0040 - Aktion gegen unbekannt
recht er gehabt hatte, die Arkoniden als dekadent und unfähig zu bezeichnen. Allein ihre Maßnahmen, die Verantwortung für ein Sternenreich einem Positronengehirn zuzuschieben, hatte das Urteil über sie gefällt.
Ohne den Kopf zu wenden, sagte Rhodan in das Schweigen hinein: „Sie stören mich nicht, Thora. Kommen Sie näher. Ich möchte mit Ihnen sprechen."
Sie schritt langsam auf ihn zu, die stolze Gestalt hoch aufgerichtet und einen undefinierbaren Ausdruck im Gesicht. Ihr fast weißes Haar umrahmte den schmalen Kopf und stach fast unnatürlich von der braunen Hautfarbe ab. Dreizehn Jahre Erdensonne hatten ihre Spuren hinterlassen. In ihren goldenen Augen leuchtete etwas, das Rhodan noch nie zuvor in ihnen gesehen hatte.
„Unsere Absichten kreuzten sich also", murmelte sie.
„Gott sei Dank nicht unsere Ansichten ... scheint mir", gab Rhodan zurück. „Bitte, nehmen Sie Platz, Thora. - Übrigens hatten Sie recht. Das Robotgehirn hat kein Schiff zur Erde entsandt. Ob es das freiwillig tut, oder ob es die Position der Erde nicht kennt?"
„Letzteres!" sagte sie und setzte sich. „Wenn es die Position kennen würde, wäre die Erde so gut wie verloren, glauben Sie mir. Ein Robotgehirn kennt keine Gefühle."
„Aber es denkt logisch - hoffe ich. Es müßte erkennen, daß ich kein Feind des Imperiums bin."
„Bisher lieferten sie ihm dafür keinen Beweis. Jeder, der sich nicht nach seinen Anordnungen richtet, ist ein Feind des Imperiums. Sie haben ihm sogar ein Schiff gestohlen."
„Und wenn ich es nur tat, um dem Imperium zu dienen?" Thora lächelte zweifelnd. „Das müssen Sie dem Gehirn erst beweisen, Perry. Ist das nicht sehr schwer, fast aussichtslos?"
Rhodan schüttelte den Kopf. „Durchaus nicht. Die Mooffs tauchten gerade im richtigen Augenblick auf. Wenn wir Zalit wieder zur Schwesterwelt von Arkon machen, darf das wohl als Beweis für unsere Loyalität dem Imperium gegenüber gelten."
Ihr Lächeln vertiefte sich. „Mir gegenüber schon, Perry. Ich zweifle nicht an Ihrem guten Willen. Aber ob das Gehirn genau so denkt?"
„Sie denken logisch, Thora - das Gehirn auch. Die Schlüsse müßten also gleich aussehen. Warten wir es ab. Eigentlich wollte ich noch über ein anderes Thema mit Ihnen sprechen." Er zögerte. Dann setzte er kurz entschlossen hinzu: „Wie stellen Sie sich Ihre Zukunft vor, Thora?"
Ihr Lächeln verschwand, als habe es eine unsichtbare Hand weggewischt.
„Meine Zukunft ...?" Ein Schatten huschte über ihr Gesicht. „Welche Zukunft kann es für mich auf Arkon geben? Meine Dynastie wurde so gut wie ausgelöscht. Crest und ich sind Ausgestoßene, wenn man uns auch notgedrungen und auf Umwegen wieder anerkannt hat. Ich will ehrlich sein, Perry ... wenn ich heute vor der Wahl stünde, Arkonidin zu bleiben oder Terranerin zu werden die Wahl fiele mir nicht schwer."
Das war eine ungeheuerliche Feststellung wenn man sich erinnerte, wie stolz die Arkonidin einst gewesen war, und wie sehr sie die barbarischen Terraner verachtet hatte. Der Umschwung war verständlich, aber er kam Rhodan zu schnell. Er vermutete eine Falle, einen Pferdefuß.
„Terranerin?" sagte er nachdenklich und betrachtete sie. Offen und frei gab sie den Blick zurück. In ihren Augen war so etwas wie eine Bitte, die er nicht verstand. „Stehen denn die Terraner nicht weit unter Ihnen, Thora?"
„Heute nicht mehr, Perry. Manchmal meine ich sogar, es sei umgekehrt. Hat nicht der Unsterbliche etwas Ähnliches geäußert?"
Der Unsterbliche...! Plötzlich glaubte Rhodan zu wissen, was Thora bewegte. Der geheimnisvolle Unsterbliche, das unfaßbare Wesen aus Energie, das auf dem künstlichen Planeten „Wanderer" existierte, hatte den Arkoniden die lebenserhaltende Zelldusche verweigert. Nur Rhodan und Bully hatten sie erhalten. Weil Sie Terraner waren! Sein Lächeln war von Bitterkeit durchzogen.
„Ich verstehe Sie, Thora, aber ich weiß nicht, ob der Unsterbliche sich bestechen läßt"
Sie wich ein wenig vor ihm zurück. „Nein, Perry, das dürfen Sie nicht denken! Es ist nicht allein das ewige Leben, das mich lockt. Arkon hat mich so enttäuscht, daß ich schon fast nicht mehr leben wollte, geschweige denn ewig leben. Nein, ich habe mehr als ein Jahrzehnt Gelegenheit gehabt, unter Terranern zu sein. Ich habe erlebt, wie sie in diesen dreizehn Jahren das schufen, wozu wir Jahrtausende benötigten. Und ich habe mir auch schon Gedanken darüber gemacht, welchen Aufschwung das Imperium nehmen könnte, wenn
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