte, die frische Luft würde mir wieder einen klaren Kopf verschaffen."
„Er muss seinen Vater angerufen haben, während du weg warst", sagte Arian nachdenklich. Als sie Tristans ernstem Blick begegnete, schrie sie leise auf. „O nein!
Du warst das ,Problem', das er beseitigen musste!"
Tristan nickte. „Die Polizei zwang mich dazu, diese Nachricht immer wieder anzuhören. Manchmal kann ich immer noch seine Stimme hören, spätabends, wenn ich allein bin." Er stand auf und ging zum Fenster. Allmählich wurde es dunkel, und Tristans Gesicht lag im Schatten, als er weitersprach. „Er wartete schon auf mich, als ich zur Tür hereinkam."
Arian holte tief Luft. Sie musste nicht erst fragen, was Arthur zu dieser Tat getrieben hatte. Habgier. Ehrgeiz. Das Verlangen nach Macht. Dieselben Eigenschaften, die Wite Lize Tristan zugeschrieben hatte. Sie fragte sich, ob der alte Mann den Verrat seines Sohnes womöglich ahnte, sich diese Tatsache jedoch nicht eingestehen wollte.
„Als ich das Messer in seiner Hand sah, konnte ich es zuerst nicht glauben.
,Verdammt, Arthur', sagte ich,,warum nimmst du keine Pistole? Ich weiß doch, wie sehr du es hasst, wenn du den Boden aufwischen musst.' Arthur zwinkerte mir zu und antwortete: ,Wir wollen doch nicht die Nachbarn aufwecken, oder?'"
Arian fiel ein, dass sie trotzdem die Nachbarn geweckt hatten. Die Zeugen hatten erklärt, die Geräusche eines kurzen Kampfes gehört zu haben. Während Tristan in die hereinbrechende Dunkelheit blickte, fragte sie sich, ob er das kaltblütige Lächeln seines früheren Freundes vor sich sah.
Als Tristan schließlich fortfuhr, hatte seine Stimme jegliche Kraft verloren. „Wir kämpften. Er hatte mich unterschätzt. Ich wurde im Waisenhaus so oft von größeren Jungen verprügelt, dass ich gelernt hatte, mich zu verteidigen. Schließlich schwankte er, und das Messer steckte in seinem Bauch. Ich wollte ihn auffangen, aber er war zu schwer. Wir fielen beide auf den Boden. Da war Blut ... so viel Blut." Tristan betrachtete seine Hände, als erwartete er, immer noch Blut daran zu finden. „Ich versuchte, den Blutstrom mit meinen Händen aufzuhalten, aber das Blut quoll zwischen meinen Fingern hervor."
Eine Träne rollte über Arians Wange und tropfte auf den Ehevertrag. Sie konnte den Gedanken nicht ertragen, dass es beinahe Tristan gewesen wäre, der im Keller des alten Hauses begraben lag. Zweifellos hatte Arthur Finch gewusst, dass Tristan keine Familie und kaum Freunde hatte, die ihn nach seinem Verschwinden vermisst hätten.
Tristan ballte die Hände zu Fäusten. „Als sein Körper zu zittern begann, schrieb ich es zuerst seinen Schmerzen zu. Dann merkte ich aber, dass er tatsächlich lachte.
Sein Lachen klang seltsamerweise schadenfroh, und er lächelte mich an. ,Zur Hölle, Tristan, du warst ohnehin an der Reihe, den Boden aufzuwischen.' Dann öffnete er seine Hand, um mir den winzigen Mikroprozessor zu zeigen. Ich erkannte, dass er bereits eine Art Notschalter eingebaut hatte - für den Fall, dass er eine tödliche Verletzung davontrug und schnell entkommen musste. Doch bevor ich ihm das verdammte Ding abnehmen konnte, verschwand er plötzlich ... in meinen Armen."
„Und seitdem hast du nach ihm gesucht, nicht wahr?" fragte Arian leise. Auf einmal verstand sie seine Besessenheit, was Magie betraf.
„Wie könnte ich das nicht tun?" Tristan wirbelte herum, und zum ersten Mal waren all die Gefühle in seinem Gesichtsausdruck zu sehen, die er ansonsten verbarg. Wut. Angst. Reue. „Ich bin derjenige, der ihn auf die Menschheit losgelassen hat! Ich habe Hexenmeister erfunden und zugelassen, dass ein korrupter Mann wie Arthur diese schreckliche Macht missbraucht. Seit beinahe zehn Jahren sucht eine ganze Armee von Detektiven in meinem Auftrag die ganze Welt nach ihm ab. Doch es scheint, als hätte er sich in Luft aufgelöst."
„Weiß Copperfield das alles?"
Tristan zuckte die Schultern.
Weitere Kostenlose Bücher