0040 - Die Nebelgeister
anzeigte, setzten plötzlich wieder die vertrauten Nachtgeräusche ein.
Madeleine Rimbaud beschleunigte ihren Schritt. Jetzt rannte sie fast durch den Park. Ein Impuls ließ sie nach oben blicken. Sie befand sich genau unter einem der uralten Kastanienbäume, die den Weg zum Internat säumten.
Ein berstendes Geräusch ließ sie zusammenzucken und genauer hinschauen. Der stärkste Ast, der vom Stamm des Baumes abzweigte, neigte sich langsam nach unten!
Das Geräusch wurde zu einem krachenden Reißen, und der riesige Ast fiel genau auf Madeleine zu!
Die Blätter rauschten durch die anderen Zweige, das Geräusch schwoll zu einem Ton an, der an einen Platzregen erinnerte.
Da hatte Madeleine ihre Panik überwunden und raste los. Sie sah sich nicht mehr um und schaute auch nicht hoch. Alle Kraft, alle Konzentration legte sie in ihren Lauf. Sie wollte entkommen!
Dann krachte der Ast auf den Weg. Nur die äußersten, dünnen Zweige streiften Madeleines Rücken. Ohne anzuhalten jagte die junge Französin die Freitreppe hinauf und warf sich förmlich in die Halle.
Schlitternd kam sie auf die schwere Sitzgruppe zugeschossen und fühlte sich dann von zwei Armen umfangen.
James Brundon, der Physiklehrer, hatte sie aufgefangen. Neben ihm stand Elinor Douglas, die schottische Hauswirtschaftslehrerin.
Dr. Johnson, der Schulleiter, war nirgends zu sehen. Einige andere Mitglieder des Unterrichtspersonales befanden sich ebenfalls in der Halle. Sie hielten Gläser in den Händen und hatten verstörte Gesichter.
»Wir haben ihnen erzählt, was vorgegangen ist«, sagte James, »sie können es nicht begreifen. Lediglich die, die nicht zu sehr an einer wissenschaftlichen Erklärung für diese Dinge hängen, haben einen Funken Verständnis.«
Elinor Douglas nickte und meinte: »Es gibt tatsächlich hier in Schottland und auch in Irland Dinge, die sich nicht mit der herkömmlichen Wissenschaft erklären lassen. Das hat nichts mit Aberglauben zu tun, es ist so und wird sich so schnell auch nicht ändern!«
»Wo ist denn der Chef?«, fragte Madeleine leise und erschauerte.
Der Mann war ihr etwas unheimlich geworden.
Elinor sah die junge Französin an und sagte: »Er hat sich eingeschlossen. Dr. Johnson will in keinem Fall gestört werden!«
»Er ist irgendwie mit dieser ganzen Angelegenheit verbunden«, sagte Madeleine plötzlich.
Der Physiklehrer und Elinor Douglas sahen sich an.
Madeleine hatte den Blick bemerkt und fürchtete, man wolle sie nicht ernst nehmen.
Aber als sie den Mund öffnete, legte Elinor ihr beruhigend die Hand auf den Arm. »Wir nehmen das Gleiche an«, sagte sie. »Dr. Johnson ist in diese Sache verwickelt, aber wir wissen nicht wie, und wir können nichts beweisen. Wir haben keine Ahnung, was überhaupt hier vorgeht!«
Niemand fand eine Erklärung für diese Vorfälle. Das einzige Feststehende war, dass Miriam Langdon verschwunden war und unter dem Einfluss einer fremden Macht, eines anderen Willens zu handeln schien.
Sie beschlossen, wieder ins Bett zu gehen.
»Ich komme noch einen Moment zu Ihnen«, sagte der Engländer und sah Madeleine, die zuerst protestieren wollte, zwingend an.
Sie begriff. Der Physiklehrer wollte ihr etwas sagen, das nicht für die Ohren der anderen bestimmt war.
Die junge Französin warf einen fragenden Blick auf Elinor Douglas, und Brundon nickte fast unmerklich.
»Sie weiß es schon«, flüsterte James Madeleine zu.
Als sie im Zimmer der Französin waren, sagte Brundon: »Die Untersuchung dieser Flüssigkeit hat ergeben, dass es sich um etwas handelt, das nicht genau zu analysieren ist. Ich habe Dr. Harrison geweckt, der ein wirklich guter Chemiker ist. Aber auch er ist fast verzweifelt. Natürlich haben wir hier nicht die Möglichkeit, die Substanz so zu untersuchen, wie es in den großen Laboratorien geschieht, aber einige grundlegende Dinge hätten wir doch herausfinden müssen. Das Einzige, das wir wissen, ist, dass Blut und Gewebewasser in diesem ›Elixier‹ enthalten war. Das Blut stammt von Tieren, Dr. Harrison wies das einwandfrei nach. Aber das Gewebewasser ist eindeutig menschlichen Ursprungs! Alle anderen Substanzen waren nicht zu identifizieren.«
Sie bedankte sich bei Brundon, der sie bald verließ, und warf sich auf ihr Bett. Die Gedanken wirbelten nur so in ihrem Kopf herum.
Sie fand keinerlei Erklärung für die Vorfalle und spürte, dass sie allein auch zu schwach war, um die Dinge aufzudecken, die hier geschahen.
Als sie kurz vor dem Einschlafen
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