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0040 - Die Nebelgeister

0040 - Die Nebelgeister

Titel: 0040 - Die Nebelgeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Werder
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nicht, das Elixier der Brüder anzurühren!«, kreischte sie.
    »Nur geweihte Menschen, Diener der Brüder, dürfen diesen heiligen Trank berühren! Wage es nicht!«
    Aber Madeleine hatte den Krug bereits an sich gerissen. Als sie ihre Hände wieder an den Körper zog, wallte es in dem Gefäß auf.
    Blubbernd schäumte das Elixier auf. Eine hohe Schaumkrone bildete sich, dann verpestete ein geradezu bestialischer Gestank die Luft.
    Als die Schülerin im Bett den Geruch wahrnahm, schrie sie auf. Sie schrie, als ob es um ihr Leben ging. Ihre Zunge fuhr wie wahnsinnig über die Lippen und dann steigerte sich das Geschrei zu einem wilden Kreischen, das durch die Gänge der Schule hallte.
    Miriam stand immer noch vor der jungen Französin. Ihre Augen glühten wild auf. Es war, als ob eine andere Macht dieses Mädchen übernommen hätte.
    Die Hände der jungen Schottin streckten sich verlangend nach dem Krug aus. Als sie ihn nicht erreichte, stieß sie ein Wimmern aus, das an den Schrei einer gequälten Kreatur erinnerte.
    Das Wallen und Brodeln in dem Gefäß hatte nachgelassen, als Miriam es fast berührte.
    Schnell trat die Lehrerin einen Schritt zurück, und die Flüssigkeit schäumte erneut auf. Wieder zog der eklige Geruch durch den Raum.
    Miriam schrie laut auf. Dieser Schrei steigerte sich zu einem Kreischen, das den Anwesenden heiße Schauer über den Rücken jagte.
    Speichel tropfte aus den Mundwinkeln des Mädchens. Das Gesicht hatte sich zu einer Fratze verzerrt, die nichts als Wut und Hass ausdrückte.
    Madeleine spürte, wie hinter ihr jemand scharf die Luft ausstieß.
    James Brundon, der junge Physiklehrer, stieß hervor: »Wir müssen sie unschädlich machen. Sie ist nicht bei sich! Geben Sie mir den Krug, ich bringe ihn ins Labor. Vielleicht kann man etwas feststellen. Aber sorgen Sie dafür, dass Miriam ruhig wird.«
    Sie reichte das Gefäß weiter, und Brundon verschwand in Richtung Labor. Dann klappten einige Türen. Die ersten Schülerinnen waren wach geworden und wollten sehen, was das Geschrei zu bedeuten hatte.
    Trotz ihrer Jugend war Madeleine energisch genug, mit diesen halbwüchsigen Mädchen umzugehen. »Zurück in eure Zimmer!«, rief sie, »schlaft weiter, was hier vorgeht, wird euch morgen erzählt. Ihr stört hier und richtet Unheil an, wenn ihr euch einmischt!«
    Wieder klappten die Türen, und es schien, als habe man ihre Anweisung befolgt.
    Da spürte die Lehrerin, wie etwas ihren Rücken berührte. »In die Zimmer habe ich gesagt!«, fauchte sie unwillig.
    »Aber Miss Rimbaud, ich bin es, Johnson«, klang die Stimme des Direktors hinter ihr auf.
    Erleichtert drehte sich Madeleine um. »Sie sind doch Spezialist für übernatürliche Dinge! Schauen Sie sich bitte Miriam an, sie ist nicht bei sich. Ich glaube, sie steht unter einem fremden Einfluss.«
    Madeleine schilderte, was vorgefallen war, und Dr. Johnson trat näher. Erschreckt stellte Madeleine fest, dass auch seine Augen in einem seltsamen Feuer glänzten. Was war mit Dr. Johnson geschehen?
    Hatte er seine Finger im Spiel? Wusste er etwas über diese seltsamen Dinge, die hier vorgingen?
    Die Stimme des Schulleiters schien sich verändert zu haben. »Was machst du hier?«, fragte er langsam und fast unmoduliert.
    ***
    »Ich führe die Befehle der Brüder aus. Sie brauchen Leben, um wieder in diese Welt kommen zu können.«
    Madeleine sah, dass sich die Augen Miriams weiteten, als sie Dr. Johnson ins Gesicht sah. Dann huschte ein glückliches Lächeln über das Gesicht des Mädchens. »Sie sind ja…«, begann sie, und im gleichen Moment schoss die Hand des Lehrers vor und legte sich auf den Mund seiner Lieblingsschülerin.
    Madeleine hörte hinter sich einige Geräusche, drehte sich aber nicht um.
    Als der Mann seine Hand von den Lippen des Mädchens nahm, sagte sie: »Ich gehorche und werde berichten.«
    Ihre Augen hatten wieder den alten, hasserfüllten Ausdruck angenommen. Dr. Johnson trat einen Schritt zurück, wischte sich mit der Hand über die Stirn, sah sich verwundert um und fragte: »Möchte mir nicht endlich jemand erklären, was hier vorgeht?«
    Fassungslos starrte Madeleine den Pädagogen an. Sie öffnete den Mund, wollte etwas sagen, aber da legte sich eine Hand auf ihre Schulter, und eine Stimme hauchte an ihrem Ohr: »Nichts, gar nichts sagen!«
    Zornig blickte Dr. Johnson auf die, die hier versammelt waren.
    Dann fiel sein Blick auf Miriam Langdon. »Was soll das? Was suchen Sie hier? Sie haben doch verboten

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