0040 - Einer von uns?
verurteilt wie den Mörder selbst. Ich versichere euch noch einmal. Ans und Brand Frewman haben keine Bedenken, einen Menschen zu töten.«
»Das hat Luc auch gesagt«, murmelte der Junge, den de Sergeant als Murray bezeichnet hatte.
Ich zog ihn zu mir heran.
»Wann hat er das gesagt?«
Er stotterte. »Nun, als wir in seiner Wohnung waren, um ihn zu Frewman zu bringen.«
»So, und dann wart ihr noch einmal auf dem Garagenhof?«
»Ja«, nickte er.
»Und wann habt ihr ihn zum dritten Mal gesucht?«, fragte ich rasch.
»Heute…«, stammelte er.
»Und gefunden?«
»Halt’s Maul!«, schrie Bob Fery. Sergeant Lobbeck versetzte ihm eine gewaltige Ohrfeige.
Murray nickte nur stumm.
»Und wo ist er jetzt?«, fragte ich.
»Die Frewmans sind mit ihm fortgefahren«, antwortete der Junge und schluckte.
»Wisst ihr nicht, wohin sie gefahren sind. Habt ihr keine Anhaltspunkte?«
Dany hob die Hand wie ein Schüler in der Schule.
»Ich hörte, wie Ans zu seinem Bruder sagte, als er einstieg: ›Quai‹ und noch etwas.«
»War es eine Nummer? Quai 14, vielleicht?«
»Ja«, antwortete er zögernd. »Das kann stimmen.«
»Sergenat«, schrie ich. »Bringen Sie die Bande zum Revier. Versuchen Sie Lieutenant Robin und Phil Decker zu erreichen. Sagen Sie ihnen, ich sei zum Quai 14 gefahren.«
Ich rannte hinaus und sprang in den Wagen, startete, gab Gas, fuhr an, brachte das Auto auf Touren und schaltete die Sirene und das Rotlicht ein.
Es lag praktisch die ganze Innenstadt zwischen mir und dem Hafen. Der Verkehr war zu dieser Stunde nicht mehr stark. Ich riskierte soviel, wie ich glaubte, riskieren zu können. Die Tachonadel sank nie unter siebzig Meilen.
Sobald ich das Hafengelände erreichte, schaltete ich Sirene und Licht aus. Ich fand die Einfahrt zu Quai 14, stoppte den Wagen, sprang heraus und lief schnell den Quai entlang.
Düster ragten die hohen Bordwände der Schiffe von den Piers. Die Kräne reckten ihre Stahlarme gespenstisch in den nächtlichen Himmel. Die Bogenlampen schaukelten im leichten Wind, der von der Seeseite wehte.
Ich rannte zwischen den Schuppen durch, bis die Holzwände von Pete Labows Unternehmen vor mir lagen. Dort, im Schatten des Lagerschuppens, stand ein großer Wagen mit abgeblendeten Lichtern. Ich nahm die Smith & Wesson in die Hand und entsicherte sie.
Schnell, aber leise näherte ich mich dem Wagen. Es war ein Fairlane. Ich schlich an der Holzwand entlang und kam an das Holztor in der Mitte. Mit den Händen tastete ich nach dem Verschluss. Der Riegel war abgebrochen, die beiden Flügel klafften ein wenig auseinander.
Ich legte mein Auge an den Spalt. Innen flackerte der Lichtstrahl einer Taschenlampe. Sonst war nichts zu erkennen, mein Gesichtskreis wurde durch den Spalt zu sehr eingeengt.
Ich richtete mich auf und holte tief Luft. Dann legte ich die linke Hand an einen der Türflügel und riss ihn auf.
Drei Leuten standen im Schuppen. Luc Partie, dessen Gesicht vom vollen Strahl der Taschenlampe erfasst war. Ich sah seine weit aufgerissenen Augen und entsetzt geöffneten Mund. Unmittelbar vor ihm stand Brand Frewman, hatte den Jungen mit einer Faust am Hals gepackt und war im Begriff, ihn zu Boden zu schleudern. Von dem dritten Mann sah ich nur die leuchtende Scheibe der Lampe, die er in der Hand hielt.
»Loslassen, Brand!«, schrie ich. »Hände hoch!«
Er warf den Kopf herum.
»Mach den Jungen fertig, Brand«, brüllte eine andere Stimme. Brand Frewman gehorchte seinem Bruder, wie er ihm sein Leben lang gehorcht hatte. Er riss den rechten Arm hoch. Im Taschenlampenstrahl sah ich es in seiner Faust aufblitzen.
Mir blieb keine Wahl. Ich musste schießen.
Meine beiden Kugeln rissen Brand Frewman herum. Gleichzeitig mit meinen Schüssen fielen zwei andere. Ich erhielt einen Schlag gegen die linke Schulter. Ich warf mich zu Boden und feuerte im Fallen in Richtung der Taschenlampe. Das Licht erlosch.
»Luc«, rief ich, »bring dich in Sicherheit! Such dir eine Deckung!«
Zwei Kugeln waren die Antwort, aber die verfehlten mich. Ich richtete mich nach dem Mündungsflämmchen und schoss zurück. Dann versuchte ich zu der Seite des Schuppens zu gelangen, wo Luc sich befinden musste. Als ich den helleren Streifen, der durch das offene Tor in das Lagerhaus fiel, mit zwei Sätzen durchquerte, versuchte Ans Frewman noch einmal, mich zu erwischen, aber er hatte kein Glück.
Ich tastete mich zu Partie hin, bekam ihn zu fassen. Er zuckte zusammen.
»Ruhe, mein Junge«, flüsterte
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